Die USA und China – zwei ziemlich beste Feinde

Das Eau Palm Beach Resort in Florida, wo Xi Jinping absteigt, ist gerüstet.
Trump schlägt harte Töne gegenüber der Volksrepublik an. Drastische Maßnahmen sind bisher ausgeblieben.

Das Horrorszenario ist bisher ausgeblieben. Im Wahlkampf hatte Trump gedroht, er werde China gleich am ersten Tag seiner Präsidentschaft offiziell als Währungstrickser brandmarken. Das wäre der Startschuss für Retourkutschen gewesen – ein Handelskrieg schien nur eine Frage der Zeit. Alle Importe aus China würden mit 35 oder gar 45 Prozent Strafzoll belegt: Auch das blieb vorerst eine Drohung.

Handelsberater: Tod und Krieg

Setzt sich die ökonomische Vernunft durch? Für Entwarnung ist es zu früh. Die Gespräche mit Xi Jinping würden "sehr schwierig", hat Trump angekündigt. Und er hat sich mit ausgewiesenen China-Hassern umgeben. Sein Handelsberater Peter Navarro wurde mit Buchtiteln wie "Tod durch China" und "Die kommenden China-Kriege" bekannt.

Die Rivalität der Großmächte liegt aufder Hand. Misst man die Wirtschaftsleistung an der Kaufkraft, hat China die USA bereits als größte Volkswirtschaft abgelöst. Und es gibt dabei eine grobe Schieflage: Die Chinesen verkauften 2016 Waren um 463 Mrd. Dollar in die USA – die Amerikaner in Gegenrichtung nur um 116 Mrd. Dollar.

Legitime Kritik

Für Trump ist das der Beweis: China hält sich nicht an faire Regeln. Sigmar Gabriel hatte kürzlich, noch als deutscher Wirtschaftsminister, eine simplere Erklärung. Gefragt, was die USA gegen das Handelsminus tun könnten, sagte er: "Bessere Autos bauen."

Ganz deplatziert ist die US-Kritik freilich nicht. Viele ausländische Firmen klagen über den erzwungenen Technologietransfer in China, über Betriebsspionage oder schikanöse Auflagen. Peking behandelt seine mächtigen Staatsfirmen immer noch bevorzugt. Strafzölle der EU und USA gab es deshalb bisher schon – aber gezielt für Einzelprodukte wie Autoreifen, Stahlerzeugnisse oder Solarpanele. Diese Konflikte wurden vor der Welthandelsorganisation WTO ausgefochten. Davon abzukehren und die Konflikte eskalieren zu lassen, wäre keine gute Idee. Denn trotz der Konkurrenz sind China und die USA eng mit einander verflochten:

Schulden

Die Chinesen sind nach Japan wichtigster Kreditgeber der USA und haben einen mächtigen Hebel in der Hand: Sie besitzen US-Staatsschuldpapiere im Wert von gut einer Billion Dollar.

Rohstoffe

China besitzt fast Monopolstellung für viele wichtige Industrierohstoffe – wie seltene Erden, die für Hightech-Produkte gebraucht werden, aber auch Graphit, Kobalt, Chrom oder Magnesium.

Produktion

Die globale Industrieproduktion ist eng vernetzt. So verlassen beispielsweise pro Tag bis zu 500.000 Apple-iPhones die Fabrik in Zhengzhou, die dann in alle Welt ausgeliefert werden. Die Einzelteile stammen von mehr als 200 Zulieferern aus aller Welt. Würden die Exporte aus China mit Strafzöllen belegt oder müssten die iPhones (wie Trump will) in den USA produziert werden: Das Lieblingsspielzeug der Amerikaner würde jedenfalls um einiges teurer.

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