Vor allem private Haushalte lassen Stromverbrauch weiter wachsen

Für das Baby ist klar: Der Strom kommt aus der Steckdose. Das mehr dahinter steckt, wird einem bewusst, wenn man selbst Rechnungen zu bezahlen hat.
Die Produktion in Österreich ist dagegen gesunken, Netto-Stromimporte haben sich mehr als verdoppelt. "Durch die derzeitige Marktlage rechnet sich die Stromproduktion aus Gaskraftwerken schlichtweg nicht", so E-Control-Vorstand Walter Boltz.

Der Stromverbrauch ist in Österreich im vergangenen Jahr um 0,5 Prozent auf rund 69.600 Gigawattstunden (GWh) gestiegen - verantwortlich waren dafür vor allem die Haushalte und andere kleine und mittlere Verbraucher, sagt die Energieregulierungsbehörde E-Control. "Die Industrie dürfte dagegen einen geringeren Anteil am Verbrauchswachstum gehabt haben", sagt E-Control-Vorstand Martin Graf.

"Energieeffizienzgesetz wäre ein wichtiger Schritt"

Vor allem private Haushalte lassen Stromverbrauch weiter wachsen
APA11998466-2 - 21032013 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT WI - Die E-Control-Vorstände Walter Boltz (l.) und Martin Graf am Donnerstag, 21. März 2013, anl. einer Pressekonferenz zum Thema "Jahresbericht 2012" in Wien. APA-FOTO: HANS KLAUS TECHT
Zwar machte der Verbrauchszuwachs schalttagbereinigt sogar 0,8 Prozent aus und entsprach damit etwa der Steigerung des Vorjahres, doch dürfte der Stromverbrauch der großen Abnehmer in der Industrie stagnierend oder sogar rückläufig gewesen sein, interpretiert die E-Control ihre vorläufigen Zahlen in einer Aussendung am Mittwoch.

"Ein bundesweit einheitliches Energieeffizienzgesetz wäre ein wichtiger Schritt" um das Verbrauchswachstum einzudämmen, sagte Graf laut Aussendung. Ein Entwurf dazu sei im vergangenen Jahr im Parlament gescheitert, nun müsse möglichst bald ein neuer, verbesserter Gesetzesentwurf vorgelegt werden.

Vor allem private Haushalte lassen Stromverbrauch weiter wachsen
Gas- und Stromverbrauch seit 1990, ausgewählte Jahre - Säulengrafik Grafik 0249-14-Energie.ai, Format 88 x 68 mm

Im Gegensatz zum Verbrauch war die Stromproduktion in Österreich rückläufig - obwohl 2013 ein gutes Wasserjahr war, sank die erzeugte Strommenge um 6 Prozent auf 67.700 GWh. Das lag vor allem an der geringeren Stromproduktion durch Wärmekraftwerke, die um 16,8 Prozent zurückging auf 16.500 GWh. "Durch die derzeitige Marktlage rechnet sich die Stromproduktion aus Gaskraftwerken schlichtweg nicht", erläuterte E-Control-Vorstand Walter Boltz.

Die Netto-Stromimporte haben sich von 2.800 auf 7.300 GWh mehr als verdoppelt. Zwar beträgt die Differenz zwischen Inlandserzeugung- und verbrauch nur rund 2.000 GWh, doch wird der für Pumpspeicherkraftwerke verwendete Strom nicht als Verbrauch gezählt.

Laufkraftwerke erzeugten im Vergleich zum besonders guten Wasserjahr 2012 um 3,6 Prozent weniger Strom als 2012, Speicherkraftwerke sogar um 6,1 Prozent weniger.

IG Windkraft und E-Control bei Zahlen uneins

Deutliche Zuwächse gab es dagegen bei der Windkraft: Im vergangenen Jahr erzeugten Windkraftwerke um 9,6 Prozent mehr Strom als im Jahr zuvor. Der Gesamtanteil von Wind an der heimischen Stromproduktion lag allerdings nur bei knapp 3 Prozent.

Die IG Windkraft widerspricht diesen Zahlen allerdings in einer Presseausendung: 2013 seien bereits 4,5 Prozent des Stromverbrauchs durch Windenergie gedeckt. "Auf der Website der Ökostromabwicklungsstelle wird die von der E-Control übernommene Windstrommenge im Jahr 2013 mit 2.970 GWh angegeben. Rund 10 Prozent der Windkraftleistung in Österreich ist darüberhinaus bereits aus der Förderung entlassen und in diesem Wert zum Teil gar nicht enthalten." Im Jahr 2013 sei daher mehr als 3.000 GWh Strom in Windkraftwerken produziert worden. Bei 69.600 GWh Stromverbrauch entspricht der Windstromanteil daher rund 4,5 Prozent.

Auch der Zuwachs der Stromproduktion durch die Windenergie liege nicht, wie von der E-Control berichtet, bei 9,6 Prozent sondern bei rund 25 Prozent, heißt es weiter.

Der KURIER hakte daraufhin bei der E-Control nach. Die etwas skurril anmutende Erklärung: Man zähle nur Windparks, die größer als 10 Megawatt sind. Denn nur diese sind meldepflichtig, die kleineren nicht.

Gas

Der Gasverbrauch durch Endkunden ging um 4,8 Prozent auf knapp 87.000 GWh (7,5 Mrd. Kubikmeter) zurück. Das entspricht in etwa dem Rückgang des Vorjahres. "Wesentlicher Grund dafür war der geringere Einsatz der Gaskraftwerke, die um knapp ein Drittel seltener in Betrieb waren als 2012", erklärt Boltz. "Bei den Haushalten dürfte der Gasverbrauch stagniert haben bzw. sogar leicht gestiegen sein."

Zur E-Control-Website

In Deutschland sorgt derzeit ebenfalls ein Thema rund um den Stromverbrauch für Schlagzeilen: Eine wachsende Zahl der Haushalte hat Probleme, die benötigte Energie zu bezahlen. Der Anteil der sogenannten energiearmen Haushalte sei von 13,8 Prozent im Jahr 2008 auf 17 Prozent im Jahr 2011 gestiegen, berichtete Spiegel Online am Montag unter Berufung auf Angaben der Regierung in Berlin.

Wer gilt als energiearm?

Als energiearm wird ein Haushalt demnach eingestuft, wenn seine Mitglieder mehr als zehn Prozent des gemeinsamen Nettoeinkommens für Wohnenergie ausgegeben müssen.

Das Online-Portal berief sich auf eine Antwort der deutschen Regierung zu einer Anfrage der Grünen im Bundestag. Statistischen Hochrechnungen zufolge seien demnach 2011 rund 6,9 Millionen deutsche Haushalte von Energiearmut betroffen gewesen. Sie hätten monatlich im Durchschnitt 901 Euro zur Verfügung gehabt und davon 93 Euro für Energie ausgegeben.

In den vergangenen Jahren sind die Energiekosten in Deutschland deutlich gestiegen. Angaben der Regierung vom Jänner zufolge erhöhten sich die Kosten für Heizung und Warmwasser für einen durchschnittlichen Haushalt zwischen 2002 und 2012 um 43 Prozent.

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