China löst Kursrutsch an den Börsen aus

Schwächere Konjunktur drückt Firmengewinne.

Das musste ja kommen, die Frage war nur, wann: Nach der Rekordjagd der internationalen Börsen seit Jahresbeginn erschütterte ein kräftiger Kursrutsch am Donnerstag die Aktienmärkte von Asien über Europa bis in die USA.

In den luftigen Höhen, in denen sich die Aktienkurse befanden, reichte schon eine relativ kleine Meldung, um eine Verkaufswelle auszulösen. „Chinas Wirtschaft verliert an Fahrt“, lautete die Nachricht, die die britische Großbank HSBC verbreitete. Die Bank ermittelt monatlich einen Index, der die Stimmung der Einkaufsmanager in China wiedergibt. Der Index ist von April auf Mai um 0,8 Punkte gefallen. Diese negative Überraschung sorgte an der japanischen Börse für den größten Kurssturz seit der Tsunami-Katastrophe von März 2011. Der Nikkei-Index verlor 7,3 Prozent. Allerdings hatte er seit Anfang Jänner rund 50 Prozent zulegen können. Der Ausverkauf am Aktienmarkt setzte sich in Europa fort: An der Frankfurter Börse gab es bis zum frühen Nachmittag ein Minus von 2,6, in Wien eines von zwei Prozent.

Zusätzlich belastet wurden die Börsen von Aussagen des US-Notenbankchefs Ben Bernanke, der ein Ende der Geldflut für die Märkte früher als erwartet für möglich hält. Experten rechnen damit, dass die US-Notenbank Federal Reserve erst gegen Jahresende die Zügel in der Geldpolitik strafft. Nach Bernankes Rede am Mittwochabend aber könnte dies schon in den nächsten Monaten passieren. Weniger Geld für die Märkte heißt auch weniger Geld für Aktienkäufe, lautet die Schlussfolgerung der Finanzexperten. Investoren haben daher die erzielten Kursgewinne gesichert und Aktien verkauft. Auch europäische Konjunkturdaten, die am Donnerstag veröffentlicht wurden, sprechen nicht für einen weiteren ungebremsten Anstieg der Aktienkurse. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer hat ihre Wachstumsprognose für Deutschland auf 0,3 Prozent halbiert.

Kaufsignal

Dass mit dem Kursrutsch eine Trendwende nach unten eingeleitet wurde, glaubt Helge Rechberger, Aktien-Experte der Raiffeisen Bank International, nicht. Einige Aktien – wie etwa RHI, CA Immo, Immofinanz oder Lenzing – seien auf ein interessantes Kaufniveau gesunken.

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