Ederer geht vorzeitig aus Siemens-Vorstand

Ederer geht vorzeitig aus Siemens-Vorstand
Nach Peter Löscher verlässt auch Brigitte Ederer den deutschen Technologiekonzern. Damit ist kein Österreicher mehr im Management.

Gerüchte gab es schon seit Ende Juli, jetzt ist es fix: Brigitte Ederer (57) wird laut KURIER-Informationen mit Ende September vorzeitig den Vorstand des deutschen Technologiekonzerns Siemens verlassen. Ende Juli musste Konzernchef Peter Löscher gehen. Löscher, der ebenfalls aus Österreich stammt, hatte Ederer 2010 in den Siemens-Vorstand geholt.

Seit seinem Ausscheiden hatten Insider vermutet, dass auch Ederer nicht bis zum Ende ihres Vertrages im Leitungsgremium bleiben wird. Ederers Vertrag läuft formell noch bis Mitte 2015. Ihr Ressort übernimmt Technologie-Vorstand Klaus Helmrich, der sich stärker um die Verbindung Technik und Personal kümmern soll.

Weitere Personalrochaden

Zum neuen Finanzvorstand rückt der langjährige Siemens-Manager Ralf Thomas auf, der in der Funktion Joe Kaeser nach seiner Beförderung nach ganz oben folgt. Der 52-jährige Thomas leitete zuletzt das Finanzressort des Sektors Industrie und ist seit 1995 im kaufmännischen Bereich des Konzerns beschäftigt.

Im Aufsichtsrat löst ein Technologieexperte den scheidenden Banker Josef Ackermann ab. Der bisherige SAP -Co-Chef Jim Snabe ersetzt den früheren Deutsche-Bank-Chef im Oktober.

Nicht freiwillig

Ederers vorzeitiger Abgang dürfte nicht ganz freiwillig erfolgt sein. Ederer selbst hatte noch vor wenigen Wochen dem KURIER gesagt, dass sie bis zum Auslaufen ihres Vertrages bis Mitte 2015 im Vorstand bleiben will, um danach „wie die meisten Frauen in Österreich mit knapp 60 Jahren in Pension zu gehen“.

Insider in München vermuten, dass Konzernvorstand, Betriebsrat und Gewerkschaft die Ablöse Ederers betrieben haben sollen. Ederer war im Vorstand für Personal zuständig. Offenbar hatte sie nach dem Abgang von Peter Löscher die Unterstützung des Managements verloren. Ein Insider zynisch: „Jetzt ist der Siemens-Vorstand wieder komplett bayerisch und CSU.“

Ederer startete ihre berufliche Karriere in der Politik. Sie war SPÖ-Nationalratsabgeordnete und dann Staatssekretärin im Bundeskanzleramt und bereitete den EU-Beitritt Österreichs 1995 vor. Bekannt wurde sie mit dem „Ederer-Tausender“: Der EU-Beitritt sollte jedem Österreich 1000 Schilling Preisvorteil bringen. 2001 wurde sie Vorstand bei Siemens Österreich.

Bilanz
Siemens setzte im abgelaufenen Geschäftsjahr mit 370.000 Mitarbeitern weltweit 78,3 Milliarden Euro um. Für heuer wird ein leichtes Minus erwartet.

Gewinnwarnung
Wegen zahlreicher Projektpannen musste das Gewinnziel für das laufende Geschäftsjahr – zwischen 4,5 bis 5 Milliarden Euro – nach unten korrigiert werden. Der Aktienkurs rutschte um sechs Prozent auf 78,62 Euro ab. Am kommenden Donnerstag werden die Zahlen für das dritte Quartal präsentiert.

Sparprogramm
Das umstrittene Milliarden-Sparprogramm „Siemens 2014“ sieht den Abbau von rund 10.000 Stellen und die Aufgabe unrentabler Geschäftsbereiche vor. Selbst das China-Geschäft steht auf den Prüfstand.

Mitbewerb
Während Siemens schrumpft und um eine Strategie ringt, rechnet Rivale General Electric (GE) heuer mit einem Gewinnwachstum. Auch die Schweizer ABB ist auf Wachstumskurs und geht fleißig auf Einkaufstour.

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