Drogeriekette Schlecker ist pleite

Drogeriekette Schlecker ist pleite
Die deutsche Kette geht in Planinsolvenz. So soll Geschäftsbetrieb während der Sanierung weiterlaufen können.

Die größte deutsche Drogeriekette Schlecker ist insolvent. Der Konzern ist auch in Österreich mit 970 Filialen vertreten. Schlecker bestätigte nach diversen Medienberichten nun, dass das Unternehmen in Planinsolvenz geht. Dieses Verfahren wurde in Deutschland 1999 eingeführt: Es soll einer Firma ermöglichen, während der Insolvenz zu sanieren. Sie entspricht dem österreichischen Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung, den der Mischkonzern A-Tec erfolglos in Anspruch genommen hatte.

Schlecker will auf diese Weise einen Großteil des Filialnetzes erhalten und somit auch die Arbeitsplätze. Der Geschäftsbetrieb werde unverändert weiterlaufen. Das Unternehmen steckt in den roten Zahlen und schließt derzeit deutschlandweit Hunderte Filialen.

Zittern in Österreich

Details zu den 970 österreichischen Filialen sind noch nicht bekannt. Erst vor drei Tagen hatte Schlecker-Sprecher Patrick Hacker gemeint, Österreich sei von der Schließungswelle nicht betroffen. "Innerhalb des Konzerns ist die Situation in Österreich vorbildlich", meinte er. Hierzulande arbeiten etwa 3000 Personen bei der Drogeriekette. "Unmittelbar bemüht man sich, die Geschäfte in Österreich aufrechtzuerhalten", sagte Karl Proyer, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp). Dies habe ihm Schlecker-Österreich-Geschäftsführer Andreas Kozik gesagt.

Eine Insolvenz in Deutschland könnte die Österreich-Tochter aber mit in den Abgrund reißen, waren sich Experten heute einig. Die sogenannte Planinsolvenz, die Schlecker anstrebt, ist ein Spezialfall des deutschen Insolvenzverfahrens und entspricht in etwa dem in Österreich 2010 eingeführtem Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung.

Angekämpft bis zuletzt

Drogeriekette Schlecker ist pleite

Das Familienunternehmen wurde von Firmenpatriarch Anton Schlecker 1975 gegründet. 2010 kamen die Kinder Lars und Meike an die Unternehmensspitze. Schlecker musste im harten Wettbewerb auf dem Drogeriemarkt immer stärker Federn lassen und kämpft offenbar seit Jahren gegen Verluste an. Im Gesamtkonzern ist der Umsatz 2010 um 650 Millionen Euro auf 6,55 Milliarden Euro eingebrochen, 2011 dürfte es nicht besser gelaufen sein.

In den vergangenen Monaten hatte sich der Konzern selbst eine Verjüngung verschrieben, mit neuen Konzepten, Werbeoffensive und neuem Slogan ("For You. Vor Ort"). Auch eine Image-Korrektur und ein "Waffenstillstand" mit der Gewerkschaft wurden angestrebt. Schließlich war die öffentliche Meinung nach Medienberichten über Mitarbeiterschikanen mehr als angekratzt. Doch geholfen hat das alles nichts angesichts der Tatsache, dass Problem-Filialen auf einen Monatsumsatz von gerade mal 30.000 Euro kamen, wie Spiegel Online berichtete.

Die Mitarbeiterzahl lag Ende 2011 bei über 30.000 in Deutschland und weiteren rund 17.000 im Ausland. Für Beobachter überraschend, hatte sich die Firma zuletzt auch nach einem externen Investor umgesehen. Der Konzern hatte offenbar auch Probleme, Kredite zu bekommen. Der ursprünglich für 2011 angepeilte Turnaround wurde dann auf 2012 verschoben. In der stark umkämpften Drogeriebranche unterlag Schlecker nun den beiden großen Konkurrenten dm und Rossmann. Dabei war Schlecker bis vor kurzem noch die Nummer eins in Deutschland.

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