Die Bilanztricks beim Baukonzern Alpine

Die Alpine war bei der Bilanzierung anscheinend viel kreativer als bei der Projektabwicklung.
Die Masseverwalter der Alpine lassen die Bilanzen von Gutachter prüfen, Staatsanwalt ermittelt.

Die Ex-Vorstände und früheren Wirtschaftsprüfer des insolventen Baukonzerns Alpine (4,2 Milliarden Euro Forderungen) müssen sich warm anziehen. Neben Stephan Riel, Masseverwalter der Alpine-Bau, hat nun auch Karl Engelhart, Insolvenzverwalter der Alpine Holding, die Wirtschaftsprüfungsfirma BDO mit der gutachterlichen Überprüfung der Geldflüsse bzw. der Bilanzen des Konzerns beauftragt. „Es geht um die wichtige Frage, ob die Erstellung der Bilanzen den gesetzlichen Regeln entspricht“, sagt Engelhart zum KURIER.

Denn: Schon der 194 Seiten starke BDO-Prüfbericht zu den Jahresabschlüssen der Alpine Bau nährt den Verdacht der Bilanzfälschung. Im Mittelpunkt steht eine mutmaßliche Bilanzkosmetik, im Fachjargon „Window-Dressing“ genannt.

„Vor dem Bilanzstichtag hat die Alpine Bau ein Forderungspaket an eine Tochter der spanischen Mutter FCC verkauft und kurz danach zurückgekauft“, erklärt Engelhart. „Die Bilanzen haben dann schön ausgesehen.“

Der Factoring-Trick

Diese und andere „Maßnahmen“ in der Bilanzierung bei der Alpine Bau haben auf die übergeordnete Alpine-Holding durchgeschlagen, sagt der Verwalter. Und damit auf jene bis zu 8000 Anleihezeichner, die 290 Millionen Euro über die Holding in den Baukonzern investiert und großteils verloren haben.

Im BDO-Bericht, der dem KURIER vorliegt, wird eine angebliche Trickserei vor dem Stichtag der Halbjahres-Bilanz 2012 als Beispiel angeführt.

Die Alpine Bau, die Alpine Deutschland und die Alpine Energie Deutschland haben in Form eines „Factoring-Vertrages“ Forderungen in Höhe von insgesamt 141 Millionen Euro an das FCC-Unternehmen Afigesa S.A. verkauft. Neun Tage nach dem Bilanzstichtag (30. Juni) wurden diese Forderungen aber von den drei Gesellschaften zurückgekauft. Zugleich zahlten sie Factoringgebühren und Factoring-Zinsen. Alleine Alpine Deutschland zahlte 105.000 Euro. „Diese Vorgangsweise erscheint mir sehr bedenklich, sie muss näher überprüft werden“, sagt Insolvenzexperte Engelhart in Anspielung auf eine mögliche strafrechtliche Relevanz.

Ermittlungen laufen

„Auch uns liegt der BDO-Bericht vor, und diese Fakten sind Gegenstand unseres Ermittlungsverfahrens“, sagt Erich Mayer von der Wirtschafts- und Korruptions-staatsanwaltschaft zum KURIER. „Wir ermitteln in Richtung Bilanzfälschung.“

Bei der Alpine Holding entdeckte Engelhart eine weitere Ungereimtheit. Am 30. Dezember 2011 hatte die Mutter FCC zugesagt, rund 10,5 Millionen Euro Eigenkapital einzuschießen. „Obwohl der Betrag in der Bilanz wirksam gemacht wurde, ist das Geld nicht gekommen“, sagt Engelhart. „Das Geld ist erst im Oktober 2012 gekommen, weil es die Alpine Bau gebraucht hat.“ Der Sachverständige Manfred Biegler, der ein Gutachten für Alpine-Anleger erstellt hat, ortet weiteren Handlungsbedarf. Biegler: „Man muss alle Bilanzen bis ins Jahr 2008 auf diese Verdachtsmomente prüfen.“

Neues von dayli-Pleite

Auch in Sachen dayli-Pleite (110 Millionen Euro Forderungen) ist der Staatsanwalt noch am Ball, sagt Gerhard Weinhofer von Creditreform. Es geht um jene Million Euro, die Ex-dayli-Chef Rudolf Haberleitner vom Geschäftskonto behoben hat und die ihm ein italienischer „Investor“ namens Ermanno Raineri geklaut haben soll.

Der Betrag sollte als Sicherheit für ein 25-Millionen-Euro-Darlehen dienen. Masseverwalter Rudolf Mitterlehner will die Ermittlungen des Staatsanwalts gegen „unbekannte Täter abwarten und dann eine „allfällige Haftung der dayli-Führung prüfen“.

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