dayli sucht Investor und feilscht mit Banken

Drogeriemarkt, Dayli
dayli bittet um Zahlungsaufschub. Wegen offener Rechnungen bleibt Warennachschub aus.

Der Schlecker-Nachfolger dayli sorgt mit einem Brief an seine Lieferanten für Aufregung. In dem Schreiben bittet das dayli-Management um einen Zahlungsaufschub von „maximal zwei Monaten“ für überfällige Forderungen.

dayli-Gesellschafter und Vorstandschef Rudolf Haberleitner schiebt die Schuld an den Zahlungsschwierigkeiten seiner 880 Filialen umfassende Kette der Gewerkschaft zu. Deren Aktionen gegen die von dayli geplante Sonntagsöffnung hätten „zu massiven Umsatzeinbrüchen geführt und Verhandlungen mit Banken zur Einräumung von Krediten verzögert“, sagt Haberleitner gegenüber dem KURIER. Zudem habe das gesetzliche Nein zur Sonntagsöffnung Kreditgeber verunsichert.

dayli sucht Investor und feilscht mit Banken
Bei den Adressaten kommt das Schreiben, das an alle etwa 700 Lieferanten ging, gar nicht gut an. Ein Lieferant bezeichnet es im KURIER-Gespräch schlicht als „blöd“. Haberleitner agiere nicht wie ein Händler, sondern wie ein Sanierer. „Er glaubt, er kann einfach eine Massensendung rausschicken und meint, dass 50 Prozent der Hersteller blöd genug sind, seine Forderungen zu akzeptieren. So funktioniert das nicht.“

Detail am Rande: dayli-Finanzvorstand Andreas Bachleitner (zuvor im Vorstand bei Zielpunkt und Adeg), hat den Brief des dayli-Managements nicht unterschrieben.

Lieferstopp

In den Regalen der dayli-Filialen klaffen auffällig oft Lücken. Die Kette hat Probleme, genügend Ware zu bekommen, sagen Involvierte. Grund dafür seien überzogene Finanzierungsrahmen. Lieferanten weigern sich, weitere Ware zu liefern, solange alte Rechnungen offen sind. Die schriftliche Bitte, alte Forderungen für zwei Monate zu stunden, sei ungeschickt gewesen. „Da läuten alle Alarmglocken“, findet ein Lieferant. Händler machen in der Regel 80 Prozent des Umsatzes mit nur 20 Prozent ihrer Lieferanten. „Es wäre logisch, mit diesen 20 Prozent im persönlichen Gespräch eine Lösung finden“, stellt ein verärgerter Produzent klar. Haberleitner betont, mittlerweile „erfolgreiche Gespräche“ geführt zu haben.

Bisher sind Lieferanten dayli sehr entgegengekommen. Freilich nicht ganz uneigennützig. Sie wollten Verhältnisse wie in Deutschland nach der Schlecker-Pleite vermeiden. Dort hat der Fall des ehemaligen Drogeriemarkt-Königs Anton Schlecker die Konkurrenten Rossmann und dm gestärkt. Sie verbuchen zweistelligen Umsatzzuwächse und bauen damit ihre Verhandlungsmacht gegenüber Lieferanten aus.

Haberleitner betont, derzeit mit zwei Banken „aussichtsreiche Gespräche“ zu führen. Zudem gäbe es Gespräche mit zusätzlichen Investoren. Ob der Glücksspielkonzern Novomatic, der mit kolportierten 20 Millionen Euro bei dayli eingestiegen ist, weiteres Geld zuschießt, ist fraglich, sagen Insider.

Umbau

Das bisher geflossene Geld wurde vor allem in die Aufstockung der Warenbestände gesteckt. Zudem wurden Verluste abgedeckt und erste Umbauten finanziert.

In den Umbau der österreichischen Filialen sollten 50 Millionen fließen, bis Ende des Jahres sollten 700 der 880 Filialen umgebaut sein. Bisher wurden aber nur 14 Standorte aufgemöbelt. „Die Gewerkschaft hat uns die Finanzierung vereitelt. Das ist der Dank dafür, dass wir 3600 Mitarbeiter durchgefüttert haben“, wettert Haberleitner. Gewerkschaftschef Karl Proyer findet den Vorwurf „albern“. Proyer: „Haberleitner hat mit der Sonntagsöffnung auf ein Geschäftsfeld außerhalb des gesetzlichen Rahmens gesetzt. Das muss er selbst verantworten.“

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