AUA

"Die Krisenphase ist definitiv vorbei"

Kay Kratky
Der neue Chef Kay Kratky über Sanierung, den A380 und Flugausfälle wegen Pilotenmangels.

KURIER: Der Satz "Die AUA ist saniert" hatte für einen Ihrer Vorgänger fatale Folgen. Die Airline hat im Vorjahr das dritte Mal in Folge einen Gewinn eingeflogen. Würden Sie jetzt sagen, dass die AUA saniert ist? Kay Kratky:

Die Sanierungsphase geht in die Phase der Gestaltung und des weiteren Aufbaus über. Wann können Sie sagen, eine Sanierung ist vorbei? Man kann es an mehreren Kennzahlen festmachen. Wenn das Eigenkapital stabil ist und investiert werden kann, wenn der Cashflow nachhaltig eine gewisse Größe erreicht hat und wenn das Ebit (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) noch etwas besser da steht als heute. Wir haben eine stabile Flugphase und sind auf der Weiterentwicklung zu einem prosperierenden Unternehmen. Die Krisenphase ist definitiv vorbei.

Dann könnten Sie doch ruhig sagen, dass die AUA saniert ist.

Da sage ich Nein. Weil wir noch einen weiten Weg vor uns haben.

Eine Gewinn-Marge von 2,6 Prozent ist der Mutter Lufthansa zu wenig?

2,6 Prozent sind ein toller Erfolg, aber reichen nicht aus. Vergessen Sie nicht, vor eineinhalb Jahren war noch nicht klar, ob diese Firma überhaupt weiter existieren wird. Ich finde es sehr erstaunlich, was diese Mannschaft und alle Beteiligten in dieser Zeit geleistet haben.

Wie soll die AUA die Auslastung weiter steigern?

Wir müssen unser Produkt so gut wie möglich an so viele Leute wie möglich verkaufen. Prognosen sind schwierig, denn unser Umfeld ist extrem volatil. Das beginnt bei den politischen Rahmenbedingungen. 2015 die Russland- und Ukraine-Krise, die sich in Richtung Naher Osten und Nordafrika fortsetzt. Solche Krisen kommen kurzfristig und plötzlich ist für die Budgetplanung in einzelnen Märkten alles anders. Die Entwicklung der Treibstoffpreise hat vor eineinhalb Jahren auch niemand vorausgesehen. China sendet eher verhaltene Signale aus. Das Asset der AUA ist die Bereitschaft, sehr flexibel zu reagieren.

Apropos China. Die AUA startet neu nach Schanghai und Hongkong. Haben Sie dafür den falschen Zeitpunkt erwischt?

Das muss man differenziert sehen. Schanghai ist einer der stärksten Wachstumsmotoren, beide Städte sind extrem wichtige Wirtschaftsverbindungen. Eine Großstadt in Zentralchina würden wir jetzt nicht anfliegen.

Ab 1. Juli setzt Emirates den Airbus A380 nach Wien ein. AUA und Lufthansa haben jahrelang versucht, das zu verhindern. Wie sehr ärgern Sie sich?

Ich versuche eine volkswirtschaftliche und standortpolitische Diskussion zu führen. Das Verkehrsaufkommen zwischen Wien und Dubai reicht für eine A380-Verbindung nicht aus. Daher braucht man Transferpassagiere, die aus Wien über Dubai nach Südostasien, Australien und so weiter fliegen. Es wird uns zunehmend schwerer fallen, Direktverbindungen zu bedienen. Wir gehen nicht aus Strecken raus, weil wir keine Lust haben, sondern weil wir Geld verlieren. Wir werden kämpfen mit Angeboten und einer neuen Kostenstruktur, aber irgendwann werden wir nicht in der Lage sein, die eine oder andere Strecke auf Dauer profitabel zu bedienen. Siehe Delhi.

Aber für den Standort ist der A380 doch positiv?

Wird beispielsweise eine Boeing 747 aus dem Heimatstandort betrieben, bedeutet das direkt 400 und indirekt mehr als 1000 Arbeitsplätze. Fliegt diese Boeing aus einem anderen Hub, sind es nur 80 direkte und 200 bis 250 indirekte Jobs.

Der Flughafen Wien freut sich.

Der Flughafen muss für den A380 ertüchtigt werden, das kostet Millionen. Diese Millionen werden auf alle Airlines umgelegt. Daran haben wir kein Interesse, da wir keinen A380 haben. Wenn wir über eine Ebit-Marge von 2,6 Prozent reden, tut jeder zusätzliche Euro weh.

Was werden Sie tun?

Wir werden die Auswirkungen auf unsere Langstrecken-Passagiere und die Preise prüfen. Die Erfahrung an anderen Standorten hat gezeigt, dass es Effekte gibt. Die AUA hat keine First Class, aber mit unserer Business Class sind wir sehr gut unterwegs.

Der Sommer kommt bald. Können sich die AUA-Passagiere wieder auf Flugausfälle wegen Pilotenmangels freuen?

Wir haben nach wie vor noch zu wenig Piloten. Aber im Gegensatz zum Sommer 2015 haben wir unsere Prognosen angepasst und hoffen, dass alle Flüge reibungsfrei bedient werden. Der Bottleneck sind die Schulungskapazitäten für neue Piloten. Wir haben noch nicht unsere Soll-Stärke, aber es ist deutlich besser geworden. Ich klopfe auf Holz, dass nicht Dasselbe passiert wie 2015.

Da gab es offenbar gravierende Fehlplanungen.

Das ist das falsche Wort. In einer Phase, in der es ums Überleben geht, hat man andere Prioritäten. Wir haben festgestellt, dass wir Manches modernisieren und nachholen müssen, um im geplanten Betrieb gut zu performen. Wir müssen das IT-System modernisieren und sind schon deutlich besser geworden. Was noch fehlt, ist die Anpassung im Netzwerk. Aber der Großteil wird im Frühsommer erledigt sein.

Sie haben es geschafft, der Lufthansa Flüge im Nachbarschaftsverkehr mit Deutschland abzujagen. Mit wie vielen zusätzlichen Passagieren rechnen Sie?

Mit rund 500.000. Wir bauen den Nachbarschaftsverkehr weiter aus und bieten ab dem 27. März zusätzlich vier tägliche Flüge zwischen Graz und Frankfurt an. Noch heuer kommen zwei zusätzliche Airbus A320. Ab dem Sommerflugplan führen wir bis zu 296 Flüge pro Woche zwischen Österreich und Deutschland. In Diskussion sind auch WienMünchen und GrazMünchen.

Halten Sie die Mehrmarken-Strategie des Lufthansa-Konzerns für sinnvoll?

Ich glaube, unsere großen Marken, und dazu zählt auch die AUA, werden Bestand haben. Aber alles dahinter kann vereinheitlicht werden.

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