E-Bike-Firma Freygeist ist insolvent

e-Bike-Unternehmen Freygeist musste Insolvenz beantragen
In Deutschland und in Österreich wurden Insolvenzanträge eingebracht. Investoren bangen um 1,5 Millionen Euro. Geschäftsführer ist davongeradelt.

Dieses Unternehmen hat sich auf die Fahnen geschrieben, dass es das E-Bike „neu erdacht“ hat. „Die Technologie eines modernen E-Bikes im Design eines klassischen Fahrrads bietet herausragende Fahreigenschaften“, heißt es auf der Homepage der Crowdfunding-Plattform Companisto über die Freygeist lightweight e-Bikes GmbH ordentlich viel Geld eingeworben hat. Mit diesem zwölf Kilo leichten Premium-Bike, das um die 4000 Euro kostet, sollte die Zielgruppe der „Urban Professionals“ bedient werden – mehr als eine Million Zielkunden weltweit wurde ursprünglich angepeilt.

"Ein sehr exklusives Lifestyle-Produkt", nennt es ein Freygeist-Gesellschafter im Gespräch mit dem KURIER. Detail am Rande: Auch Vizekanzler Reinhold Mitterlehner ist stolzer Besitzer eines Freygeist-Bikes, die ÖVP hat ihm dieses Elektrofahrrad im Dezember 2015 zum 60. Geburtstag geschenkt. "Das hat die ÖVP gekauft, wir haben ja nichts zu verschenken", sagt der Gesellschafter.

Zwei Anträge

Zurück zur wirtschaftlichen Lage. Nun hat Freygeist mit Sitz in der Berliner Potsdamerstraße sowohl in Deutschland als auch in Österreich Insolvenz angemeldet. "Es wurden in beiden Ländern Anträge eingebracht", bestätigt ein ehemaliger Geschäftsführer von Freygeist Deutschland, dessen österreichische Firma auch Gesellschafter der Berliner Mutterfirma ist, am späten Mittwochnachmittag dem KURIER. Er möchte aber im Zusammenhang mit der Insolvenz seinen Namen nicht in einem Medium lesen.

Geschäftsführung verwaist

Die Hintergründe der Insolvenz sind offenbar noch sehr unklar. "Ich kann ihnen nur ganz wenig dazu sagen, da ich seit August nicht mehr Geschäftsführer bin. Ich bin eigentlich als nur als Business Angel eingestiegen und nur überbrückend über mehrere Monate in der Geschäftsführung gewesen", sagt der Niederösterreicher zum KURIER. "Wir haben im August die Geschäftsführung einem einzelvertretungsbefugten Geschäftsführer übergeben und der hat das Amt Ende November zurückgelegt. Damit ist die Freygeist derzeit ohne Geschäftsführung." Dieser Kurzzeit-Geschäftsführer sollte laut dem Insider eigentlich langfristig das Wachstum der Marke Freygeist vorantreiben. Denn Namen dieses Allein-Geschäftsführers wollte der Freygeist-Gesellschafter nicht nennen.

Fragwürdige Vorgangsweise

"Wegen des laufenden Verfahrens", sagt der Niederösterreicher kryptisch zum KURIER. "Ich möchte niemanden diskreditieren. Ich glaube nicht, dass er nicht auffindbar ist, aber ich persönlich habe keinen Kontakt zu ihm. Wir haben den Geschäftsführer aufgefordert Insolvenz zu beantragen, er hat gesagt, das macht er nicht mehr." Nachsatz: "Warum ein Geschäftsführer nach drei Monaten wieder geht, ist eine gute Frage. Die versuchen wir zu klären." Das klingt nicht gut und lässt viel Raum für Spekulationen. Warum dieser ominöse Ex-Geschäftsführer überhaupt nicht im Firmenbuch eingetragen wurde, ist auch unklar.

Fakt ist: Im deutschen Firmenbuch laut Creditreform sind nach wie vor die drei Alt-Geschäftsführer eingetragen, in Österreich sind es nur zwei.

Hundert Vorbestellungen

"Es sind auch Hunderte Räder von Händlern vorbestellt, wir hatten in Deutschland eine Lohnfertigung", sagt der Freygeist-Gesellschafter zum KURIER. "Die Crux an der Geschichte ist, dass wir auf Gesellschafterebene gerade versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen und aufzuklären, wie es dazu gekommen ist. Aus Vorsicht haben wir die Insolvenzanträge gestellt." Nachsatz: "Es wurde ein strukturierter Vertrieb aufgebaut, wir haben im Vorjahr 500 Räder gebaut und verkauft." Jeder Gesellschafter sei motiviert, eine positive Lösung zu erzielen.

1,5 Millionen Euro

Auch André Glasmacher von der Crowdfunding-Plattform Companisto teilte dem KURIER mit, dass die Investoren über die Insolvenzanträge informiert wurden. Freygeist hat über Companisto 1,5 Millionen Euro „Risikokapital“ bei 1107 Investoren eingeworben. Das entspricht laut Companisto einer Beteiligung am Unternehmenswert und am Gewinn von Freygeist in Höhe von 37,5 Prozent.

Die Gesellschaften

Die Gesellschafter der deutschen Freygeist lightweight e-Bikes GmbH sind laut dem Wirtschaftsinformations-Dienstleister Creditreform ausschließlich österreichische Unternehmen und Personen, darunter sind die Trend Consulting GmbH, die One-Group GmbH, die Dr. Alkier GmbH, die Artemis Investments GmbH und die zwei früheren Freygeist-Geschäftsführer und Gründer Usama Assi und Martin Trink sowie zwei weitere Personen. Die deutsche Freygeist-Gesellschaft ist wiederum Alleingesellschafterin der Österreich-Tochter mit Sitz in der Wiener Ballgasse.

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