Deutsche Bank will 8 Mrd. Euro über neue Aktien lukrieren
Die Deutsche Bank stärkt ihre Kapitaldecke. Über den Verkauf neuer Aktien will das größte Geldhaus Deutschlands rund acht Mrd. Euro einnehmen, wie die Deutsche Bank am Sonntag in Frankfurt nach einer Aufsichtsratssitzung verkündete. Je mehr Kapital eine Bank vorhält, desto widerstandsfähiger gegen Krisen ist sie. Ein Teilbörsengang der Vermögensverwaltung innerhalb der nächsten zwei Jahre und Veräußerungen sollen weitere 2 Mrd. Euro auf Kapitalseite einbringen.
Die Aktionäre der Deutschen Bank dürfen sich für das vergangene Jahr doch über eine Dividende freuen. Allerdings wird sie vergleichsweise niedrig ausfallen. Erst für das Jahr 2018 rechnet Vorstandschef John Cryan wieder mit einer attraktiven Dividende, wie er am Sonntag in einer Telefonkonferenz sagte. Auf der kommenden Hauptversammlung im Mai solle eine Ausschüttung von 19 Cent je Aktie für das vergangene Jahr beschlossen werden, erklärte die Deutsche Bank. Ursprünglich hatte Cryan die Dividende streichen wollen angesichts der hohen Belastungen durch teure Rechtsstreitigkeiten.
Schon am Freitag hatte sich abgezeichnet, dass die Deutsche Bank die Investoren um frisches Geld bitten wird. Die Aktie war auf der Handelsplattform Tradegate bis zum späten Freitagabend auf 18,20 Euro gefallen. Vor ersten Medienberichten über eine mögliche Kapitalerhöhung hatte das Papier am Nachmittag noch 19,59 Euro gekostet - ein Absturz um 7 Prozent.
Spekulationsende
Schon seit Monaten wird über eine Kapitalerhöhung bei der Deutschen Bank spekuliert, nachdem teure Rechtsstreitigkeiten an der Kapitalbasis der Deutschen Bank genagt hatten. Die Deutsche Bank hatte ihre harte Kernkapitalquote - eine entscheidende Kennziffer für die Krisenfestigkeit einer Bank - zum Jahresende zwar auf 11,9 Prozent steigern können. Im internationalen Vergleich steht sie damit aber eher durchwachsen da.
Die Bank strebt nun eine harte Kernkapitalquote von deutlich über 13 Prozent und eine Verschuldungsquote von 4,5 Prozent an. Das liegt über dem bisherigen Ziel einer harten Kernkapitalquote von mindestens 12,5 Prozent bis Ende 2018.
Podtbank bleibt, DWS Investments teilweise an Börse
Bei der Postbank macht die Deutsche Bank eine Rolle rückwärts. Statt die auf Privatkunden fokussierte Tochter zu verkaufen, soll sie in das Privat- und Firmenkundengeschäft des Konzerns integriert werden. Die kombinierte Bank werde mehr als 20 Millionen Kunden in Deutschland haben, hieß es. Ein detaillierter Plan für den Zusammenschluss soll im Laufe des Jahres präsentiert werden.
Gleichzeitig soll der Vermögensverwalter Deutsche Asset Management - bei Publikumsfonds bekannt unter DWS Investments - zu einem kleinen Teil an die Börse gebracht werden, um frisches Geld in die Kasse zu spülen. Geplant ist, den Börsengang innerhalb von zwei Jahren über die Bühnen zu bringen.
Im Investmentbanking will die Deutsche Bank mit einer Neuaufstellung verlorenen Boden gutmachen. Das zwischenzeitlich getrennte Geschäft mit der Beratung und Finanzierung von Unternehmen, das Kapitalmarktgeschäft und die sogenannte Transaktionsbank werden zusammengelegt. Die neue Unternehmens- und Investmentbank werde von Finanzvorstand Marcus Schenck und dem bisher fürs Kapitalmarktgeschäft zuständigen Vorstand Garth Ritchie gemeinsam geführt, erklärte die Deutsche Bank.
Schenck wird Vizechef
Schenck wird gleichzeitig zum Vizechef der Bank neben dem für das Privat- und Firmenkundengeschäft sowie die Vermögensverwaltung zuständigen Vorstand Christian Sewing. Über einen neuen Finanzvorstand werde zu gegebenem Zeitpunkt entschieden, hieß es. Jeffrey Urwin, der bisher das Investmentbanking und das US-Geschäft führt, verlässt die Bank mittelfristig. Das US-Geschäft wird künftig von Deutsche-Bank-Vorstandschef John Cryan mitgeführt.
Unter anderem US-Großbanken wie Goldman Sachs oder JPMorgan Chase machen der Deutschen Bank im einträglichen, aber auch risikoreichen Geschäft rund um den Kapitalmarkt Konkurrenz. Bankchef Cryan erhofft sich durch die Neuaufstellung mehr Schlagkraft. Das Kapitalmarktgeschäft der Frankfurter war zuletzt vor allem durch Skandale und Rechtsstreitigkeiten aufgefallen, die die Bank Milliarden kosteten.
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