Haberleitner als dayli-Geschäftsführer abberufen

epa03491467 A photo made available 30 November 2012 shows Rudolf Haberleitner, chief of 'TAP 09', speaking during an interview with the Austrian Press Agency APA, in Vienna, Austira, 02 August 2012. The Investment company TAP 09 and investor Haberleitner are the new owners of Schlecker-Austria. EPA/HERBERT NEUBAUER
Richtungsstreit: Der neue Eigentümer Martin Zieger drängt seinen Vorgänger aus der Funktion.

Bei der insolventen Drogeriekette dayli ist nun offensichtlich auch ein Machtkampf entbrannt. Der ehemalige Eigentümer Rudolf Haberleitner, der im Zuge der Insolvenz zum Geschäftsführer wurde, ist vom aktuellen Eigentümer Martin Zieger als Geschäftsführer abberufen worden.

Zieger verlautbarte am Freitag: "Ich habe Herrn Haberleitner gebeten seine Funktion zur Verfügung zu stellen, da wir unterschiedliche Vorstellungen bezüglich der Weiterführung des Unternehmens haben. Diese Entwicklung hat jedoch keinen Einfluss auf die derzeitige Investorensuche. Sobald wir konkrete Ergebnisse haben, werden wir umgehend darüber informieren."

Die Geschäfte von dayli führen ab sofort Peter Krammer und Hanno Rieger.

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dayli-Insolvenzverwalter Rudolf Mitterlehner hatte vor einer Woche die Teilschließung der Schlecker-Nachfolgegesellschaft veranlasst. 19 von 43 Filialen werden vorerst in Wien geschlossen. Österreichweit werden 355 von 877 Standorten diese Woche gesperrt. Dadurch verlieren 1261 von 3468 Beschäftigten ihren Job. Damit es trotz Teilschließung noch weitergeht, muss Eigentümer Zieger bis Ende Juli rund 40 Millionen Euro von Investoren auftreiben.

Mitterlehner betonte am Freitag, dass der Geschäftsführerwechsel "keinen Einfluss auf das Insolvenzverfahren hat". Es handle sich um eine "rein gesellschaftsrechtliche Entscheidung". Wer vom Eigentümer als Geschäftsführer bestellt werde, "hat auch mit mir als Insolvenzverwalter nichts zu tun", so Mitterlehner. Die Investorensuche bei dayli sei im Gange. "Gerade gestern hat es wieder Gespräche gegeben, insgesamt mehrere diese Woche", so der Masseverwalter. Eine Entscheidung bis Ende Juli sei "zu erwarten und unser Ziel."

Am 31. Juli 2012 hatte Rudolf Haberleitner mit seiner "Restrukturierungsgesellschaft" TAP 09 alle Schlecker Filialen in Österreich, Italien, Polen, Belgien und Luxemburg übernommen. Im folgenden seine damaligen Aussagen und die heutige Aussendung des KSV1870.

"3.000 Filialen in 20 Ländern, von Süddeutschland bis Ex-Jugoslawien. Ich will den ganzen Balkan, so schaut's aus. (...) "Wir haben eine unglaubliche Aktion in Planung, die war noch nie da auf der Welt. Das wird alles toppen, Sie werden sehen."

(Ex-Eigentümer Rudolf Haberleitner, "Kronen Zeitung", 3. 8, 2012)

"Wir geben heuer und im nächsten Jahr circa zehn Millionen Euro aus. Bis 2016 werden das insgesamt 52 Millionen Euro sein. Da sind dann aber alle Märkte in allen fünf Ländern dabei, plus Süd-Osteuropa. In den nächsten fünf Jahren wollen wir von derzeit 1.350 auf über 3.000 Filialen kommen, einen erheblichen Teil davon wollen wir aus dem Cashflow finanzieren."

(Ex-Eigentümer Rudolf Haberleitner, "WirtschaftsBlatt", 3.8.2012)

"Eine Hoffnung auf finanzkräftige Partner reicht für eine Fortführung nicht aus. Und bei dayli ist nun die eingetretene Situation soweit klar, dass die laufenden Kosten durch den Betrieb des Filialnetzes nicht mehr erwirtschaftet werden können. (...) Seit Mai wird von dayli nach neuen Geldgebern gesucht. Die vom Kurzzeitgesellschafter Novomatic eingebrachten insgesamt 25 Mio. Euro haben die Verluste von dayli in den ersten 9 Monaten nach Übernahme der Schlecker-Österreich-Filialen vollends verschlungen. (...) Ob das neue schlanke Konzept einen finanzstarken Partner anlockt, bleibt abzuwarten. Länger als bis Ende Juli wird das jedoch nicht sein. (...) Die Spannung um das Schicksal von noch gut 2.000 Arbeitsplätzen bleibt also vorerst aufrecht. Für 1.261 ist es leider bereits besiegelt."

(Pressemitteilung des KSV1870, 12. Juli 2013)

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