Der große Scherbenhaufen bei den Banken

Kreditrisikoversicherungen - Nach Verlust mit griechischen Staatsanleihen droht nächster Ausfall.

Was immer die EU-Politiker am Wochenende ausmachen, für die Finanzinstitute ist eines klar: Sie werden einen großen Teil der 340 Milliarden Euro an griechischen Staatsanleihen abschreiben müssen. Und viele werden sich das nur leisten können, wenn sie zusätzliches Eigenkapital bekommen.

Von 200 bis 300 Milliarden Euro an Eigenkapitalbedarf der 91 systemrelevanten EU-Kreditinstitute ist die Rede. Die österreichischen Banken dürften beim Verzicht auf Teile ihrer Griechenlandforderung relativ glimpflich davonkommen. Sie haben nur 2,3 Milliarden Euro an Athener Staatsanleihen in den Büchern. Und für den Großteil des Verlusts muss ohnehin der Steuerzahler aufkommen, da die verstaatlichte Kommunalkredit die meisten Griechen-Bonds besitzt.

Gefahr

Was Experten aber besondere Sorge bereitet, sind die Folgereaktionen eines Schuldennachlasses für Griechenland: Was passiert mit den Kreditrisikoversicherungen, den sogenannten Credit Default Swaps (CDS). Durch den Kauf von CDS kann sich ein Inhaber von griechischen Anleihen gegen deren Ausfall versichern. Der Verkäufer der CDS muss im Fall der Pleite des Landes dem Versicherten das Anleihenominale zu 100 Prozent ersetzen - eigentlich eine simple Sache.

In der Praxis aber nicht ganz so einfach: Denn Banken haben mit den CDS gehandelt. Das Handelsvolumen auf griechische Staatsanleihen ist mit 74,3 Milliarden Euro mehr als 20-mal so hoch wie die tatsächlich versicherten Anleihen. Verluste mit CDS hätten nur jene Banken, die als Verkäufer die Versicherungsleistung für die Bonds auszahlen müssen. Welche Bank wie viele CDS netto hält, ist schwer zu ermitteln.

Erst vor zehn Tagen überraschte Erste-Group-Chef Andreas Treichl die Öffentlichkeit mit der Aussage, er müsse 5,1 Milliarden Euro CDS (darunter keine Griechenland-Versicherung) auf Marktniveau abwerten. Über Jahre hatte die Erste diese Papiere außerhalb der Bilanz versteckt. Nun muss Treichl rückwirkend die Bilanzen 2010 und 2009 korrigieren. Die CDS-Affäre brachte ihm eine anonyme Anzeige wegen Bilanzmanipulation bei der Staatsanwaltschaft Wien ein.

Widerwillig

Ob die Banken nach der Griechenland-Pleite CDS abschreiben müssen, hängt davon ab, ob der Schuldennachlass für Athen "freiwillig" gemacht wird oder ob er von der EU erzwungen wird. Bei einem "freiwilligen eingegangenen Verlust" würde eine Versicherung normalerweise nicht zahlen.

"In der Praxis wird die Lösung heißen: Die Banken zahlen für die CDS widerwillig", ätzt ein Banker. Sonst wäre der CDS-Markt tot. Eine Versicherungsleistung, die im Ernstfall nicht bezahlt wird, wäre ja unbrauchbar.

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