"Ein gentechnikfreies Zentraleuropa"

"Ein gentechnikfreies Zentraleuropa"
Der Import von gentechnikveränderten Futtermitteln aus Südamerika soll deutlich reduziert werden.

Etwa 400.000 Tonnen gentechnisch veränderter Sojaschrot werden jährlich nach Österreich importiert. Das soll sich ändern. Matthias Krön, Obmann des Vereins Donau Soja, arbeitet an einer gentechnikfreien Alternative. „Wir wollen eine gentechnikfreie Zone in Zentraleuropa erhalten. Das geht nicht mit Gesetzen, sondern man muss den Bauern auch ein wirtschaftliches Angebot machen. “

Die Voraussetzungen dafür sind laut Krön vorhanden: Die Regionen entlang der Donau bis zum Schwarzen Meer seien gut für den Soja-Anbau geeignet. Denn in Nordeuropa ist es für den Soja-Anbau zu kalt und in Südeuropa zu trocken. Um die Bauern für das Projekt zu gewinnen, werden ab Februar in Ungarn, Rumänien und Serbien Informationsveranstaltungen stattfinden. Mit dabei sind österreichische Händler und Saatgutfirmen. Ziel ist es bereits für die Ernte 2013 Verträge abzuschließen. „Das ist eine Partnerschaftsinitiative. Wir wollen der Landwirtschaft in Osteuropa ein Angebot machen und eine Entwicklungsmöglichkeit geben“, erläutert Krön das Konzept. „Für gutes Soja werden auch gute Preise gezahlt.“

Donauregion

Wien soll nach den Plänen Kröns zu einem Zentrum des Handels mit Soja werden. Laut Schätzungen könnten in der Donauregion in den nächsten Jahren rund fünf Millionen Tonnen hergestellt werden. Damit der Konsument sicher sein kann, dass nicht geschummelt wird, ist ein unabhängiges Kontrollsystem geplant.

In Österreich werden derzeit etwa 100.000 Tonnen Soja produziert, die größtenteils für den Export und Lebensmittel verwendet werden. Krön hält eine Steigerung auf 150.000 Tonnen für möglich. Die heimische Produktion reicht bei weitem nicht aus, um den Gesamt-Bedarf von 600.000 Tonnen zu decken. Allen für die Schweinemast werden jährlich 350.000 Tonnen vor allem aus Südamerika importiert. Das ist jener Bereich mit dem höchsten Anteil an genverändertem Futter. In der Milchwirtschaft wird ja gentechnikfrei gefüttert.

"Ein gentechnikfreies Zentraleuropa"

Die gentechnikfreie Fütterung ist allerdings teurer. Die Mehrkosten betragen laut Krön verglichen mit gentechnischverändertem Soja etwa 80 Euro pro Tone. „Die Entscheidung bleibt beim Konsumenten. Gentechnikfrei kostet mehr.“ Der Obmann von Donau-Soja verweist auf Länder wie Serbien. Dort werde trotz niedrigeren Lebensstandard ohne Gentechnik produziert.

Damit die Qualität des Saatgutes garantiert ist, soll bei den Unternehmen, die Soja verarbeiten, ein Betrag von zwei Tonnen je Euro für die Forschung eingehoben werden. Die Universität für Bodenkultur habe beim Saatgut zwar eine sehr gutes Know-how, aber nur wenig Geld, weiß Krön. Er ist optimistisch, dass „Österreich in einigen Jahren kaum mehr gentechnisch verändertes Soja importieren wird“. Auch die Schweinezüchter seien daran interessiert von Gentechnik wegzukommen.

Jedenfalls sitzen die großen Player im heimischen Lebensmittelhandel mit im Boot. Im Vorstand des Vereins Donau Soja sind Spar, Hofer und Rewe vertreten. Mit dabei sind auch die Raiffeisen Ware Austria und der Verband österreichischer Schweinebauern.

Die Zeiten mit massiver Überproduktion in der Landwirtschaft gehen zu Ende. Die wachsende Weltbevölkerung sorgt für einen deutlich steigenden Bedarf an Nahrungsmitteln. In den vergangenen zehn Jahren war die weltweite Produktion von Weizen in sechs Jahren geringer als die Nachfrage. Es besteht daher durchaus Handlungsbedarf.

Bisher konnte der höhere Bedarf an Lebensmitteln durch deutliche Ertragssteigerungen kompensiert werden. Beim Mais ist es in den USA gelungen die Erträge seit den 60er-Jahren auf 242 Prozent anzuheben, erläutert Hermann Bürstmayr, Professor an der Universität für Bodenkultur und Leiter der Abteilung für Pflanzenzüchtung. In Österreich sind die Erträge beim Weizen in den vergangenen 50 Jahren etwa um das Doppelte gestiegen.

Doch das kann nicht so weitergehen. Eine Steigerung der Erntemengen um das Doppelte in den nächsten 20 Jahren ist nicht realistisch. Es wäre „ziemlich naiv“ an derartige Zuwächse zu glauben, warnt Bürstmayr vor übertriebenen Erwartungen. „Seit den 80er- Jahren sind die Fortschritte immer kleiner geworden.“ Etwa ein Drittel der Ertragssteigerung ist durch genetische Verbesserungen gelungen, der Rest durch höhere Effizienz beim Pflanzenschutz und bei der Düngung.

Durch den Klimawandel verändert sich natürlich auch die Aufgabenstellung der Saatguthersteller. Bürstmayer: „Wir brauchen robustere Sorten, die mit den Klimaschwankungen zurechtkommen.“ Eine höhere Resistenz der Pflanzen ist ohnehin Ziel der Forschung. Das hilft die Stabilität der Erträge trotz Klimaschwankungen zu stabilisieren. Die Universität für Bodenkultur versucht derzeit die Resistenz der Weinrebe gegen Pilzkrankheiten deutlich zu verbessern.

Anpassung

Entscheidend für den Ertrag ist die erfolgreiche Anpassung des Saatgutes an regionale Unterschiede wie etwa die Bodenbeschaffenheit oder das Klima. „US-Weizen würde bei uns nicht gut wachsen“, weiß Bürstmayr. „Man braucht für guten Ertrag regional angepasste Züchtungen. “ Das ist natürlich nicht von heute auf morgen möglich.

Das trotz der Ertragssteigerung der Hunger in der Welt nach wie vor ein ungelöstes Problem ist hat auch mit der Verteilung der Mittel zu tun. Bürstmayr verweist auf die Daten der OECD. In den 80er-Jahren wurden 16 Prozent der Entwicklungshilfe in agrarische Produktion investiert. Heute sind es nur mehr vier Prozent.

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