E-Zigaretten: Lukratives Milliarden-Geschäft mit viel Dampf und Aroma

E-Tschick-Markt wächst jährlich bis zu 30 Prozent
Der Tiroler Industrielle Christoph Swarovski und Imperial Brands wollen Weltmarkt erobern. Mit E-Zigaretten werden jährlich sieben Milliarden Euro umgestetzt.

Der Tiroler E-Zigaretten- und E-Liquids-Hersteller "Von Erl." zieht aus, um den den Weltmarkt aufzumischen. Dazu hat sich das erst 2014 gegründete Unternehmen, das dem Industriellen und Tyrolit-Geschäftsführer Christoph Swarovski gehört, den viertgrößten Tabakkonzern Imperial Brands, vormals Imperial Tobacco, als strategischen Partner angelacht.

Der Big Player mit Sitz in Bristol, Großbritannien, hat mit seiner niederländischen Fontem Ventures etwas mehr als 50 Prozent an dem Tiroler Betrieb übernommen. In dieser Amsterdamer Holding bündeln die Briten ihr Non-Tobacco-Geschäft, bewusst ganz klar getrennt vom schlecht beleumundeten Tabakgeschäft.

Die restlichen Anteile an dem Unternehmen mit Sitz in Hall hält weiterhin Christoph Swarovski über die Schweizer Gesellschaft Lorea AG. Bisher setzte das Haller Unternehmen über rund 3000 Verkaufsstellen in zwölf Ländern jährlich rund 20 Millionen Einheiten ab, in Zukunft soll der Umsatz massiv gesteigert werden.

80.000 Verkaufstellen

"Mit diesem Partner können wir uns künftig unheimlich schnell bewegen. Unser Ziel ist, mit Fontem auf 80.000 Verkaufsstellen hochzufahren", sagt Von-Erl.-Chef Günter Höfert im Gespräch mit dem KURIER. "Wir werden dementsprechend investieren. Das heißt mehr Jobs und auch produktiver werden."

Findet das Wachstum vorwiegend in den USA statt, wird bei einem US-Lohnfertiger investiert, für das Wachstum auf dem europäischen Markt wird der Standort Hall ausgebaut. Dazu muss man wissen, dass mit E-Zigaretten jährlich weltweit rund sieben Milliarden Euro umgesetzt werden, davon ungefähr die Hälfte in den USA, eine Milliarde Euro in Großbritannien, etwa 700 Millionen Euro in Frankreich und rund 600 Millionen in Italien.

30 Prozent Wachstum

Indes sind Österreich und Deutschland nach wie vor Länder der Tabakraucher. "In Österreich werden mit E-Zigaretten zwischen 15 und 20 Millionen Euro umgesetzt", sagt Höfert. "Der Markt wächst jedes Jahr zwischen 25 und 30 Prozent."

Die Idee stammt von einem Mitarbeiter von Swarovski und Höfert. Das Duo betreibt mit der Sistro GmbH ein Unternehmen für Medizintechnik (Implantate) und Luftfahrtkomponenten. Und der Entwickler neuer Produkte bei Sistro schlug dann die Erzeugung von E-Zigaretten vor. Nach kurzer Skepsis und einer umfangreichen Recherche über die Internet-Suchenmaschine Google konnte Höfert sich ein Bild über das Potenzial der dampfenden Zigaretten machen. Und dann ging es gleich an den Start. Später wurde das Geschäft mit dem neuen Produkt von der Sistro ausgegliedert.

Die Tiroler stellen sowohl offene als auch geschlossene E-Zigarettensysteme her. Bei einem geschlossenen System befindet sich das Liquid, das verdampft wird, in einer Kartusche, und bei einem offenen hat man einen Tank, in den man Flüssigkeiten einfüllen kann. Letztere geben angeblich mehr Dampf, Aromastoffe und Nikotin ab.

Ein Konkurrent

Die E-Zigarette der Tiroler, auf die der Riese Imperial Tobacco setzt, ist eine Kombination aus beiden Systemen.

"Damit sind wir fast einzigartig auf dem Markt", sagt Höfert zum KURIER. Nur in den USA gibt es mit der Firma Paxlabs mit Sitz San Francisco und Risikokapital aus dem Silicon Valley einen ernsthaften Konkurrenten. Die Nummer eins auf dem US-Markt ist die E-Zigaretten-Marke "Vuse" vom Tabakkonzern RJ Reynolds, die Nummer zwei ist die Marke blu von Imperial Brands. Auch der Big Player British American Tobacco (BAT) verkauft mit der "Vype" einen E-Tschick auf dem europäischen Markt, insbesondere in Großbritannien, Italien und Deutschland.

Zwitter-Produkt

Der mit Abstand weltgrößte Tabakkonzern ist der börsennotierte New Yorker Riese Philip Morris International. Die Amerikaner betreiben in Bologna eine Fabrik für E-Zigaretten, die um 500 Millionen Euro erweitert wird, und bauen in Dresden ein Werk um rund 300 Millionen Euro. Unter der Marke Iqos stellt die Marlboro-Mutter eine E-Zigarette her, bei der ein gepresster Tabak-Stift erhitzt, aber nicht verbrannt wird. Höfert geht davon aus, dass sich der Weltmarkt für E-Zigaretten in den nächsten Jahren verdoppelt.

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