Deutschland bleibt auf Anleihen sitzen

Deutschland bleibt auf Anleihen sitzen
Um sechs Milliarden Euro wollte Deutschland Anleihen verkaufen. Die Gebote lagen über zwei Milliarden Euro darunter.

Das ist ein völliges Desaster", reagierte ein Analyst geschockt. "Das ist wirklich schlecht", sagte ein anderer. Gemeint war die jüngste Emission von deutschen Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit. Sechs Milliarden Euro wollte Deutschland am Mittwoch damit einnehmen. Tatsächlich wurden es nur vier Milliarden. Auf den restlichen Papieren blieb Deutschland sitzen. Das war die geringste Nachfrage nach diesen Anleihen seit Einführung des Euro.

Die "freundliche" Interpretation des Ladenhüters: Die Rendite von 1,98 Prozent war den Investoren zu mickrig, für so wenig wollten sie auch keinen noch so sicheren Geldhafen ansteuern. Unterhalb von zwei Prozent war die Rendite einer Neuemission in Deutschland noch nie. Die unfreundliche Variante: Großinvestoren wie Banken, Versicherungen oder Pensionskassen rund um den Globus misstrauen der Eurozone mittlerweile so sehr, dass sie selbst deutsche Bundesanleihen scheuen.

Alarmsignal

Auch Ewald Nowotny, Chef der Oesterreichischen Nationalbank, zeigte sich besorgt über die enttäuschende deutsche Anleihen-Auktion. Das sei ein "Alarmsignal", sagte er am Mittwoch.

Dass Anleihenkäufer Deutschland die kalte Schulter zeigen, war prompt auch an den Devisenmärkten abzulesen. Der Euro rutschte, so bald die entsprechende Nachricht die Runde machte, unter die Marke von 1,34 US-Dollar.

Ob Italien, Spanien, Frankreich oder Belgien - in vielen Ländern gaben auch am Mittwoch die Anleihenkurse nach, im Gegenzug stiegen die Renditen. Die zum Teil heftigen Kursverluste in den vergangenen Wochen versetzen mittlerweile auch die US-Notenbank Fed in Alarmbereitschaft. Beim jährlichen "Stresstest" prüft die Fed derzeit, wie die wichtigsten amerikanischen Großbanken bei einem dramatischen Wertverlust europäischer Staatsanleihen dastehen würden.

Kommentare