Causa Hausverwaltung IMV: Versicherer fühlen sich geschädigt

Causa Hausverwaltung IMV: Versicherer fühlen sich geschädigt
Betroffene Gebäudeversicherer wollen sich dem Ermittlungsverfahren als Privatbeteiligte anschließen.

In das Ermittlungsverfahren rund um angeblich überhöhte Schadensabrechnungen bei der Hausverwaltung IMV, der größten privaten Hausverwaltung Österreichs, und ihrer früheren Schwesterfirma IVS Schadensmanagement kommt Bewegung. Die Generali und die Zürich Versicherung fühlen sich laut Aktenlage geschädigt und werden sich dem Verfahren als Privatbeteiligte anschließen. "Aufgrund der von Ihnen übermittelten Anfrage und Informationen fühlt sich die Zürich Versicherung in der Causa geschädigt", schrieb Anfang September ein leitender Zürich-Mitarbeiter an das Landeskriminalamt Wien. "Die Höhe der Schadenssumme wird noch ermittelt und es wird auch die Form und der Zeitpunkt des Privatbeteiligtenanschlusses noch bekanntgegeben." Auch die Basler/Helvetia und die Wiener Städtische sollen betroffen sein.

Wie berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft Wien wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betruges gegen IMV-Chef Wolfgang M. und fünf weitere Personen. Auslöser war die Immobilienfirma und frühere IMV-Kundin Wienwert um den (neuen) Vorstandschef Stefan Gruze. Die Wienwert hat im Juni 2016 über ihren Rechtsanwalt Ewald Scheucher eine umfangreiche Strafanzeige eingebracht. Die Vorwürfe werden aber bestritten.

Die Vorgeschichte

Die Hausverwaltung IMV hat früher Schäden an Häusern, die sie verwaltete, von Handwerkern beheben lassen, und deren Rechnungen der Gebäudeversicherung oder dem Hauseigentümer weiterverrechnet. Im Jahr 2012 bekam die IMV aber eine Schwesterfirma: die IVS Schadensmanagement. Über sie wurde fortan die Schadensabwicklung der Hausverwaltung IMV abgewickelt.

Laut einer Zeugin, die der Staatsanwaltschaft Wien laut Aktenlage Einblick in die internen IVS-Geschäftsabläufe gegeben hat, sollen die IVS-Mitarbeiter die Rechnungen der Handwerker auf IVS-Briefpapier umgeschrieben und mit einem Aufschlag von fünf bis 60 Prozent den Versicherungen bzw. Hausbesitzern zur Zahlung übermittelt haben. Bei der Basler/Helvetia soll es laut Aktenlage um rund 1400 Fälle gehen.

Keine Originalrechnungen

"Normalerweise werden Originalrechnungen verlangt. Die Firma IVS hatte nie eine Originalrechnung eingereicht", sagte ein Ex-Helvetia-Mitarbeiter bei der Kripo aus. "In Einzelfällen sind Originalrechnungen eingelangt. Das dürfte aber ein Irrtum gewesen sein." Eine weitere Ex-Helvetia-Mitarbeiterin sagte aus, dass sie und andere Versicherungsmitarbeiter bei der IVS nachgefragt hätten, warum keine Originalrechnungen übermittelt werden. Da auch nach der Urgenz keine Originale übermittelt wurden, habe sie ihren Vorgesetzten informiert. Letztlich soll der Helvetia-Vorgesetzte "die umgeschriebenen IVS-Rechnungen akzeptiert haben, solange diese in einem gewissen Rahmen blieben".

Wiener Städtische

"Uns ist schon 2014 aufgefallen, dass die Rechnungen immer höher werden. Wir haben dann mit der Firma IMV bzw. IVS Klartext geredet. Seit 2015 haben wir kein Problem mehr", sagte Wolfgang Reisinger von der Wiener Städtischen zum KURIER. "Wir prüfen noch die Unterlagen, kooperieren mit den Behörden und werden uns dem Ermittlungsverfahren als Privatbeteiligte anschließen."

Helvetia Versicherung

Auch die Basler/Helvetia, die laut Kripo rund 5000 IMV-Schadensfälle bearbeitet haben soll, hat sich offenbar mit der IVS arrangiert. "Die Helvetia hat mit der IVS respektive IMV vor einiger Zeit eine Stundensatzvereinbarung abgeschlossen, die unter Markt- und Branchenschnitt liegt", teilte die Versicherung am Freitag dem KURIER mit. "Rechnungen wurden von IVS ausgestellt und mit Helvetia im Schaden abgerechnet - die Originale der dahinterstehenden Handwerker haben Versicherer nicht erhalten. Davon ist eine Vielzahl der am österreichischen Markt tätigen Unternehmen betroffen, so auch Helvetia." Nachsatz: "Wichtig ist uns zu betonen, dass sämtliche Mitarbeiter von Helvetia, die mit diesem Vorgang betraut sind und waren, verantwortungsbewusst und korrekt gehandelt haben." Die Zürich Versicherung wollte keine Stellungnahme abgeben.

Aussageverweigerung

Auffällig ist, dass drei IVS-Mitarbeiter, die von der Kriminalpolizei einvernommen werden hätten sollen, von "ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machten" und keine Aussagen tätigten. Sie sollen laut Kripo im siebten Stockwerk des Firmensitzes im Wien-Wieden mit dem Umschreiben der Rechnungen befasst gewesen sein. Eine Begründung ist in den Akten nicht angeführt. Vielleicht wollten sie sich selbst nicht belasten.

Vorwürf bestritten

"Die Vorwürfe und Beschuldigungen werden als unrichtig zurückgewiesen. Mein Mandant bleibt bei dieser Verantwortung und hat sich umfassend gegenüber den Ermittlungsbehörden geäußert", kontert Lukas Kollmann, Anwalt von IMV-Chef Wolfgang M., im Gespräch mit dem KURIER. "Er kooperiert mit den Behörden und es ist kein Schaden entstanden." Die Aussagen der ehemaligen IVS-Mitarbeiterin und Zeugin der Staatsanwaltschaft werden als Hirngespinst abgestempelt. Schriftlich führte IMV-Chef Wolfgang M. dazu aus: "Der Gedanke, dass hier ein gewerbsmäßiges Betrugssystem aufgebaut worden sei, ist völlig absurd und überhaupt nur durch Verfälschung der tatsächlichen Sachverhalts möglich."

Gesprächsmitschnitt

Detail am Rande: Die bereits erwähnte Ex-IVS-Mitarbeiterin und Zeugin der Staatsanwaltschaft hat aber ein Gespräch mit einer IVS-Kollegin mit ihrem Handy aufgezeichnet. Darin erklärte ihr die Kollegin die mutmaßliche Vorgangsweise in Sachen Rechnungsaufschläge.

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