Confiserie Heindl: Am Anfang war nur das Nusskipferl

Schokobanenen-Produktion bei Heindl.
Traditionsbetrieb Heindl zählt zu den wenigen Wiener Süßwarenherstellern, die nach wie vor im Familienbesitz sind. Dafür sorgen 28 Eigenfilialen.

Geschäftsführer in Zeiten des Neoliberalismus wirken bisweilen wie geklont: Smarte Anzugträger mit einer Sprache glatt gebürstet bis zur Inhaltsleere.

Die Brüder Andreas und Walter Heindl sind anders. Direkt und ohne Allüren beantworten sie Fragen. Die beiden sind allerdings nicht nur Geschäftsführer, sondern auch Eigentümer des Wiener Familienunternehmens mit 196 Mitarbeitern. Heuer feiert das Unternehmen sein 60-jähriges Bestehen. Die ersten Produkte aus dem Hause Heindl waren Nusskipferln.

Somit sind die Heindl-Brüder, die 1987 den elterlichen Betrieb übernommen haben, Überlebenskünstler. Viele traditionelle Wiener Familienbetriebe, die Süßwaren produzieren, gibt es nicht mehr. Zuletzt musste der Schwedenbomben-Hersteller Niemetz Insolvenz anmelden.

Übernahmeangebot

Die Heindls hatten Interesse an der Übernahme. Doch ihr Angebot von 1,5 Millionen Euro war viel zu niedrig. Den Zuschlag zum Preis von 5,9 Millionen Euro erhielt schließlich Heidi Chocolat mit Sitz in Rumänien. Das Unternehmen gehört zum Meinl-Imperium. „Viel zu teuer“, lautet der trockene Kommentar von Walter Heindl. Zumal die Maschinen des Schwedenbomben-Produzenten durchaus musealen Ansprüchen genügen. Die Manager von Heidi Chocolat würden sicher eine Idee haben, wie sie die Investition wieder hereinbekommen, vermutet Heindl. „Wir haben sie nicht gesehen.“

Das Beispiel Niemetz zeigt die realen Machtverhältnisse am Süßwarenmarkt. Wenn ein Konzern mit dem großen Geldkoffer anrückt, hat ein Wiener Familienbetrieb mit 22 Millionen Euro Jahresumsatz und einem Gewinn vor Steuern von einer Million Euro nichts zu bestellen.

Der Grund, warum das Unternehmen mit Sitz in Wien-Liesing trotz schwieriger Rahmenbedingungen wie steigende Rohstoffpreise 2006 den Waffelproduzenten Pischinger übernehmen konnte, liegt in der Geschäftsstrategie. 60 Prozent des Umsatzes werden über 28 Eigenfilialen erwirtschaftet. 34 Prozent kommen vom Lebensmittelhandel und für sechs Prozent des Umsatzes sorgt der Export.

Ausbaupläne

Mit der Produktion der mehr als 180 Konfektsorten allein ist kaum etwas zu verdienen. Daher setzen die Heindl-Brüder weiter auf den Ausbau des Filialnetzes. Vier neue Standorte sind geplant. Einer davon am neuen Wiener Zentralbahnhof. Vor allem für Westösterreich werden noch Franchise-Nehmer gesucht. Derzeit ist Heindl nur in zwei Landeshauptstädten, nämlich in Wien und Graz, mit Eigenfilialen vertreten.

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