Deutsche im Kaufrausch

In sechs von neun Bundesländern wurde 2014 weniger beim Shoppen ausgegeben als im Jahr zuvor. Parfümerien sind auf der Siegerseite.
Die Konsumstimmung ist so gut wie seit 13 Jahren nicht mehr.

Shoppen ist in, Sparen out: Die deutschen Verbraucher sind in Konsumstimmung wie zuletzt vor 13 Jahren. Für den Februar liegt der GfK-Konsumklimaindex bei 9,3 Zählern und damit auf dem höchsten Wert seit November 2001, wie das Marktforschungsunternehmen GfK am Mittwoch in Nürnberg mitteilte. Die Sparneigung der Deutschen sank sogar auf ein historisches Tief.
Der drastische Einbruch bei den Energiepreisen in den vergangenen Wochen lässt den Konsumforschern zufolge auch die Verbraucher in Deutschland nicht unbeeindruckt: Weniger Ausgaben für Benzin und Heizöl ließen den Bürgern mehr Spielraum für andere Ausgaben. Die Anschaffungsneigung, ein Teilaspekt des Konsumklimaindex, stieg im Jänner mit 57,4 Punkten auf ein Acht-Jahres-Hoch.

Sparneigung sinkt drastisch

Neben den stark rückläufigen Energiepreisen machen die Konsumforscher dafür auch die „weiter fallende Sparneigung“ der Verbraucher verantwortlich. Noch nie seit Erhebung des Index sei der Wille zum Sparen so niedrig gewesen. Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hält die Verbraucher offenbar davon ab, ihr Geld auf die Banken zu bringen. Der Leitzins der EZB liegt seit September 2014 bei 0,05 Prozent.
Auch die Einkommenserwartung der Bundesbürger, ein weiterer Teilindex, hat sich im Jänner deutlich verbessert. Sie legte laut GfK im Vergleich zum Vormonat um 6,8 Punkte zu und liegt nun bei 47,8 Punkten. Ein wesentlicher Grund für die optimistische Einschätzung ihrer Einkommen sei für viele Verbraucher die niedrige Inflationsrate in Deutschland. Im Dezember 2014 stiegen die Preise im Vergleich zu Dezember 2013 nur um 0,2 Prozent, in der Eurozone entwickelte sich die Inflation im gleichen Zeitraum sogar negativ.

Konjunktur-Optimismus

Während die Konjunktur noch im Herbst 2014 aufgrund der Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten eine Schwächephase durchlief, erwarten die Verbraucher in den kommenden Monaten eine positive Entwicklung der deutschen Wirtschaft - trotz der nach wie vor ungelösten Krisen. Der dritte Teilindex, die Konjunkturerwartung, gewann im Jänner acht Punkte hinzu und weist nun 22,5 Zähler auf. Ein höherer Wert wurde zuletzt im Juli 2014 gemessen.
Neben den Verbrauchern schauen auch die Unternehmer in Deutschland optimistisch in die Zukunft. Der am Montag veröffentlichte Geschäftsklimaindex des Münchner Ifo-Instituts stieg bereits zum dritten Mal in Folge auf den höchsten Wert seit ebenfalls Juli 2014. Grund für die guten Konjunkturerwartungen der Verbraucher und Unternehmer dürften die gefallen Energiepreise und der schwache Euro sein. Beides werde nach Einschätzung der GfK-Forscher die Investitionsneigung der Unternehmen „weiter beflügeln“.
Am Mittwoch hob auch die deutsche Regierung ihre Konjunkturprognose für das laufende Jahr offiziell an. Sie rechnet nun mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,5 Prozent; bisher war die Regierung von einem Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent ausgegangen.
Im Auftrag der EU-Kommission befragt das GfK-Institut jeden Monat rund 2.000 Verbraucher für seinen Konsumklimaindex.

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