Deutsche Wirtschaft hofft auf Türkei-Stabilisierung

Das Ergebnis des Referendums in der Türkei besorgt Vertreter der deutschen Exportwirtschaft.

Die deutsche Wirtschaft hat mit Sorge auf den knappen Erfolg von Präsident Recep Tayyip Erdogan beim Referendum zur Einführung eines Präsidialsystems in der Türkei reagiert. "Mit dem Ergebnis des Referendums entfernt sich die Türkei weiter von der EU – ihrem wichtigsten Absatzmarkt", klagte der Präsident des Außenhandelsverbandes Anton Börner am Dienstag.

Sein Kollege vom Industrieverband BDI, Dieter Kempf, sagte: "Das Ergebnis besorgt mich." Die Türkei entferne sich damit weiter von den europäischen Grundwerten. "Für die deutsche Wirtschaft ist wichtig, dass sich die Lage in der Türkei stabilisiert und dass verlässliche Rahmenbedingungen für Unternehmen gewährleistet werden", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben.

Wichtiger Handelspartner

Die Türken haben am Sonntag mit knapper Mehrheit von 51,4 Prozent der Einführung eines Präsidialsystems zugestimmt. In den Metropolen und Industriezentren des Landes stimmte aber eine Mehrheit gegen die Verfassungsreform. Die Türkei zählt mit einem Handelsvolumen von gut 37 Mrd. Euro im Jahre 2016 zu den 20 größten Handelspartnern Deutschlands. In dem Land arbeiten mehr als 6.800 deutsche Firmen mit Niederlassungen oder Tochterunternehmen. Für die Türkei ist Deutschland der wichtigste Handelspartner.

Börner äußerte die Hoffnung, dass die türkische Regierung nun alles daran setze, einer weiteren Spaltung des Landes entgegenzuwirken. Sie sollten zu einer "sachorientierten Diskussion" mit der EU zurückzukehren. Nötig sei in Verbindung damit aber die Klärung der offenen Fragen zum Wahlvorgang sowie die Sicherstellung von Rechtssicherheit im Land. Hierbei gehe es nämlich um Grundvoraussetzungen für die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und dem Land. BDI-Präsident Kempf sagte, die Türkei brauche starke Wirtschaftspartner in Europa. Daher müsse Erdogan alles tun, um die Vertrauensbasis mit den europäischen Partnern nicht weiter zu belasten.

DIHK-Hauptgeschäftsführer Wansleben unterstrich die Bedeutung verlässlicher Rahmenbedingungen für die Unternehmen. "In den vergangenen Monaten waren gerade Mittelständler sehr zurückhaltend. Viel wird vom zukünftigen wirtschaftspolitischen Kurs abhängen, den die türkische Regierung in den kommenden Monaten einschlägt", sagte er.

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