China will Europa helfen

China will Europa helfen
Mittels Investitionen will das Reich der Mitte "dem Westen" unter die Arme greifen. Premier Wen geißelt aber auch die Schuldenpolitik.

China ist bereit, "eine helfende Hand auszustrecken", wie es Wen Jiabao am Mittwoch formulierte. Der chinesische Ministerpräsident sagte bei der Eröffnung des diesjährigen Sommertreffens des Weltwirtschaftsforums in der chinesischen Hafenstadt Dalian, sein Land wolle auch in Zukunft verstärkt in Europa investieren. Man sei überzeugt, dass sich die europäische Wirtschaft wieder erholen werde. Auch in den USA wolle man mehr investieren. Gleichzeitig aber mahnte Wen die westlichen Staaten, das Problem ihrer ausufernden Schulden in den Griff zu bekommen.

Der Ministerpräsident erwartet auch eine Gegenleistung: Er forderte "mutige Schritte" der Europäer gegenüber China, insbesondere die baldige Anerkennung der zweitgrößten Volkswirtschaft als volle Marktwirtschaft - eine Forderung, der sich die EU bisher verweigert. Er hoffe auf einen "Durchbruch" auf dem nächsten EU-China-Gipfel am 25. Oktober in Tianjin in China. Der Status einer Marktwirtschaft schützt China vor Anti-Dumping-Klagen und hat für Peking hohen symbolischen Charakter.

Von den USA forderte Wen Jiabao eine größere Öffnung ihres Marktes für chinesische Investitionen. Dann müsse China auch nicht mehr soviel in amerikanische Staatsanleihen investieren. Investitionen könnten auch neue Jobs schaffen. Um amerikanische Exporte nach China zu steigern, solle Washington die Beschränkungen für die Ausfuhr hochtechnologischer Produkte nach China aufheben.

Schwellenländer dabei

Angesichts der zunehmenden Nervosität der Börsen weltweit hatte China bereits in den vergangenen Wochen wiederholt sein Vertrauen in Europa und den Euro bekräftigt. Peking, das einen Großteil seiner Währungsreserven in Dollar angelegt hat, sucht zunehmend nach alternativen Anlagemöglichkeiten.

Hilfe für die Schuldenländer Europas könnte zudem von der Gruppe der Schwellenländer kommen, zu der neben China auch Indien, Brasilien, Russland und Südafrika gehören. Der brasilianische Finanzminister Guido Mantega kündigte am Dienstag an, dass sich die Gruppe in der kommenden Woche in Washington treffen und dort beraten werde, wie sie der EU bei der Bewältigung der Schuldenkrise helfen könne. Der verstärkte Ankauf von Anleihen aus Euro-Ländern wird überlegt.

Das "Sommer-Davos", wie die dreitägige Tagung in Dalian in Anlehnung an das winterliche Forum im Schweizer Luftkurort Davos genannt wird, hat sich in fünf Jahren zum wichtigsten Wirtschaftstreffen in Asien entwickelt. Die Organisatoren in der Sechs-Millionen-Metropole berichteten eine Rekordbeteiligung von 1700 Wirtschaftsführern, Experten und Politikern aus mehr als 90 Ländern.

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