Abt: "Reich zu sein ist keine Sünde"

Abt Gregor Henckel-Donnersmarck: Der Profit kann nicht die einzige Messlatte sein, der Markt dürfe nicht zum Gott erklärt werden.
Gregor Henckel-Donnersmarck verrät, wie man gottgewollt reich wird.

Abt Gregor Henckel-Donnersmarck ist ein Gottesmann, der für Überraschungen gut ist. Er war der Hitmacher hinter den singenden Mönchen aus dem Stift Heiligenkreuz. Nun lässt der Alt-Abt mit einem neuen Projekt aufhorchen. In seinem soeben erschienen Buch Reich werden auf die gute Art (edition a, 19,95 Euro) gibt er seine geistlichen Vermögenstipps:

KURIER: Abt Gregor, Sie plädieren für Reichtum im Einklang mit Gott. Wer will heute noch im Einklang mit Gott reich werden?Gregor Henckel-Donnersmarck: Schauen Sie sich den Madoff- oder den Lehman-Skandal, die Immobilienblase in den USA oder die Tragödie rund um die Hypo Alpe-Adria an, wo aus meiner Sicht, zutiefst unmoralisch gehandelt wurde. Wegen dieser Skandale besteht die Gefahr, dass die ganze Wirtschaft dämonisiert und kriminalisiert wird. Und das ist gefährlich, denn wir leben alle von der Wirtschaft. Auch ich als Priester. Wir alle müssen daran interessiert sein, dass die Wirtschaft gut funktioniert, aber eben auch in ihren moralischen Präpositionen. Ich möchte für diesen Weg Werbung machen, damit Menschen, die sich sehr wohl gut verhalten, nicht entmutigen lassen, weil sie immer nur die Blöden sind.

Warum ist die Moral verloren gegangen?

In unserer Gesellschaft ist durch die Werbung eine Atmosphäre entstanden. dass jeder immer mehr haben will. Diese Erwartungshaltung ist überzogen. Die Gier ist auch für die Schuldenkrise der Staaten verantwortlich. Nachdem die Bürger immer mehr erwarten und jede Wahl immer neue Wahlversprechen auslöst, ist ein Automatismus bei den Ausgaben entstanden, der zur Überschuldung geführt hat. Es gibt aber noch einen ideologischen Grund für die Gier.

Welchen?

Es ist eine Fehldiagnose des Jahres 1989, als der Kommunismus zusammenbrach. Im Westen haben die Menschen gesagt: "Hurra, jetzt hat der Kapitalismus gesiegt." Das ist eine falsche Diagnose. Hier hat niemand gesiegt, sondern das System der sozialistischen Planwirtschaft ist in sich selbst zusammengebrochen. Es war eine selbst verschuldete Niederlage. Wir dürfen auf keinen Fall einen schrankenlosen Turbokapitalismus als Sieger und damit als Maßgabe für unser wirtschaftliches Verhalten postulieren. Weil das die Brutalisierung des Wirtschaftsklimas zur Folge hat. Klar muss ein Gewinn übrig bleiben, aber der Profit kann nicht die einzige Messlatte sein, und der Markt darf nicht zum Gott erklärt werden.

Sie geben zwölf Tipps, wie man im Einklang mit Gott reich wird. Wie schaut denn nun reich werden auf die gute Art aus?

Es gibt zwei Hauptgruppen von Tipps. Der erste Punkt ist: Wie kommt der Reichtum oder der Gewinn zustande? Sind hier Kriterien wie sozial gerecht, nachhaltig, umweltschonend, Vertragstreue gegenüber den Lieferanten eingehalten worden. Oder hat das Unternehmen vielleicht sogar Arbeitsplätze geschaffen? Wenn das so ist, dann ist das ein Gott wohlgefälliges Werk, das dieses Unternehmen hegt. Der zweite Punkt ist die Vermögenskultur. Wenn ich ein Vermögen habe, dann bin ich dazu verpflichtet, das Beste daraus zu machen. Und nicht in Yachten, Jet-Set und Luxus zu investieren. Ich kennen viele vermögende Menschen, die gut leben, aber nicht nur protzen, sondern die viel in Kultur-Sponsoring und in Wohltätigkeit investieren. Das sind die beiden Aspekte, die ich in meinem Buch beleuchte. Auch mit dem Ziel, den Reichtum, aus dem moralisch verwerflichen, kriminellen oder sündhaften Image herauszubringen.

Sie schreiben viel von der Moral der Unternehmer. Tatsache ist aber, dass gerade die Aktiengesellschaften immer höheren Profit fordern. Wie kann man hier ein Umdenken bewirken?

Ich bin jemand, der sagt, die Wirtschaft sollte ihren Spielraum haben und nicht zerreguliert werden. Gefährlich sind aber die institutionellen Anleger. Das sind vor allem die großen Versicherungs-Konglomerate, die Kapital herumschieben und das Management schon unter Druck setzen oder gleich austauschen, wenn die Quartalszahlen nicht passen. Hier braucht es Regulierungen, wie etwa eine Finanztransaktionssteuer, um eine Bremswirkung zu setzen.

Wer geht aus Ihrer Sicht schamlos mit dem Reichtum um?

Wenn etwa ein Mann sich einen TV-Sender kauft, damit er Einfluss gewinnt und Premierminister wird. Oder wenn sich ein Milliardär in Österreich eine Fraktion kauft, dann ist ein echter Missbrauch gegeben. Hier versucht man mit Geld die Politik zu dominieren, wo doch die Politik Vorrang vor der Wirtschaft haben muss. Aber auch das Leben der Paris Hilton ist schamlos zur Schau gestellter Reichtum, der so nicht sein sollte. Dieses Verhalten setzt die Neidspirale in der Gesellschaft in Gang.

Papst Franziskus tritt stark für die Armen ein. Sie schreiben ein Buch über Reichtum. Ist das im Sinne des neuen Papstes?

Ich würde sagen, je mehr wir Reichtum haben, der auf moralische Art zustande kam, und je mehr wir Menschen haben, die kultiviert mit dem Reichtum umgehen und spenden, um so besser ist es für die Armen.

Gregor Henckel-Donnersmark

Abt: "Reich zu sein ist keine Sünde"
Abt Gregor Henckel-Donnersmarck

Der Alt-Abt hat ein bewegtes Leben hinter sich. Erst mit 35 Jahren trat er in den Zisterzienserorden ein. Davor war er sieben Jahre lang Manager des Logistikdienstleiters Schenker& Co. Aber auch im Orden machte der spätberufene Mönch schnell Karriere. 1999 wird Henckel-Donnersmark Abt im Stift Heiligenkreuz. Unter seiner Leitung stürmen die Mönche des Klosters die Hitparade. 2011 tritt er ab. In seinem neuen Buch "Reich werden auf die gute Art" nennt er 12 Regeln, wie man Vermögen im Einklang mit Gott erlangt, und unter welchen Bedingungen auch Reiche in das Reich Gottes gelangen können.

Kommentare