Degradierung von A1 vom Tisch

Telekom Austria: Bis dato keine großen Akquisitionen
Schelling fordert aber bessere Kooperation ein. Mexikaner planen keine Kapitalerhöhung.

Seit Monaten herrschte in der teilstaatlichen, börsenotierten Telekom Austria große Unruhe wegen der vom mexikanischen Mehrheitsaktionär America Movil geplanten Degradierung von A1. Die Österreich-Tochter des Konzerns, die 80 Prozent des Gruppen-Umsatzes und den Großteil des Gewinns liefert, sollte von einer Aktiengesellschaft in eine GmbH umgewandelt werden.

Die Umstrukturierung ist jetzt vom Tisch. Das stellten die beiden Eigentümervertreter, Finanzminister Hans Jörg Schelling für die Republik Österreich (28,4 Prozent), und Carlos Moreno, Finanzchef des Mehrheitseigentümers America Movil und Vizepräsident des Telekom-Aufsichtsrates, klar.

Schelling dürfte allerdings mit der Zusammenarbeit zwischen der Holding unter Alejandro Plater und A1 doch nicht so ganz zufrieden sein. Er stellte außer Frage, dass der Mehrheitseigentümer entscheide. Wünscht sich aber "eine bessere Kommunikation und Kooperation zwischen der Holding und A1". Moreno beteuerte, die Umstrukturierung sei diskutiert worden, aber "nie auf der Agenda gestanden".

Hintergrund der Aufregung war, dass die Vorstände von A1 zu weisungsgebundenen Geschäftsführern geworden wären. Zwischen Plater und A1-Chefin Margarete Schramböck gab es bekanntlich immer wieder heftige Differenzen.

Kapitalerhöhung

Eine Kapitalerhöhung für die Finanzierung von Akquisitionen – die von den Mexikanern bei ihrem Einstieg groß angekündigt wurden, bisher aber ausblieben – hält Moreno mittelfristig für nicht notwendig. Damit kommt Schelling wenigstens nicht in die Verlegenheit, mitzuziehen. Sein Wunsch fürs Staatsbudget: "Mehr Dividende."

In der Region gebe es nicht soviel zu akquirieren, räumte Moreno ein. Die letzten Investitionen habe man aus dem Cash-Flow finanziert: "Wir verwenden den Gewinn aus dem traditionellen Business für neue Technologien." Dazu Schelling: "Die Digitalisierung ist keine Herausforderung für die Zukunft, sie existiert bereits."

Mit der Entwicklung der Telekom zeigte sich Moreno zufrieden. Der Hauptmarkt sei nach wie vor Österreich. Ursprünglich unterkapitalisiert, "ist die Telekom nun auf Wachstumskurs und hat eine stabile Marktposition". Ein Abgang von der Börse sei nicht geplant, die Telekom sei 2016 der Top-Performer in der Branche gewesen.

Das endgültige Aus für die Roaming-Aufschläge innerhalb der EU Mitte 2017 soll die Handy-Kosten für die österreichischen Mobilfunkkunden nicht erhöhen. Zumindest nicht beim Platzhirschen Telekom Austria (A1). Mayrhofer: „Preissteigerungen wird es nur geben, wenn der Kunde ein größeres oder schnelleres Datenpaket will.“ Im Vorjahr kosteten die Senkung der Roaminggebühren die TA 38 Millionen Euro, heuer werden es wieder rund 40 Millionen sein.

Trotz des Einnahmenausfalls konnte die TA 2016 den Umsatz auf 4,2 Milliarden Euro und den Nettogewinn auf 413 Millionen Euro steigern (siehe Grafik). Die Mindereinnahmen wurden größtenteils durch Kostensenkungen egalisiert. Vom guten Ergebnis profitieren auch die Aktionäre, die Dividende soll wie bereits im Vorjahr 20 Cent je Aktie ausmachen. Die Aktionäre reagierten positiv, die Aktie stieg mit um mehr als zwei Prozent auf 5,77 Euro, dem höchsten stand seit dem Sommer 2015. Für 2017 ist TA-Chef Alejandro Plater optimistisch, die Wachstumsraten sollen ähnlich ausfallen wie 2016. Wichtig dafür ist laut Plater vor allem das Wachstum im Kerngeschäft.

Suche nach Übernahmekandidaten

Die TA ist auch heuer auf der Suche nach Übernahmekandidaten, um das Angebot in den südosteuropäischen Märkten auszubauen. Stark ausbauen will die TA in den nächsten Jahren vor allem das IT-Dienstleistungsgeschäft für Unternehmen über die Cloud. Dieses Segment wachse derzeit von einem niedrigen Niveau aus überdurchschnittlich. Plater hofft vor allem damit zu punkten, dass die Daten ausschließlich auf Servern in Österreich geparkt sind. Vereinfacht werden muss aus Sicht der TA die Genehmigung für Funkmasten, denn die neue Mobilfunkgeneration G5, die frühestens 2020 aktuell wird, werde vier Mal so viele Sendestationen brauchen wie die derzeitigen Netze.

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