Cernko schnappte einer Frau den Chefsessel weg

Cernko schnappte einer Frau den Chefsessel weg
Erste Group: Alexandra Habeler-Drabek war Favoritin für Vorstandsposten. Börsefirmen bleiben Männerbastionen.

Sie wäre die Zehnte gewesen: Alexandra Habeler-Drabek (46) hatte beste Chancen, in den Vorstand der Erste Group aufzusteigen. Dann hätten Österreichs börsennotierte Unternehmen erstmals zehn Frauen in ihren Führungsgremien gehabt.

Doch so weit kam es nicht. Die Erste Group-Aufsichtsräte gaben wie berichtet einem Mann den Vorzug: Willibald Cernko (60), der ehemalige Chef der Bank Austria, wird ab Jänner 2017 im Vorstand für das Risikomanagement verantwortlich zeichnen.

Habeler-Drabek stand allerdings bis zuletzt in der engsten Wahl für die Nachfolge des Risiko-Vorstands Andreas Gottschling, der aus familiären Gründen ausscheidet. Sie wäre für die Top-Position auch höchst qualifiziert: Seit 2014 ist sie für die Risikosteuerung des gesamten Geschäfts der Bank-Gruppe verantwortlich. Zuvor steuerte sie schon die Risiken der Erste Bank Österreich. Begonnen hat die Top-Bankerin, die Handelswissenschaft studierte, 1995 in der Creditanstalt. Dort leitete sie bis 1999 die Kreditabteilung der Landesdirektion Eisenstadt. Habeler-Drabek bekleidet zwei Aufsichtsratsposten, einen in der Erste Immorent AG und einen in der Allgemeinen Sparkasse Oberösterreich.

Männerbastion

Die Vorstandsbesetzung bei der Erste Group wird die Männerbastion in den Börsenfirmen weiter absichern. Gemischte Führungsteams sind trotz jahrelanger Quotendiskussion nach wir die Ausnahme, wie aus einer Analyse der Beratungsfirma EY hervorgeht. Demnach liegt der Frauenanteil der Vorstandsmitglieder von den 64 an der Wiener Börse notierten Unternehmen bei mageren 4,6 Prozent. In fast 90 Prozent der Börsefirmen sitzen nach wie vor ausschließlich Männer in der Führungsetage, nur in zwei Firmen gibt es mehr als eine Vorständin.

Drei Chefinnen

Ganz an die Konzernspitze schafften es nur drei der neun Vorständinnen: Elisabeth Stadler lenkt seit 1. Jänner 2016 die Geschicke des Versicherers Vienna Insurance (VIG); Herta Stockbauer ist Chefin der BKS Bank und Karin Trimmel leitet den Kräuterspirituosenhersteller Gurktaler AG. Die börsenotierte Schlumberger-Abspaltung beschäftigt nur drei Mitarbeiter. "Beim Frauenanteil gibt es Stillstand statt Aufbruchsstimmung", zieht EY-Partnerin Elfriede Baumann eine nüchterne Bilanz.

Etwas besser sieht es in den Aufsichtsräten aus. Dort erhöhte sich die Frauenquote von 16,3 auf 17.6 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland stieg nach Einführung einer gesetzlichen Quote Anfang des Jahres der Frauenanteil in den Kontrollgremien der 30 DAX-Konzerne erstmals über 30 Prozent. In Österreich wird dieser Wert derzeit nur von neun Börsefirmen erreicht. Eine davon ist – die Erste Group.

Cernko schnappte einer Frau den Chefsessel weg
Zahl der Männer und Frauen in Vorständen börsenotierter Unternehmen - Balkengrafik, Tortengrafik GRAFIK 1045-16, 88 x 55 mm

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