Der Euro findet zurück zu alter Stärke

Symbolbild
Der Höhenflug des Dollar wurde gebremst.

Der Euro erlebt einen neuen Frühling. Am Devisenmarkt findet die Gemeinschaftswährung zu alter Stärke zurück, während es für den US-Dollar abwärtsgeht. Kein Wunder: Nach nur zwei Monaten im Amt ist die Euphorie der Anleger über US-Präsident Donald Trump verflogen. Stattdessen richten sich die Augen nach Europa, wo gute Konjunkturdaten auf einen kräftigen Wirtschaftsaufschwung hoffen lassen.

Nicht wenige Experten müssen ihre Prognose überarbeiten. Noch zu Beginn des Jahres waren viele von ihnen überzeugt: Dem Euro stehen schwere Zeiten bevor. Vielversprechende Reformprojekte des Präsidenten Trump und eine weitere Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed hatten für eine Kursrally beim US-Dollar gesorgt. Im Gegenzug geriet der Euro immer stärker unter Druck. Die US-Großbank Citigroup hatte damals "relativ bald" ein Abrutschen des Euro auf die Parität erwartet. Ein Euro wäre damit genau so viel Wert wie ein Dollar.

Mittlerweile wird die Lage bei der Citigroup, die zu den wichtigsten Devisenhändlern der Welt zählt, deutlich anders eingeschätzt. Der Euro dürfte laut der jüngsten Prognose in den kommenden sechs bis zwölf Monaten nur auf 1,04 Dollar sinken, und damit auf einen Kurs der deutlich über der Parität liegt. Auch der Chefvolkswirt der Bank ING-Diba, Carsten Brzeski, geht nicht mehr davon aus, dass der Euro die Parität zum Dollar erreichen wird. Seiner Einschätzung nach kann der Euro in den kommenden Monaten sogar weiter zulegen.

Trump-Skepsis wirkt auf Dollar-Kurs

Viele Anleger machen eine simple Rechnung auf: Nachdem Trump mit seiner Gesundheitsreform gescheitert ist, sind die Aussichten für die großspurig angekündigten Steuersenkungen und die milliardenschweren Investitionen zur Ankurbelung der Wirtschaft nicht gerade rosig. Abzulesen ist die Skepsis am Kurs des Dollar. Der ist im Handel mit dem Euro wieder auf den Stand von November gefallen, also dem Zeitpunkt des Wahlsieges, als die Trump-Euphorie an den Finanzmärkten ihren Anfang nahm. Im Gegenzug erreichte der Kurs des Euro zum Wochenauftakt ein Jahreshoch bei 1,0906 Dollar.

"Was waren das nicht alles für schöne Geschichten, mit denen man aus Donald Trumps Wahlsieg im November eine positive Story für den US-Dollar stricken konnte", kommentierte Ulrich Leuchtmann, Chefanalyst der Commerzbank für den Devisenhandel. "Jetzt, nachdem die Reform krachend vor die Wand gefahren ist, bleibt davon nichts übrig."

Zeitgleich spielt aber auch die politische Entwicklung in der Eurozone eine wichtige Rolle für die Kursgewinne des Euro. Nachdem Rechtspopulisten bei der Bundespräsidentenwahl in Österreich und bei der Parlamentswahl in den Niederlanden überraschend schwach abgeschnitten hatten, atmete der Devisenmarkt hörbar auf.

Das Hauptrisiko wird aber nach wie vor in einem möglichen Rechtsruck bei den Präsidentschaftswahlen in Frankreich gesehen. Zuletzt hatte sich die Lage aber auch hier etwas entspannt. Jüngste Umfragen sprechen gegen einen Wahlsieg der Rechtspopulistin Marine Le Pen vom Front National. Zuletzt hatten viele Marktteilnehmer befürchtet, dass ein Wahlsieg Le Pens die Finanzmärkte ins Chaos stürzen könnte.

Gute Konjunkturdaten

Eine weitere Stütze für den Euro sind jüngste Konjunkturdaten aus dem Währungsraum, die zuletzt mehrfach positiv überraschen konnten. Vieles deutet darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft heuer weiter Fahrt aufnimmt. Aber auch in Frankreich, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone, kommt die Konjunktur nach der Krise wieder spürbar in Schwung.

Für die weitere Kursentwicklung des Euro wird aber vor allem eine Frage entscheidend sein: Wann wird die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihrer Geldpolitik den Fuß vom Gaspedal nehmen? Während die US-Notenbank bereits die dritte Zinserhöhung seit der Finanzkrise beschlossen hat, bleiben die Geldschleusen in der Eurozone sperrangelweit geöffnet.

Marktbeobachter sprechen von einer angespannten Lage am Devisenmarkt. Öffentliche Auftritte von Mitgliedern der EZB werden akribisch auf mögliche Signale für eine geldpolitische Wende untersucht und selbst kleinste Hinweise können Kursbewegungen beim Euro auslösen. Noch sind die Verantwortlichen bemüht, die Spekulationen im Zaum zu halten. Sollte es aber die ersten klaren Signale aus der EZB für ein Ende der Geldflut geben, dürfte der Euro weiter an Wert gewinnen.

Kommentare