Seien Sie sich bewusst, wo überall Keime lauern können – etwa an den Griffen von Einkaufswagerln im Supermarkt. Hier ist die Belastung besonders hoch.

© dapd/Mario Vedder

Labortests

Chemie-Cocktail zwischen Gemüse- und Tiefkühlregal

Schuhe und Textilien in Supermärkten weisen oft bedenkliche Chemikalien auf, kritisiert Greenpeace.

10/23/2014, 10:26 AM

Bekleidung und Schuhe aus Supermärkten in Österreich, Deutschland und der Schweiz enthalten laut Greenpeace eine Palette bedenklicher Chemikalien. Die Umweltorganisation hat 26 Produkte in zwei unabhängigen Labors analysieren lassen, wobei mehr als die Hälfte der Proben umwelt- und gesundheitsschädliche Schadstoffe aufwies, hieß es in einer Aussendung.

Chemikalien wie Dimethylformamid (DMF), Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) oder 2-Phenyl-2-propanol (2PP) überschritten die herangezogenen Vergleichs- und Vorsorgewerte. "Gerne wird im Supermarkt zwischen Gemüse- und Tiefkühlabteilung auch zum einen oder anderen Textil-Angebot gegriffen. Der Chemie-Cocktail, der in Diskonter-Schuhen, T-Shirts und Co. tatsächlich steckt, bleibt meist im Verborgenen", sagte Greenpeace-Konsumentensprecherin Nunu Kaller.

"Supermarktketten wie Hofer, Interspar und Penny und auch Tchibo müssen ihre Verantwortung wahrnehmen und ihr Textil-Angebot bereinigen - wir fordern Kleidung, die frei von bedenklichen Chemikalien ist", so Kaller.

Schuhe stark hautreizend

Die getesteten Schuhe waren von allen Produkten am höchsten belastet, besonders die in Österreich gekauften Proben stachen hervor: In einem Paar Turnschuhe von Hofer befanden sich Greenpeace zufolge 270 mg/kg DMF. DMF gelte als fortpflanzungsgefährdend, akut toxisch und gesundheitsschädlich bei Hautkontakt. Das österreichische Umweltzeichen empfiehlt Höchstwerte von zehn mg/kg, da sich die Substanz aus dem Material lösen kann. Die getesteten Schuhe von Interspar und Penny waren stark mit der hautreizenden und möglicherweise allergieauslösenden Chemikalie Acetophenon belastet. Die meisten der untersuchten Schuhe wiesen zudem einen beißenden, unangenehmen Geruch auf, was häufig auf Substanzen wie Naphthalin aus der Gruppe der PAK hinweise. "Am stärksten mit dem früher als Mottengift verwendeten Naphthalin waren Kinder-Gummistiefel von Tchibo belastet (2,2 mg/kg). Ab Ende 2015 dürfen Kinderprodukte mit Hautkontakt, die über 0,5 mg/kg krebserregende PAK (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe, Anm.) enthalten, nicht mehr verkauft werden", so die Umweltorganisation

Von "miserabel" bis "schlecht"

Zusätzlich zu den Labortests hat Greenpeace das Textil-Angebot der Supermärkte einem breiten Nachhaltigkeitscheck unterzogen und neben Chemikalien-Management, Rohstoffeinsatz und Wiederverwertbarkeit der Textilien erstmals auch Sozialstandards in der Fertigung genauer unter die Lupe genommen. Die größten Schwächen zeigten sich durchwegs beim Einsatz gefährlicher Chemikalien. In Österreich stufte Greenpeace Interspar in diesem Bereich als "miserabel", Hofer als "schlecht" ein. Im Zuge der Befragung durch Greenpeace entschloss Hofer sich jedoch, künftig "wo immer möglich" auf PFCs - polyflourierte Chemikalien, die oft zur Imprägnierung von Textilien genutzt werden - zu verzichten: "In anderen Bereichen des Chemikalien-Managements gibt es jedoch noch Lücken", so Kaller. REWE und Tchibo sind laut Greenpeace-Check "auf dem Weg", wirklich "giftfrei" ist keiner. "Hofer, Interspar, Rewe und Tchibo müssen ihre Verantwortung wahrnehmen und saubere Produktionsstandards durchsetzen", forderte Kaller.

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