Dem österreichischen Rotwein gehen die Konsumenten aus

Dem österreichischen Rotwein gehen die Konsumenten aus
Der jahrelange Rotwein-Boom ist zu Ende. Im Inland steigt nur die Nachfrage nach Weißwein. Winzer müssen umstellen.

In der österreichischen Botschaft in London wurden die Flaschen sortiert. „Discover Blaufränkisch“ hieß Ende November der gut besuchte Event der Österreich Weinmarketing. Es hat sich auch in England herumgesprochen, dass rot-weiß-rote Rotweine längst internationales Niveau erreicht haben.

Mehr Anbaufläche

Das war früher nicht so. Erst Mitte der 90er begann im Weißweinland Österreich der Rotweinboom. Der Anteil an Rotwein-Rebflächen wuchs von 1999 bis 2009 um 28 Prozent. Damit konnte der Import reduziert werden. Derzeit wird auf rund einem Drittel der Anbaufläche Rotwein angepflanzt.

Doch mit den permanenten Zuwächsen ist Schluss. Es steigt lediglich der Weißweinabsatz. Insgesamt wird derzeit drei Mal so viele Weißer verkauft wie Roter.

Marktproblem

Dem österreichischen Rotwein gehen die Konsumenten aus
„Der Rotweinkonsum geht zurück. Wir haben ein leichtes Marktproblem“, beschreibt der neue Präsident des Weinbauverbandes, Johannes Schmuckenschlager, den Stand der Dinge. „Die Sorte Blaufränkisch ist international gefragter als am Inlandsmarkt.“

2013 wurden rund 850.000 Hektoliter (85 Millionen Liter) Rotwein hergestellt. Etwa 650.000 Hektoliter werden jährlich verkauft. Das bedeutet allerdings nicht, dass der Rest nicht vermarktet werden kann. Vor allem schwere Rotweine reifen deutlich länger als ein Jahr.

Die jährlichen Ernte-Erträge sind kaum vorhersehbar. Der entscheidende Faktor ist das Wetter. Daher gibt es enorme Schwankungen bei den jährlichen Produktionsmengen. Die relativ guten Rotwein-Ernten der vergangenen Jahre haben zum Überangebot beigetragen. Dem Konsumentenwünschen folgend wird nun wieder mehr Weiß- und weniger Rotwein angebaut.

Erfolgsrezept

Das Erfolgsrezept der vergangenen Jahre waren gehaltvolle Rotweine mit hohem Alkoholgehalt. Dieses Weintyp wird bei Verkostungen besser bewertet und erzielt höhere Preise. Ein Blaufränkisch Jahrgang 2006 hatte im einflussreichen Wine Advocate von Robert Parker als erster Rotwein aus Österreich die Bewertung „outstanding“ eingeheimst.

Plus 13 Prozent

Das blieb nicht ohne Folgen. Vinotheken haben heute vor allem österreichische Rotweine mit 13 Prozent Alkohol oder mehr im Sortiment. Doch nicht alle sind damit glücklich. Rotweine mit hohem Alkoholgehalt müssen lange lagern und dekantiert werden, damit sie ihre volle Pracht entfalten. Dazu kommt, dass die Preise internationales Niveau erreicht haben.

Leicht&Fruchtig

Das weiß auch Schmuckenschlager. Man sollte dem Trend folgend „mehr leichte und fruchtige Rotweine“ keltern. Um dafür einen Anreiz zu schaffen hat die Österreich Weinmarketing bereits ab 2010 bei der Auszeichnung Salon-Wein die Kategorie „Fruchtige Rotweine mit moderatem Alkohol“ eingeführt. Beim Weißwein gab es immer schon ein sehr breites Angebot mit unterschiedlichem Alkoholgehalt und unterschiedlicher Stilistik.

Mehr Roséwein

Außerdem versucht Schmuckenschlager die Winzer dazu zu motivieren, mehr Rosèwein herzustellen. Denn diese sind vom Charakter her eher leichter und fruchtiger als schwere Rotwein-Reserven.

Die Produktionsmenge von Roséwein ist derzeit noch gering. Diese Weinsorte wird aus roten Trauben hergestellt, was beim Abbau von Überschüssen in guten Erntejahren helfen kann. Der Unterschied zu Rotwein ist der Produktionsprozess. Roséwein wird wie Weißwein hergestellt.

Seit vier Generationen werkt die Familie des neuen Präsidenten des Weinbauverbandes in der Branche. 2006 hat Johannes Schmuckenschlager (Bild) das elterliche Weingut in Klosterneuburg übernommen. Auch in Sachen Politik ist der 35-jährige Familienvater und ÖVP-Nationalratsabgeordnete erblich vorbelastet. Vater und Großvater waren bereits in der Kommunalpolitik tätig. Sein Bruder Stefan ist Bürgermeister der Stadt Klosterneuburg.

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