VW will jährlich bis zu 3 Millionen E-Autos verkaufen

Nach dem "Dieselgate" baut der Wolfsburger Weltkonzern massiv um und setzt auf drei Schwerpunkte.

Die Abgas-Affäre hat der deutschen Autohersteller VW noch lange nicht ausgestanden, da gibt Vorstandschef Matthias Müller den Startschuss für den größten Wandel in der Geschichte des Wolfsburger Konzerns. "Die Diesel-Thematik hat uns ordentlich durchgeschüttelt und ihre Aufarbeitung wird noch eine Zeit brauchen", sagte VW-Chef Matthias Müller am Donnerstag. " Mit unserem neuen Konzept ,Strategie 2025‘ stellen wir den ganzen herkömmlichen Konzern auf den Kopf." Mehr als 250 Experten haben an der Neuausrichtung getüftelt. Die Pläne sind überaus ambitioniert.

So werden in der Produktion die zwölf Baukästen-Systeme für alle VW-Marken auf vier reduziert; zugleich sollen die 340 Modell-Varianten massiv verringert werden. Aus dem reinen Autobauer will Müller einen Mobilitätskonzern formen. Dazu werden rund 1000 Software-Experten an Bord geholt.

Außerdem soll der Bereich Komponenten-Fertigung (67.000 Mitarbeiter, 26 Standorte) in ein eigenes Unternehmen ausgelagert werden. Ziel ist es, von Zulieferern unabhängiger zu werden und die Wertschöpfung im Konzern zu steigern.

Zugleich soll der Bereich Batterietechnologie zu einer weiteren Kernkompetenz aufgebaut wird, um Elektro-Fahrzeuge mit hoher Kilometerleistung herstellen zu können. Offenbar ist auch angedacht, ein eigenes Batterie-Werk aufzuziehen. Denn der Elektrifizierung der Fahrzeuge gehört laut Müller die Zukunft. Der VW-Chef rechnet vor, dass bis 2030 nur noch zwei Drittel der Fahrzeuge Verbrennungsmotoren haben werden, der Rest Elektroantriebe. Die Verbrennungsmotoren werden zwar nicht vom Markt verschwinden, aber durch die immer strengeren Emissionsauflagen wird der Bau dieser Autos immer schwieriger und teurer.

"Wir werden diese Kosten nicht an den Kunden weitergeben können", sagte Müller. "Wir gehen aber davon aus, dass gleichzeitig Elektromobilität günstiger wird." Bis 2025 will er mehr als 30 E-Fahrzeugmodelle auf den Markt bringen. Jährlich soll VW zwei bis drei Millionen E-Autos verkaufen.

Doch dieser "epochale Wandel", wie ihn Müller hochtrabend bezeichnet, geht auch ins Geld. So sollen jedes Jahr rund acht Milliarden Euro durch Kostensenkungen, Effizienzsteigerungen, Verbesserung der Entwicklung und Produktion sowie durch vertriebliche Leistungen eingespart werden. Unklar ist, ob auch an einer der zwölf Konzern-Marken gekratzt wird und wie viele Arbeitsplätze diesen Wandel nicht überleben werden. Fakt ist: Seit Juni arbeiten der Betriebsrat und der Vorstand für die Marke Volkswagen an einem "Zukunftspakt". Der Umsetzung dieses Pakts schreibt Müller "eine Schlüsselrolle" zu.

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