Die Trafik wird zur Bankfiliale

Neben Nikotin gibt es in Frankreichs Tabacs bald auch "Nickel".
Französische Kioske wollen den Banken mit einfachen Konten die Kunden abspenstig machen.

Französische Kioske haben ein neues Geschäftsmodell ersonnen. Ab kommendem Jahr soll es in den „bureaux de tabac“ nicht nur Zigaretten, sondern auch Zinsen geben. Die Trafiken wollen vom ausgedünnten Filialnetz der Banken profitieren und selbst einfache, billige Konten anbieten.

Unter dem Namen "Nickel" bekommen die Kunden um 20 Euro im Jahr eine Bankomatkarte und ein Girokonto - bei angestammten Instituten wie BNP Paribas, Societe Generale und Credit Agricole zahlt man dafür mindestens 28 bis 30 Euro. Zwar kosten Ein- und Auszahlungen an den Kiosken extra. Doch die Tabakhändler-Organisation CBF, die hinter "Nickel" steht, schätzt, dass ein Durchschnittskunde weniger als 50 Euro im Jahr für sein Konto zahlen muss.

Applaus der Verbraucherschützer

Die Trafik wird zur Bankfiliale
epa00847294 A 'Tabac' (tobacco) sign annunces where to buy cigarettes, cigars, and tobacco in Paris, France, Monday 23 October 2006. France will enforce a smoking ban in most public places as of 01 February 2007. EPA/HORACIO VILLALOBOS
Erste Markttests sind positiv verlaufen. Nickel-Mitgründer Hugues Le Bret, der ehemalige Kommunikationschef von Société Générale, zielt vor allem auf Kunden am Rande der Gesellschaft ab, die bei normalen Banken gar kein Konto eröffnen können. Kredite vergibt Nickel nicht - die Bank verkauft das als Kampf gegen private Überschuldung. "100 Prozent nützlich, 0 Prozent toxisch", heißt das Schlagwort. Verbraucherschützer weiß Nickel damit hinter sich: Die Organisation "UFC-Le Choisir", die seit langem gegen steigende Bankgebühren kämpft, hat erklärt, die neue Bank könne den Verbrauchern helfen, Geld zu sparen.

Nickel ist nicht die erste Herausforderung für die Filialen der französischen Banken. Lange galten sie als einträglich, kassierten Gebühren und verkauften klassische Sparprodukte wie Lebensversicherungen. Doch die Konjunktur lahmt, und das Online-Geschäft wächst auch in Frankreich. Erst im Sommer hat BNP unter dem Namen "Hello Bank" eine große Online-Initiative gestartet - und zugleich Filialen geschlossen.

Bilder: So spart Österreich

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