Gewiefter Deal: Porr krallt sich einen Nischen-Player

Karl-Heinz Strauss hat mit der Porr viel vor
Der Börsenkonzern Porr verstärkt seine lukrativen Geschäfte im Tunnel- und Kraftwerksbau.

Der börsennotierte Wiener Baukonzern Porr (16.000 Mitarbeiter, 3,9 Milliarden Euro Produktionsleistung) baut seine Geschäfte weiter aus. Dazu hat Porr-Chef Karl-Heinz Strauss 50 Prozent am Salzburger Bauunternehmen G. Hinteregger & Söhne und 49 Prozent an deren Linzer Schwesterfirma Dywidag übernommen. Diese beiden Beteiligungen hat die Porr von einem Neffen von Klaus Hinteregger gekauft, dem die übrigen Anteile an beiden Unternehmen gehören. Doch das war nur der erste Streich. Strauss ist kein Unternehmer, der sich mit dem Beifahrersitz, sprich einer Minderheitsbeteiligung, begnügt. Er will auch bei Hinteregger das letzte Wort haben.

Abtausch der Beteiligungen

Gewiefter Deal: Porr krallt sich einen Nischen-Player
Strabag und Porr hatten Besuch
So wird die Porr am Ende Hinteregger Bau (850 Mitarbeiter) zu 100 Prozent übernehmen. Im Gegenzug gibt sie ihre 49 Prozent an der Dywidag an die Familie Klaus Hinteregger ab. Die Bundeswettbewerbsbehörde muss den Deal aber noch absegnen. Für Strauss ist dieser gewiefte Handel ein Glücksgriff. Denn: Der Bauriese braucht die Firma Hinteregger & Söhne als Ergänzung für den Erdbau, den Industriebau und den Tunnelbau. Das Kerngeschäft der Porr ist der Bereich Infrastruktur. Und Hinteregger passt zur Porr wie ein lang gesuchter Puzzlestein.

Die Salzburger haben an 49 Fluss- und Hochgebirgs-Kraftwerken mitgebaut und zahlreiche Straßen- und Eisenbahn-Tunnels errichtet; auch komplexe Ortsumfahrungen samt Ober- und Unterführungen gehören dazu.

Win-win-Situation

"Damit sind wir in Österreich sehr gut aufgestellt", sagt Strauss zum KURIER. "Porr und Hinteregger sind schon jahrelang im Tunnel- und Kraftwerksbau Partner." Unter anderem beim unterirdischen Bahnhof "Stuttgart21" und beim Salzburger Wasserkraftwerk Sohlstufe-Lehen.

In gemeinsamen Arbeitsgemeinschaften wird nun die Porr das Sagen haben. Strauss setzt dabei nicht nur auf Großprojekte, sondern auf kleinere Tunnels und Verbindungsschächte für Kraftwerke. "Da hat Hinteregger eine sensationelle Mannschaft", sagt der geschäftsführende Porr-Aktionär.

Das Salzburger Bauunternehmen

Im Geschäftsjahr 2014 hat Hinteregger Holding die Salzburger Fritz & Co Baugesellschaft aus dem Konkurs der Alpine Bau herausgekauft und auch zahlreiche Alpine-Mitarbeiter und Baustellen übernommen. Zur Tochterfirma G. Hinteregger & Söhne gehört auch die A. Niedermühlbichler Baugesellschaft (www.nmbbau.at), deren Geschäfte von Stefan und Markus Hinteregger geleitet werden.

Im Geschäftsjahr 2015 weist der Konzern "Hinteregger Holding" ein Ergebnis (EGT) von minus acht Millionen Euro aus, der Verlust betrug 2,77 Millionen Euro. Probleme hatte Hinteregger bei einem Joint Venture ("Dogancay") in der Türkei. Der dortige Partner ist laut Bilanzunterlagen in die Pleite geschlittert. Im Schnitt wurden 2015 exakt 853 Mitarbeiter beschäftigt, 2014 waren es sogar 892 Personen.

Zu den Projekten 2015 zählten in den Kernmärkten Deutschland und Österreich der Semmering Basistunnel, der Brenner Basistunnel, die Autobahn A5 im niederösterreichischen Weinviertel und Neubaustrecken der Deutschen Bahn (DB). Aufgrund des Nachfragerückgangs wurden die Niederlassung in Niklasdorf (Steiermark) und ein Teilbereich in Wien geschlossen.

Im ersten Quartal 2016 betrug der Auftragsstand 295 Millionen Euro. Im Vorjahr hat die Tochterfirma Hinteregger & Söhne Finanzanlagen verkauft, um "zusätzliche Mittel im zweistelligen Millionenbereich zu sichern". Laut Strauss soll die Salzburger Baufirma 2016 aber wieder positiv gewirtschaftet haben.

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