Das ABC der Schuldenkrise

Die einen nennen es "Krisensprech für Dummies", für andere sind es die Schlüsselbegriffe des Börsenkrachs und der Schuldenkrise.

A wie Anleihe
Staaten finanzieren sich über die Ausgabe von Anleihen. Diese laufen beispielsweise zehn Jahre und haben einen festen, garantierten Zinssatz. Das aktuelle Problem: Aufgrund ihrer sinkenden Kreditwürdigkeit müssen Euro-Länder Rekord-Risikoaufschläge, was ihre Finanzierungskosten und damit Schulden weiter in die Höhe treibt. Ein Teufelskreislauf beginnt.

B wie Bail-out
Eine finanzielle Rettungsaktion für zahlungsunfähige Länder und Unternehmen. In der Finanzkrise haben haben Staaten Banken finanziell aufgefangen. In der Euro-Zone gilt eigentlich ein Bail-out-Verbot für Länder, das jedoch durch die Rettungspakete für Schuldenstaaten aufgeweicht wurde.

C wie Credit Default Swaps
Eine Kreditausfallsversicherung, mit der man sich gegen eine Staatspleite absichern kann. An den Finanzmärkten gelten die Preise für CDS als eine Art Angstbaromter für die Pleitewahrscheinlichkeit eines Landes. Aber: CDS haben auch wesentlich zum Aufbau der US-Immobilien-Blase beigetragen, weil sie das Spekulationsrisiko vermeintlich reduziert haben.

D wie Deutschland
Auf der größten Volkswirtschaft Europas ruht die Hauptlast der Hilfen für marode Euro-Länder. Gemäß des Verteilungsschlüssels bei der Europäischen Zentralbank muss Deutschland an allen Hilfen 28 Prozent - also fast ein Drittel - alleine schultern.

E wie EFSF

Das steht für "Europäische Finanz-Stabilitätsfazilität" - normalerweise übersetzt mit Euro-Rettungsschirm. Er hat ein Volumen von 750 Milliarden Euro. Unter einer Fazilität verstehen Fachleute einen Fonds, der Hilfskredite vergeben kann. Ab 2013 soll der EFSF durch den ESM (Europäischer Stabilitätsmechanismus) dauerhaft abgelöst werden. Der ESM hat 700 Milliarden Euro als Volumen, davon können 500 Mrd. Euro tatsächlich als Hilfskredite ausbezahlt werden. Dahinter stehen alle 17 Euro-Staaten als Bürgen - also auch Österreich.

F wie Frankreich

Die Gerüchte über eine Herabstufung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone haben erst am Mittwoch die Börsen in Europa abstürzen lassen. Der Verschuldungsgrad Frankreichs liegt bei 87 Prozent. 90 Prozent gilt unter Fachleuten als Schwelle, ab der die Finanzmärkte nervös werden.

G wie Griechenland
Mit den schweren Finanzproblemen Griechenlands hat 2010 die jetzige neue Finanz- und Schuldenkrise begonnen. Für das Land wurden bereits zwei gigantische Hilfspakete beschlossen. Doch das Wirtschaftswachstum springt nicht an, die Arbeitslosigkeit steigt weiter, die Behörden bekommen die Steuerhinterziehung nicht in den Griff.

H wie Haircut
Bei einer harten Umschuldung (haircut) müssen Gläubiger auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. Bei Griechenland kam es zu einer weichen Form der Umschuldung: Die Zinsen für die Hilfskredite wurden nochmals deutlich gesenkt, die Laufzeiten wurden um Jahre verlängert und die Banken wurden auf freiwilliger Basis an den Hilfen beteiligt.

I wie Italien
Das Land gilt als größtes Sorgenkind in der Eurozone, die Verschuldung liegt bei fast 125 Prozent. Die Renditen für italienische Staatsanleihen stiegen bereits auf mehr als sechs Prozent und sinken erst, seit die Europäische Zentralbank im großen Stil italienische Papier aufkauft.

J wie Junk Bonds

So nennt man Anleihen mit ganz schlechtem Rating. Als Abgeltung für das hohe Risiko werden hohe Zinsen gezahlt. Die Ratingagentur S&P hat Ende Juli griechische Staatsanleihen de facto auf Ramsch-Status abgestuft.

K wie Kreditwürdigkeit
Ratingagenturen schätzen ein, wie hoch das Pleiterisiko eines Landes ist. Die Bestnote AAA (Triple A) bedeutet, dass die Gefahr eines Zahlungsausfalls fast null ist. In der Euro-Zone können Deutschland, Finnland, Frankreich, die Niederlande, Luxemburg und Österreich ein AAA vorweisen. Frankreich gilt als Wackelkandidat.

M wie Mr. Euro
Der Luxemburger Premierminister Jean-Claude Juncker leitet die Treffen der Euro-Finanzminister. Er könnte seinen Titel "Mr. Euro" bald an EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy abgeben müssen. Für Van Rompuy ist Frankreich, Juncker hat Reputation eingebüßt. Der neue "Mr. Euro" soll wirklich "mit einer Stimme" für den Euroraum sprechen.

N wie Notenbank
Die Nationalbanken der 17 Euro-Länder sind durch ihre Chefs im Direktorium der Europäischen Zentralbank vertreten. Dort wird Zinspolitik gemacht und über die Inflation gewacht. Aktuell ist die umstrittene EZB-Entscheidung, Staatspapiere
von Italien und Spanien aufzukaufen. Die Risikoaufschläge sind gesunken - die Maßnahme scheint zu greifen.

O wie " Over-the-counter"
Transparent sind Geschäfte an den Börsen. Zumeist völlig intransparent, aber vom Volumen her schon wesentlich bedeutsamer sind außerbörsliche Geschäfte (Over-the-counter) im Aktienbereich. Eine Finanztransaktionssteuer müsste auch diese Deals umfassen, sagen Börsenexperten.

R wie Rezession
Derzeit befindet sich Griechenland in einer Rezession, die Wirtschaftsleistung schrumpft. Österreichs Wirtschaft schrumpfte 2009 in Folge der Finanzkrise von 2008. Problematisch sind Sparpakete in Zeiten der völligen Flaute, weil damit der Abwärtstrend verstärkt werden kann. So kommen in den USA neue Rezessionsängste auf, weil ein 2400-Milliarden-Sparpaket geschnürt wurde. Die USA könnten damit die Weltwirtschaft nach unten ziehen.

S wie Spanien
Das Platzen der Immobilienblase hat Spanien schwerstens unter Druck gebracht. Das Land leidet unter einer Rekordarbeitslosigkeit und steigenden Verschuldung. Immer wieder wird spekuliert, Spanien wird demnächst beim EFSF um Hilfskredite ansuchen müssen.

T wie Transferunion
Deutschland befürchtet endgültig zum Zahlmeister Europas zu werden. Das Wort von der Transferunion wurde deshalb ein politischer Kampfbegriff.

U wie USA
Die größte Volkswirtschaft hat auch die mit Abstand meisten Schulden angehäuft: sagenhafte 14.300 Milliarden Dollar.

V wie volatil

Je stärker die Börsenkurse schwanken, je volatiler also die Situation ist, desto größer wird die Unsicherheit der Anleger. Zocker können von volatilen Börsen aber auch profitieren.

Z wie Zypern
Das Mini-Euro-Land ist auch in Finanznot geraten. Auslöser war eine gigantische Explosion in einem Munitionslager, bei dem das größte Kraftwerk des Landes zerstört wurde.

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