Mehr als ein Brotberuf

400m2 Manufaktur in Burgschleinitz.
Während andere Bäcker nach und nach zusperren müssen, eröffnet Josef Weghaupt eine 400 Quadratmeter große Back-Manufaktur im Waldviertel. Joseph Brot hat heute mehr als 120 Mitarbeiter, das Bio-Brot boomt. Was macht er besser?
Mehr als ein Brotberuf
Diesen Freitag eröffnet Josef Weghaupt seinen dritten Standort in der Obkirchergasse 37 in Wien-Döbling.
KURIER: Ende September haben Sie ihre neue Manufaktur eröffnet. Haben Sie sich schon eingelebt?

Josef Weghaupt: Wir sind gut unterwegs, es ist schon unser Zuhause geworden. Vorher waren wir in Vitis, 150 Kilometer von Wien entfernt, da sind wir die letzten Jahre einige Stunden am Tag gefahren. Jetzt ist die Wegzeit kürzer.

Warum die neue Manufaktur?

Wir sind in der alten Bäckerei aus allen Nähten geplatzt, haben mit sehr vielen Kompromissen auf sehr engem Raum gearbeitet. Das kann man in Sturm- und-Drang-Zeiten machen, aber für eine Kontinuität ist das nichts. Jetzt haben wir uns gedacht: Es geht gut,wir trauen uns über eine Manufaktur drüber.

Wird alles hier produziert?

Ja, mittlerweile ist auch die Pâtisserie, die in Wien war, hierher übersiedelt. Das macht die Logistik ein bisschen aufwendiger, in Summe ist für mich als Chef alles einfacher geworden, alle sind an einem Ort.

Was bedeutet die neue Manufaktur für die Region?

Die Gemeinde freut sich, der Bürgermeister ist sehr engagiert, will schöne Projekte in die Region holen. In der heutigen Zeit ist das was Besonderes. Wenn es in vielen Gemeinden wirtschaftlich nicht mehr so gut rennt, sind viele dazu verleitet, einfach irgendwas zu machen.

Während viele Bäcker zusperren müssen, bauen Sie eine Manufaktur für fünf Millionen Euro auf. Was machen Sie besser?

Wir produzieren Qualität mit Leidenschaft und Emotion. Wir schauen auf unsere Produkte, beobachten, was funktioniert. Das macht Spaß, das ist cool. Diesen Spirit tragen wir in unseren Shops und durch die Mitarbeiter weiter. Ab 2017 wollen wir zwei Lehrlinge pro Jahr aufnehmen. Wenn sie dann bei uns bleiben, freuen wir uns. Wenn sie aber in die freie Welt hinausgehen und unseren Geist verbreiten, freut uns das auch. Wir brauchen keinem Trend nachrennen, wir sind der Trend. Das ist auch das, was der Kunde stimmungsmäßig wahrnimmt.

Joseph Brot ist ein Lifestyle-Produkt geworden. Investieren Sie viel ins Marketing?

Nein. Wir haben einen Grafiker und einen Texter. Wir schalten keine Werbung, das interessiert mich nicht. Heute ist alles so plakativ, ich sehe oft gar nicht mehr, was in einem Geschäft verkauft wird vor lauter Werbung. Natürlich brauchen wir Social- Media-Kanäle und betreuen diese auch gut. Aber zu uns kommt man und erlebt Joseph.

Welcher Kunde kommt zu Ihnen?

Ich glaube, jeder, der Qualität und Genuss schätzt. Unabhängig von der Einkommensstruktur, Bildung, Herkunft, ob Hipster oder normaler Mensch.

Ihr Brot kostet bis zu 6, 7 Euro pro Laib. Was macht es so teuer?

Die Herstellung. Aber ich möchte betonen: Es ist eigentlich nicht teuer. Man muss sich die Zeit nehmen und es mit anderen Produkten und der Qualität vergleichen. Unser Brot fängt bei 5,4 Euro an.

Funktioniert das Konzept Joseph Brot nur in der Großstadt Wien oder ginge es auch am Land gut?

Wir haben einen Shop in der Manufaktur hier im Waldviertel, die Kunden nehmen das gut an. Aber warum läuft ein Pogusch? Ein Taubenkobel? Weil da Herzblut dahinter ist.

Was ist Ihr Bestseller?

Das Joseph Brot.

Sie sind auch in der Gastronomie. Welcher Bereich läuft besser?

Mehr Umsatz machen wir in den Shops.

Wer ist Ihre Konkurrenz?

Es gibt Kollegen, die machen einen guten Job. Ich würde sie nicht als Konkurrenten bezeichnen.Wir machen den gleichen Job gut, ich finde das cool.

Sie sind eigentlich gelernter Fleischhauer. Warum ist es dann doch das Brot geworden?

Diesen Beruf haben sich meine Eltern für mich gewünscht. Ich habe die HTL für Lebensmitteltechnologie gemacht und die Lehre. Ich habe aber nie in dem Beruf gearbeitet, er hat mich nie erfüllt. Was ich jetzt mache, macht mir Spaß. In der Bäckerei ist es warm und es riecht gut, da ist alles lebendig.

Ihr Business gedeiht heute. Gab es auch mal schwierige Zeiten?

Wann gibt es die nicht? Es gibt jeden Tag neue Herausforderungen. Die ersten zwei Jahre waren nicht so schön. Es war stressig, man hatte keine Zeit. Wie oft ich heute meine Freunde treffe, kann ich zwar immer noch an einer Hand abzählen. Das ist dann aber Qualitätszeit.

Sie möchten in Wien von aktuell drei auf bis zu sechs Filialen expandieren.

Mit unserer neuen Manufaktur hätten wir die Möglichkeiten, fünf bis sechs Shops zu betreiben. Wir haben aber alle Hände voll zu tun, es gibt jetzt sicher keine Pläne zu expandieren.

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