Deutsche Bank streicht 15.000 Arbeitsplätze
Die Deutsche Bank streicht unter ihrem neuen Chef John Cryan 9.000 Stellen im Konzern und 6.000 Stellen bei externen Dienstleistern. Das teilte Deutschlands größtes Geldhaus am Donnerstag mit. Die Bank musste einen Milliardenverlust verbuchen: Im dritten Quartal summierte sich das Minus auf 6,013 Mrd. Euro, wie heute bekannt wurde. Die Deutsche Bank hatte mit einem Verlust nach Steuern von bis zu 6,2 Mrd. Euro gerechnet - das ist noch mehr als zum Höhepunkt der Finanzkrise 2008 als die Lehman-Pleite die Finanzwelt schockte.
Dividende gestrichen
Die Aktionäre werden für 2015 und 2016 - erstmals seit den 1950er-Jahren - auf eine Gewinnausschüttung verzichten müssen. Das teilte Deutschlands größtes Geldhaus am Mittwochabend mit. "Der Vorstand erwartet, ab dem Geschäftsjahr 2017 eine Dividende in Höhe einer wettbewerbsfähigen Ausschüttungsquote vorzuschlagen."
Aufräumen
Nach dem großen Aufräumen will die Deutsche Bank den Blick wieder nach vorne richten. Vier Monate nach seinem Amtsantritt legt der neue Konzernchef John Cryan am Donnerstag in Frankfurt die Details seiner künftigen Strategie vor. Dabei werden weitere harte Einschnitte erwartet: Zuletzt hatte es in Finanzkreisen geheißen, dass über die bereits im April beschlossene Trennung von der Postbank hinaus bis zu 10.000 Stellen auf der Kippe stünden.
Der historische Dividendenausfall ist zwar Teil einer Mitteilung über den am Mittwochabend vom Vorstand beschlossenen Plan "Strategie 2020". Darin sind aber im wesentlich nur eine Reihe wichtiger und ehrgeiziger Finanzkennzahlen enthalten, die die Bank in den nächsten Jahren erreichen will. Dazu gehört eine "harte Kernkapitalquote" von mindestens 12,5 Prozent ab Ende 2018. Zum Vergleich: Die Europäische Zentralbank (EZB) verlangt von Europas Bankkonzernen eine Quote von acht Prozent hartem Kernkapital. 100 Euro in Risikopositionen muss eine Bank also mit mindestens 8 Euro eigenem Geld abdecken.
Rekordverlust
In der Bilanz wurde unter Cryan derart kräftig ausgemistet, dass Deutschlands größtes Geldhaus die Märkte vor drei Wochen bereits mit einem Rekordverlust schockierte: Nach damaligen Angaben erwartet der Dax-Konzern für das dritte Quartal unter dem Strich 6,2 Milliarden Euro Verlust. Grund sind gigantische Abschreibungen vor allem auf den Wert der Tochter Postbank, von der die Deutsche Bank sich trennen will, und das nicht mehr so lukrative Investmentbanking. Für Rechtsrisiken legte die Bank weitere 1,2 Milliarden Euro zurück.
Nach der Bilanz war wenig später das Top-Management an der Reihe. Sparten werden neu zugeschnitten, zahlreiche altgediente Führungskräfte gehen, das Investmentbanking wird aufgeteilt.
Der ehemalige UBS-Finanzvorstand Cryan hatte zum 1. Juli Anshu Jain an der Führungsspitze der Bank abgelöst. Der zweite Co-Chef Jürgen Fitschen bleibt noch bis zur Hauptversammlung im Mai 2016 im Amt, ehe der Brite alleine das Ruder übernimmt. Mit Spannung wird Cryans öffentlicher Auftritt bei der Pressekonferenz am Donnerstag erwartet - bisher hatte er sich in der Öffentlichkeit weitestgehend zurückgehalten.
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