Chefökonom: „Investoren werden reagieren“

Chefökonom: „Investoren werden reagieren“
Experte Bruckbauer erwartet infolge der Herabstufung der Bonität von neun Euro-Ländern höhere Renditen bei deren Staatsanleihen.

Das bringt erneut Stress und Verunsicherung.“ So kommentiert Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria, die Entscheidung der Ratingagentur S & P, Österreich das Triple-A zu entziehen. Er rechnet mit steigenden Renditen bei Anleihen der betroffenen Staaten. „Die Investoren werden reagieren, das ist klar“, sagte er im Gespräch mit dem KURIER am Rande der Jahrestagung des Finanzdienstleisters Aricon.

Allerdings seien die Kurse heimischer Staatsanleihen mittlerweile ohnehin zu 90 Prozent von der Entwicklung der gesamten Eurozone abhängig. „Auch ohne Verlust des Triple-A wäre es für Österreich nur ein kurzfristiger Vorteil gewesen.“ Entscheidend sei nun, dass die Europäische Zentralbank ihre unterstützende Politik beibehält und die Sparprogramme noch schneller und konsequenter umgesetzt werden.

Inflation

Oberstes Ziel sei dabei, keine neuen Schulden zu machen. Der Abbau der Altlasten werde einige Jahre in Anspruch nehmen, wobei „ein bisschen Inflation“ helfen würde. „Ich ziehe drei Prozent Inflation einer Staatspleite eindeutig vor“, sagt Bruckbauer. Er sieht auch das Ende der hierzulande hohen Sparquote von zehn Prozent. „Das haben wir uns nur leisten können, weil wir vom Staat so viel bekommen haben oder zu wenig Steuern gezahlt haben.“ In Schweden etwa betrage die Verschuldung nur 35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (Österreich 72), aber die von Privaten gehaltene Geldmenge sei nur halb so hoch wie in Österreich. „Dass ist nicht angenehm, aber immer noch besser als eine Pleite“, so Bruckbauer.

Kritik übt der Ökonom an der Euro-Politikern und der EZB. „Die Politik hat alles getan, was man falsch machen kann.“ Größter Fehler sei gewesen, Griechenland die Hälfte der Schulden zu erlassen. Niemand kaufe mehr Staatsanleihen zu niedrigen Zinsen außer von sicheren Häfen wie Deutschland. „Hätte die EZB einfach damals neue Anleihen gekauft, wäre die Krise schon vorbei.“ Mittlerweile habe die EZB alte Anleihen der Euro-Schuldenländer im Wert von 212 Milliarden Euro erworben. Das Ziel, so die Märkte zu beruhigen, wurde aber verfehlt. „Anleihen zu kaufen und gleichzeitig zu sagen, ,Eigentlich wollen wir gar nicht‘, ist unglaubwürdig.“

Am Ende des Tages werde aber die EZB die ultimative Waffe sein. Denn die Politik wüsste nun, wie die Finanzmärkte funktionieren. „Das sollte helfen, die Krise 2012 in den Griff zu bekommen.“ Ökonomisch gebe es jedenfalls keinen Grund, dass Europa in den Abgrund rutscht: „Die Stimmung ist schlechter als die Wirtschaftslage.“

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