Casinos bauen mindestens 500 Mitarbeiter ab

FILE PHOTO: The logo of Austrian gambling monopolist Casinos Austria is pictured on its headquarters in Vienna
Die Kapitalvertreter im Aufsichtsrat stimmten geschlossen dem harten Sanierungsprogramm zu.

Die Emotionen gingen beim Sonderaufsichtsrat der Casinos Austria hoch. Für die 12 Inlandscasinos des teilstaatlichen Glücksspielkonzerns geht es ums Überleben. „Existenzielles Risiko ohne Optimierungsmaßnahmen durch nachhaltig negative Ergebnisse“, heißt es im Sanierungsprogramm ReFIT.

Konzernchefin Bettina Glatz-Kremsner legte dem Aufsichtsrat das gemeinsam mit McKinsey (Honorar knapp 500.000 Euro) ausgearbeitete, härteste Maßnahmenpaket in der Geschichte des Unternehmens vor. Sie ist im Vorstand für die schwierigen Casinos hauptzuständig, ihr tschechischer Kollege Martin Skopek ist für die Tochter und Cashcow Lotterien verantwortlich.

Der Aufsichtsrat stimmte nach mehr als fünf Stunden Diskussionen ReFIT zu und beauftragte den Vorstand, das Programm umzusetzen.

In Summe sind mindestens mehr als als 500 Mitarbeiter betroffen, der KURIER berichtete als erstes Medium. 1200 Arbeitsplätze würden gerettet, sagte Robert Chvatal, Vize-Vorsitzender des Aufsichtsrates und Chef des Mehrheitseigentümers Sazka Group, nach der Sitzung. Unklar ist, von welcher Basis ausgegangen wird. Die 12 Casinos beschäftigten 1700 Mitarbeiter, dazu kommen noch 300 Beschäftigte in der Gastronomie. Von 770 Mitarbeitern in der Zentrale werken auch noch 220 für die Casinos-Betriebe, auch hier wird eingespart.

Die Betriebspensionen werden gekürzt. Ausgenommen davon sind die Luxusrenten der ehemaligen Vorstände, die sich durch Einzelvereinbarungen fein abgesichert haben. Bei den Gehältern drohen Kürzungen bis zu 25 Prozent.

"Es geht um die Rettung eines Unternehmens, das sich aufgrund seiner Struktur und der veränderten Welt in einer außerordentlich schwierigen Situation befindet. Wir wollen keine Casinos verkaufen, sondern sie für die Zukunft fit machen", betonte Chvatal.

Alle Kapitalvertreter stimmten zu, die Betriebsräte votierten dagegen. Sie halten wie berichtet die Verlust-Prognosen von 65 Millionen Euro für  heuer für überzogen.

Die Eckpunkte des Programms:

  • Sicherstellung der Profitabilität des terrestrischen Casino Geschäfts in Österreich um nachhaltig die Standorte zu erhalten und Arbeitsplätze zu sichern
  • Einsparung von insgesamt über EUR 40 Millionen durch Reduktion von Sach- und Personalkosten in den Casinos Betrieben und in der Zentrale.
  • Effizienzsteigerung durch Neuorganisation der Casino-Betriebe und der Zentrale.
  • Strategische Neuausrichtung und Redimensionierung einzelner Casino-Standorte.
  • Reduktion der Anzahl der Mitarbeiter und der durchschnittlichen Gehaltskosten.
  • Bei erfolgreicher Umsetzung bleiben laut vorliegendem Konzept die 12 Casino-Standorte erhalten.
  • Stärkere operative Trennung des Casino-Betriebs von anderen Bereichen der Unternehmensgruppe und Schaffung einer schlanken eigenständigen Zentrale.

Wie beispielsweise auch bei der staatlichen Flugsicherung Austro Control hat sich in der Casag ein Zwei-Klassen-System etabliert. Nach 2006 eingetretene Mitarbeiter erhalten deutlich weniger als ihre älteren Kollegen und können auch leichter gekündigt werden. Bei den Managern soll ebenfalls hinein geholzt und jeder Dritte abgebaut werden. Jedes Casino hat einen Direktor und darunter zwei weitere Managementebenen.

Glatz-Kremsner sprach von der "größten Neuorganisation in der Geschichte des Unterenhmens, wodurch langfristig die Stellung von Casinos Austria als der  Glücksspielanbieter Österreichs abgesichert wird".

Rauchverbot und Corona-Krise hatten die strukturellen Probleme der 12 Inlandscasinos nur noch verschärft. Die Casinos haben zu hohe Personalkosten.

Ohne tiefgreifende Maßnahmen kalkuliert das Management mit einem kumulierten Verlust bis 2024 von mehr als 150 Millionen Euro.

ÖBAG holte internationalen Berater 

Thomas Schmid, Chef der Staatsholding ÖBAG, die ein Drittel am Casag-Konzern hält, sagte, das Unternehmen könne nur durch die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen weiterhin erfolgreich bleiben. Die ÖBAG habe sich für den Erhalt möglichst vieler Jobs sowie aller 12 Casi no-Standorte eingesetzt. In einem Syndikatsvertrag mit Sazka geben die Tschechen allerdings keine Garantien ab, sondern haben der ÖBAG lediglich Veto-Rechte eingeräumt.

Die Staatsholding ÖBAG hat sich für den Problemfall Casag Glücksspiel-Expertise von außen geholt. Der in der internationalen Gaming-Szene gut bekannte Luke Alvarez wurde als Berater angeheuert. Der ehemalige Berater bei Boston Consulting ist seit 28 Jahren in der Branche und machte viel Geld mit der Gründung und dem Verkauf des digitalen Gaming-Unternehmens Inspired Entertainment. Seit 2018 scheint Alvarez als Chairman eines in Gibraltar domizilierten Online-Anbieters auf.

Es sind ausgerechnet die mit Konzessionen in Gibraltar oder Malta agierenden Online-Firmen, die der Casag im Internet-Business zusetzen. Alvarez soll es gelungen sein, die Stimmung zwischen der Staatsholding, dem tschechischen Mehrheitseigentümer Sazka Group und dem Unternehmen zu verbessern.

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