Buwog: Tausche Wien gegen Berlin

Buwog: Tausche Wien gegen Berlin
Deutscher Wohnungskonzern Vonovia will Mehrheit an der BUWOG übernehmen. Ursprünglich wollten die Bochumer die Wiener conwert wieder verkaufen.

Wer hätte je gedacht, dass aus der einst staatlichen Bundeswohnungsgesellschaft, kurz BUWOG, noch eine Erfolg versprechende Börsenstory wird. Während sich Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, Ex-Lobbyist Walter Meischberger und Ex-PR-Berater Peter Hochegger wegen angeblicher Schmiergeldzahlungen rund um die BUWOG-Privatisierung (2004) vor Gericht verantworten müssen, steht der börsennotierte Wiener Immobilienkonzern im Mittelpunkt eines Mega-Deals. Der größte deutsche Wohnungskonzern Vonovia will 5,2 Milliarden Euro mittels Ausgabe von Anleihen aufbringen, um die Mehrheit an der BUWOG zu erlangen. Den Aktionären werden 29,05 Euro je Aktie geboten, das ist ein Aufschlag von 18 Prozent auf den Schlusskurs von vergangenem Freitag.

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Copyright: BUWOG/Stephan Huger Foto Vonovia-CEO Rolf Buch und BUWOG-CEO Daniel Riedl

"Ich glaube, dass die Prämie hoch ist und wir einen guten Zuspruch bekommen werden", sagt Vonovia-Chef Rolf Buch. "Wir nehmen alle Aktien, die uns angeboten werden und schauen, dass wir auf 50,1 Prozent kommen. Dann sehen wir weiter." Die Chancen, dass der Deal klappt, stehen gut. Nach Bekanntgabe der Übernahmepläne am Montag stieg der Kurs der BUWOG-Aktie um 17,5 Prozent.

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IVA-Präsident Wilhelm Rasinger: „Der Ankauf war damals ein ziemlich starkes Stück“

"Das ist ein ordentliches Angebot mit einem Sahnehäubchen, die BUWOG hat sich sehr gut entwickelt", sagt Wilhelm Rasinger vom Interessenverband für Anleger (IVA). "Die Übernahme wird getrieben von internationalen Investoren, die sich berauschen, wenn größere Einheiten geformt werden." Sowohl bei der Vonovia als auch bei der BUWOG ist der US-Fondsriese BlackRock größter Einzelaktionär. Vonovia-Chef Rolf Buch und BUWOG-Chef Daniel Riedl haben viel vor. Der Bochumer DAX-Konzern ist Herr über 355.000 Wohnungen, der Wiener ATX-Konzern über rund 49.000 Wohnungen.

"Unsere Wohnungsportfolien passen gut zusammen und wir können sie gemeinsam effizienter bewirtschaften", sagt Buch. Die deutschen Wohnungen der BUWOG wandern in den Vonovia-Bestand, die im Vorjahr von den Bochumern erworbene österreichische Immobilienfirma conwert (24.000 Wohnungen) geht an die BUWOG. Ursprünglich wollten die Bochumer die conwert wieder verkaufen.

10.000 Wohnungen

BUWOG-Chef Riedl zieht in den Vorstand des Bochumer DAX-Konzerns ein. Er wird dort den neuen Bereich Immobilienentwicklung übernehmen. "Jetzt haben wir jemanden, der das kann", sagt Buch knapp. Gemeinsam wollen sie jetzt in den Wohnungsneubau investieren. Die BUWOG hat dazu bereits Grundstücke für 5000 Wohnungen in Berlin, 1000 Wohnungen in Hamburg und 4000 Wohnungen in Wien erworben, die in den nächsten sechs bis zehn Jahren errichtet werden sollen.

"Wir bauen in unterschiedlichen Preisegmenten", sagt Riedl. Zwei Drittel davon sind Eigentumswohnungen, der Rest Mietwohnungen, die im eigenen Bestand bleiben werden. Nur in Österreich bleibt die Marke BUWOG erhalten. Konzernchef Riedl sagt dazu launig: "Bei dem Bekanntheitsgrad, der gerade durch das anhängige Gerichtsverfahren unterstützt wird, wäre es nicht sinnvoll, den Markennamen zu wechseln."

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