Drittes mageres Jahr für Landwirte

Nordrhein-Westfalen/ Ein Landwirt faehrt am Dienstag (28.08.12) bei Ennepetal mit einem Traktor vom Typ Fendt 820 und einem Grubber ueber ein abgeerntetes Getreidefeld. Foto: Sascha Schuermann/dapd
Große Erntemengen und die Folgen der Ukraine-Krise sorgen heuer für ein Minus von 2,4 Prozent.

Es ist ein Glücksspiel. Denn das Wetter ist ein entscheidender Faktor für die Preisgestaltung am Weltmarkt. Bei schlechten Ernten in den großen Produktionsländern steigen die Preise für Agrarprodukte in lichte Höhen. Hohe Ernteerträge sowie schlechte Qualität sorgen hingegen für massive Rückgänge bei den Erzeugerpreisen. Bei Kartoffeln betrug das Minus laut der EU-Statistikbehörde Eurostat fast 25 Prozent, bei Getreide rund 14 Prozent.

Importstopp

Dazu kommt die Ukraine-Krise mit wechselseitigen Sanktionen zwischen der EU und Russland. Der russische Importstopp für landwirtschaftliche Produkte wie etwa Schweinefleisch drückt ebenfalls auf die Erzeugerpreise. Die Realeinkommen der heimischen Landwirte sollen daher heuer um 2,4 Prozent sinken. 2014 ist bereits das dritte Jahr in Serie mit niedrigen Einkommen für die Bauern in Österreich.

Drittes mageres Jahr für Landwirte
Einkommen pro Beschäftigtem in der Landwirtschaft 2004-2014 - Kurvengrafik; Beschäftigte 2004 und 2014 Grafik 1467-14-Landwirtschaft.ai, Format 88 x 80 mm

Dazu beigetragen haben auch die Kürzungen bei den Subventionen der EU. Etwa 68 Prozent der Agrareinkommen werden über Förderungen finanziert. Laut dem Präsidenten der Landwirtschaftskammer, Hermann Schultes, gab es 2014 bei Direktzahlungen ein Minus von drei Prozent. Zusätzliche Steuer-Belastungen sind für Bauern-Vertreter daher nicht akzeptabel. Das klare Nein der ÖVP zu Eigentumssteuern ist für Bauernbundpräsident Jakob Auer eine „wichtige Ansage“. Die staatlich subventionierte Risikoversicherung für Bauern müsse ausgebaut werden.

Positiv für die Einkommensentwicklung der Landwirte war der niedrigere Ölpreis. Die Ausgaben für Treibstoffe, Düngemittel und Futtermittel sind gesunken.

Im EU-Vergleich liegt Österreich beim Einkommensvergleich knapp unter dem EU-Schnitt von minus 1,7 Prozent. Deutlich steigende Bauerneinkommen gibt es heuer in Slowenien, Ungarn und der Tschechischen Republik. Die größten Einkommensverluste wurden in Finnland, Litauen und Belgien verzeichnet.

Das Auf und Ab bei den Realeinkommen der österreichischen Bauern ist eine Folge der Logik des Agrar-Weltmarktes. Hohe Preise motivieren dazu die Produktion auszuweiten. Höhere Erntemengen sorgen für sinkende Preise und weniger Anbauflächen. Wird dann weniger produziert als nachgefragt, steigen erneut die Preise.

Drittes mageres Jahr für Landwirte
APAHPK016-09102006-FIRTH-OESTERREICH : - FEATURE - Archivbild von gestern 08-10-2006 zeigt eine Weinlese im niederoesterreichischen Furth mit dem Bendiktinerstift Goettweig im Hintergrund. APA-FOTO : ALOIS LITZLBAUER

Höhere Preise

Längerfristig wird ein Ansteigen der Weltmarkt-Preise für landwirtschaftliche Produkte erwartet. Denn die wachsende Weltbevölkerung braucht mehr Lebensmittel. Gemäß den Rechenmodellen müsste die globale Produktion bis 2050 um 60 Prozent steigen. Die Preise für Getreide und Ölsaaten sollen in den nächsten Jahrzehnten um das Doppelte steigen. Und obwohl in Europa mehr Menschen auf vegetarische Ernährung umstellen, steigt weltweit die Nachfrage nach Fleisch. Außerhalb Europas werden mehr gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut.

Das schlechte Wetter im Sommer hat deutliche Auswirkungen auf den Ernteertrag. Die Olivenproduktion ist gemäß dem italienischen Verband der Ölivenölproduzenten um 35 Prozent gesunken. Heuer werden lediglich 300.000 Tonnen Olivenöl gepresst. Die Nachfrage in Italien beträgt allerdings eine Million Tonnen. Es müssen daher 600.000 Tonnen aus dem Ausland importiert werden.

Auch in Spanien wurde heuer deutlich weniger Olivenöl hergestellt als in den vergangenen Jahren. Daher wird der Preis für Olivenöl steigen.
Doch das ist nicht das einzige Problem. Es gibt massive Befürchtungen, dass die Qualität des Olivenöls deutlich sinken könnte. Die hohen Preise sind nämlich auch ein Anreiz, gepanschtes Olivenöl auf den Markt zu bringen. Hochwertiges Olivenöl wird dabei mit minderer Qualität vermischt. Das steigert die Gewinne deutlich. Es gibt auch Befürchtungen, dass minderwertige Olivenöle in die EU importiert werden.

Vergangene Woche hat die Polizei in Italien 1600 Liter gepanschtes Olivenöl konfisziert, dass als „reines Olivenöl“ gekennzeichnet war. Der Verkaufswert hätte 110.000 Euro betragen.

Die Preise für den norditalienischen Hartkäse Parmigiano Reggiano sind hingegen auf ein Rekordtief gesunken. Als Parmesan darf der Käse nur dann verkauft werden, wenn er in der Region um Modena, Bologna und Mantua hergestellt worden ist. Statt wie früher neun Euro werden derzeit nur noch sieben Euro pro Kilo bezahlt. Experten rechnen mit weiteren Preisreduktionen. Das Konsortium der Parmesanhersteller hat daher eine Produktionskürzung von fünf Prozent beschlossen. Das erzürnt die Milchproduzenten.

Neben der Konsumkrise in Italien hat auch der von Russland erlassene Importstopp für landwirtschaftliche Produkte aus der EU den Preisverfall verursacht.

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ITALY EARTHQUAKE DAMAGE
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