Deutschland 2017 erneut Überschuss-Weltmeister

Ifo-Chef Clemens Fuest
Wegen der hohen Warenexporte liegt die Leistungsbilanz voraussichtlich mit 239 Milliarden Euro im Plus.

Deutschland wird heuer nach Berechnungen des Ifo-Instituts neuerlich den weltweit größten Leistungsbilanzüberschuss ausweisen. Konkret erwarten die Wirtschaftsforscher 285 Milliarden Dollar (239 Milliarden Euro). Das ist deutlich mehr als der Überschuss Chinas (190 Milliarden Dollar) oder Japans mit rund 170 Milliarden Dollar.

Mit dem ersten Rang für Deutschland dürfte sich auch die Kritik am enormen Überschuss wieder verstärken. Vor allem US-Präsident Donald Trump, aber auch der EU-Kommission sind die höhen Überschüsse ein Dorn im Auge. Die EU hält Überschusse von bis zu 6 Prozent der Wirtschaftsleistung gerade noch für vertretbar. In Deutschland wird dieser Anteil laut Ifo-Chef Clemens Fuest heuer allerdings 7,9 Prozent ausmachen, 2016 waren es gar 8,3 Prozent gewesen.

Der Überschuss stammt vor allem aus dem Warenhandel. Im ersten Halbjahr 2017 waren die Exporte wegen der guten Nachfrage aus der EU und den USA um 134 Milliarden Euro höher als die Importe. Zum Überschuss trugen auch Erträge aus im Ausland angelegten vermögen und die im Ausland erzielten Arbeitseinkommen von Deutschen mit rund 20 Milliarden Euro bei. Transferleistungen an das Ausland – etwa an internationale Organisationen dämpften den Leistungsbilanz-Überschuss um 27 Milliarden Euro.

Beim reinen Warenhandelsüberschuss ist Deutschland übrigens nur Vizeweltmeister. im ersten Halbjahr lagen die chinesischen Exporte um 200 Milliarden Euro über dem Wert der Importe, der Überschuss war damit deutlich höher als jener von Deutschland. Allerdings importiert China viel mehr Dienstleistungen.

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