dayli-Chef Haberleitner in der Defensive

APA12233094 - 09042013 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT WI - dayli-CEO Rudolf Haberleitner am Dienstag, 09. April 2013, anl. der PK "Sonntagsöffnung - dayli-Management komplett - Neue Shops - Start in Deutschland" in Wien. In Österreich betreibt Haberleitner rund 900 ehemalige Schlecker-Filialen unter der Marke dayli. APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER
dayli war der größte Coup des ehemaligen Beraters, der bei Libro leer ausging.

Rudolf Haberleitner ist einmal mehr in der Defensive. Meldungen wonach wegen Geldwäsche gegen ihn ermittelt wird, hat er mitten im Überlebenskampf seiner Handelskette gerade noch gebraucht. Wie berichtet ist Haberleitner auf der Suche nach einem Investor in Udine einem Betrüger auf dem Leim gegangen, der ihm eine Million Euro gestohlen hat.

Dass ein Geschäftsmann mit einer Million losfährt und denkt, gegen Vorlage des Geldes 25 Millionen von einem Investor zu bekommen, ist erstaunlich. Aber es ist nicht der einzige außergewöhnliche Auftritt Haberleitners. Vor einem Jahr ist er mit der Übernahme der pleite gegangenen Schlecker-Drogeriemärkte quasi aus dem Nichts auf der Handelsbühne erschienen. Alteingesessene Händler sagen, ihn nicht gekannt zu haben. Haberleitner wiederum betont, er habe „30 Jahre massive Handelserfahrung im In- und Ausland“. Für Haberleitner ist das dayli-Risiko dem Vernehmen nach überschaubar. Er habe einen symbolischen Euro für die insolventen Läden in Österreich, Italien, Polen, Luxemburg und Belgien gezahlt, heißt es.

„Visionär und Blender“

Die Meinungen über Haberleitner gehen auseinander. Freunde halten ihn für einen „Visionär“. Kritiker für einen „Blender“, der mit seiner einnehmenden Art sogar Novomatic-Eigentümer Graf als Kurzzeit-Investor gewinnen konnte. Den Grünen war der heute 68-Jährige schon 2001 in seiner Zeit als Aufsichtsrat der staatlichen Pleiteholding GBI eine parlamentarische Anfrage wert. Der Grund: Neben seinem Aufsichtsratmandat sollte Haberleitner für eine Tagesgage von 30.000 Schilling auch noch Berater der GBI sein. In der Anfrage ging es auch um vermeintliche „Pleitejahre“ und Haberleitners Doktortitel. „Dieser Titel wurde nicht an einer inländischen Universität erworben, der Name der ausländischen Uni wird von Ing. Rudolf Haberleitner nicht preisgegeben“, hieß es. Vorwürfe quittiert Haberleitner schnell mit Klagsdrohungen.

Fest steht, dass der Niederösterreicher sein Geld bisher vor allem als Berater bei Firmenübernahmen verdient hat. Laut eigenen Angaben hat er unter anderem Firmen wie Junghans, Joop und Frikus saniert. „Er war breit aufgestellt, kannte Gott und die Welt“, sagt eine Unternehmerin, die ihn aus dieser Zeit kennt. Schlecker war Haberleitners größter Coup, seine Pläne bei Libro und Palmers einzusteigen, gingen nicht auf. Kontakte hat Haberleitner auch zu Neo-Politiker Stronach. Er soll sogar als dayli-Investor im Gespräch gewesen sein. Haberleitner hat mit Stronach viel gemein, heißt es: Er liebe die große Bühne, dulde keinen Widerspruch und sei beratungsresistent.

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