Creditreform: Klein- und Mittelunternehmen im Aufschwung

Konjunktur (c: buongiorno.com)
Die Stimmung in den Betrieben des Mittelstandes war im Herbst 2017 so gut wie schon lange nicht mehr.

Die Konjunkturkurve der österreichischen Klein- und Mittelunternehmen (KMU) zeigt weiter steil nach oben und erreicht ein Fünfjahreshoch. In allen Wirtschaftsbereichen liegen Lage- und Erwartungsindex deutlich über den Vorjahresergebnissen. Das Creditreform-Klimabarometer, für das rund 1700 österreichische Klein- und Mittelunternehmen nach der aktuellen wie auch zukünftigen Wirtschaftslage befragt wurden, konnte in den vergangenen Wochen noch einmal ordentlich zulegen. Es erreichte mit plus 23,9 Punkten ein neues Allzeithoch. Damit liegt es 7,3 Zähler über dem Ergebnis des Frühjahres (plus 16,6 Punkte) und 16 Zähler über dem Vorjahreswert (plus 7,9 Punkte).

"Nach dem guten Start ins Jahr konnte die österreichische Konjunktur in der zweiten Hälfte dieses Jahres noch einen Gang hochschalten. Diese positive Dynamik wird sich in den nächsten Monaten fortsetzen. Die Ökonomen prognostizieren ein Wirtschaftswachstum zwischen zwei und drei Prozent für dieses und nächstes Jahr", erklärt Creditreform-experteGerhard Weinhofer dem KURIER. "Gestützt wird die Binnenkonjunktur auch durch den privaten Konsum, der dank einer deutlichen Beschäftigungszunahme weiterhin hoch ist. Allerdings könnten steigende Mieten und höhere Energiepreise die Konsumfreude der Verbraucher dämpfen. Auch die Gastronomie erhöhte unlängst ihre Preise."

Nicht zu vernachlässigen sind die bürokratischen Aufwendungen und Kosten für die Erfüllung der datenschutzrechtlichen Auflagen, so Weinhofer, welche spätestens im Mai 2018 mit Inkrafttreten der datenschutz-grundverordnung (DSGVO) erfüllt sein müssen. Von den derzeit günstigen Entwicklungen auf dem internationalen Markt – innerhalb und außerhalb der Eurozone – profitiert die österreichische Exportwirtschaft. Dies kann sich durch nicht vorhersehbare Entwicklungen (Brexit, Nordkorea, Trump-Exekutive u.a.) aber leider schnell ändern. Heimische Unternehmen sollten laut Weinhofer daher in diesen guten Zeiten vorsorgen, in dem sie ihren Eigenkapitalpolster weiter aufbauen, sich diversifizieren und neue Märkte erschließen.

Tolle Stimmung

Am besten ist die Stimmung derzeit beim Verarbeitenden Gewerbe mit plus 27,9 Punkten und beim Baugewerbe mit plus 27,0 Punkten. Auch bei den Wirtschaftsbereichen „Dienstleistung“ und „Handel“ ist der Aufschwung deutlich spürbar.

Das Creditreform Klimabarometer basiert auf einer Umfrage unter mittelständischen Betrieben in Österreich. Der Index setzt sich zusammen aus den Einschätzungen der Befragten zum eigenen Betrieb, zur eigenen Branche sowie zur konjunkturellen Lage allgemein. Dabei fließen in die Gesamtbewertung des Konjunkturklimas sowohl die Äußerungen zur aktuellen Lage als auch zur zukünftigen Entwicklung ein. Aus den positiven und negativen Antworten werden jeweils Salden gebildet, die wiederum die Berechnungsgrundlage für den Gesamtindex bilden. Das Klimabarometer zielt in erster Linie auf die Stimmung im Mittelstand ab.

Creditreform: Klein- und Mittelunternehmen im Aufschwung
Geschäftslage im Bau boomt

"Die Stimmung in den Betrieben des Mittelstandes war im Herbst 2017 so gut wie schon lange nicht mehr", sagt Weinhofer. "Der Geschäftslageindex hat sich mehr als verdoppelt und erzielte nach einer Zunahme um 15,3 Zähler mit plus 25,0 Punkten ein sehr gutes Ergebnis." Am besten beurteilten im Herbst dieses Jahres die Baubetriebe ihre Geschäftslage. Damit konnte die Baubranche mit einem Plus von 25,5 Zählern den höchsten Zuwachs aller Wirtschaftsgruppen verbuchen. Deutlich nach oben schraubte sich der Geschäftslageindex auch bei den Wirtschaftsbereichen „Verarbeitendes Gewerbe“ und „Dienstleistungen“: um 16,5 Zähler beim Verarbeitenden Gewerbe und um 15,7 Zähler bei der Dienstleistungsbranche. Eine deutlich bessere Bewertung der aktuellen Geschäftslage gab es auch beim Handel, wo der Geschäftslageindex aktuell plus 19,1 Punkte erreichte. Im Gegensatz zu den übrigen Hauptwirtschaftsbereichen fiel die Zunahme um 8,4 Zähler jedoch vergleichsweise bescheiden aus.

Optimismus in der Industrie am stärksten

Angesichts der derzeit guten konjunkturellen Rahmenbedingungen sind die kleinen und mittleren Unternehmen auch bei ihren Geschäftserwartungen sehr zuversichtlich gestimmt und damit wesentlich optimistischer als noch im Herbst 2016. Der Erwartungsindex hat sich mehr als verdreifacht und verbesserte sich im Jahresverlauf um 16,8 Zähler. Er erreichte somit aktuell einen Wert von plus 22,9 Punkten. Die meisten Optimisten gibt es derzeit beim Verarbeitenden Gewerbe, hier bewegte sich der Erwartungsindex um 21,8 Zähler in die Höhe. Den größten Stimmungsaufschwung gab es beim Baugewerbe, wo der Erwartungsindex um 23,7 Zähler stieg. Zunahmen im zweistelligen Bereich gab es auch bei den Dienstleistungen um 16,4 Zähler und beim Handel um 10,7 Zähler.

Bauwirtschaft hat Sorgen

Starker Optimismus für die künftige Umsatzentwicklung Hinsichtlich ihrer künftigen Umsatzlage sind die heimischen KMU heuer wesentlich zuversichtlicher als noch vor einem Jahr. Der Saldo aus steigenden und sinkenden Umsätzen beträgt im Herbst 2017 plus 16,1 Prozentpunkte. Höher war die Umsatzerwartung zuletzt 2010. Die meisten Optimisten finden sich derzeit in den Betrieben der Dienstleistungsbranche: Hier ist der Prozentsatz der Befragten, die optimistisch in die Zukunft schauen, mit 33,9 Prozent am höchsten, während der Anteil der Pessimisten mit 11,3 Prozent am geringsten im Branchenvergleich ist. Bei der Bauwirtschaft schauen dagegen überdurchschnittlich viele Mittelständler mit Sorge auf die nächsten Wochen, mit Abstand folgt hier der Handel mit einem Anteil von 12,6 Prozent auf Platz zwei.

Den höchsten Erwartungssaldo erzielte im Herbst dieses Jahres die Dienstleistungsbranche. Den zweitbesten Saldo gab es beim Handel mit plus 18,5 Prozentpunkten – beim Verarbeitenden Gewerbe waren es plus 17,0 Prozentpunkte. Die Baubranche liegt mit einem Erwartungssaldo von plus 1,2 Prozentpunkten zwar nur knapp im positiven Bereich, konnte sich jedoch wesentlich mehr als alle anderen Wirtschaftsbereiche verbessern und zwar um 29,5 Zähler.

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