GGW Gruber testet Messgeräte der Zukunft

Frühzeitige Fehlererkennung ist in den „maßgeschneiderten“ Prozessen einer zunehmend digitalisierten Fertigung ein Muss.
Wiener Mess- und Prüfsystemspezialist mit Pilotfabrik in Aspern.

Ohne Präzision läuft hier gar nichts. Bei der hochautomatisierten Autoproduktion kann schon der kleinste Fehler fatale Auswirkungen haben. Rastet ein Teil nicht ganz präzise ein, ist die gesamte Produktionslinie gefährdet. Ein erst später entdeckter Mangel kann zu Unfällen oder zu teuren Rückrufaktionen führen. Genauigkeit ist daher alles im Geschäft des Wiener Mess- und Prüfsystemspezialisten GGW Gruber. Als Komplettanbieter vertreibt das Familien-Unternehmen Hightech-Mess- und Prüfgeräte, kalibriert, repariert und wartet sie regelmäßig und bietet die nötigen Schulungen dazu an.

GGW Gruber testet Messgeräte der Zukunft
Geschäftsführer Johannes Riha honoararfrei
Mehr als 10.000 Produkte umfasst das Sortiment. Es reicht vom klassischen Mess-Schieber oder Mikrometer über Oberflächenmessgeräte bis hin zu Computertomografie-Workstations und 3-D-Koordinatenmessmaschinen für komplizierte Strukturen wie Flugzeugflügel. "Das Sortiment ist sukzessive gewachsen, wir sind einer der wenigen Vollsortimenter auf diesem Gebiet", erzählt Senior-Chef Karl Wiefler. Nach mehr als 40 Jahren im Unternehmen übergab Wiefler Anfang Jänner die Geschäftsführung an seinen Schwiegersohn Johannes Riha (35, Bild).

Seit 1946

Die Firmengeschichte reicht bis in die Nachkriegsjahre in Wien zurück. 1946 gründeten Herr und Frau Gruber ein kleines Vertriebsbüro für Mess- und Prüfwerkzeuge. "Die waren nach dem Krieg schwer zu bekommen", erzählt Wiefler, der 1972 in das Unternehmen einstieg und drei Jahre später die Firma übernahm. Seither wurden Sortiment und Kundenstock sukzessive erweitert. Heute zählen namhafte Weltkonzerne aus der Automobil-, Flugzeug- und Stahlindustrie sowie dem Maschinenbau zu den Kunden. Riha, der zuvor im Bankensektor arbeitete, will vor allem den Bereich "Industrie 4.0" weiter forcieren. Viele Prüf- und Messgeräte sind längst via Bluetooth mit Computern vernetzt oder bereits voll integriert, was eine automatische Steuerung der gesamten Prozesskette ermöglicht. Im Vorjahr wurde in der Pilotfabrik in der neuen Seestadt Wien-Aspern ein eigenes Labor eingerichtet, um neue Anwendungsmöglichkeiten zu testen. "Der Automatisierungsgrad wird immer höher, eine frühzeitige Fehlererkennung ist daher enorm wichtig", erläutert Riha.

Wer sich komplexe Prüf- und Testgeräte nicht selbst leisten will, kann sie bei GGW Gruber auch mieten. An drei Standorten in ÖsterreichWien-Aspern, Wien-Floridsdorf und Völkermarkt – wird auch ein eigenes Mess-Service angeboten. Das Unternehmen beschäftigt aktuell 25 Mitarbeiter in Wien und kooperiert eng mit Partnerfirmen, die noch einmal so viel Personal beschäftigen.

Standortvorteil

Den Standort der Firmenzentrale in Wien-Alsergrund bezeichnet Riha als ideal. "Die Mitarbeiter im Büro können täglich mit der U-Bahn kommen, die schnelle Anbindung ist wirklich ein Vorteil." Für Wien spreche auch die enge Kooperation mit der Technischen Universität (TU) etwa durch das Mess-Labor in der Pilotfabrik in Aspern. "Davon kann ein kleineres Unternehmen wie wir nur profitieren", ist Riha überzeugt. Das zweite technische Labor befindet sich in der Siemensstraße im 21. Bezirk.

Weniger gut erweist sich Wien bei der Mitarbeitersuche. Gute technische Verkäufer seien schwer zu finden, berichtet Riha. Der Job erfordere Reise-Bereitschaft und mitunter längere Aufenthalte bei Kunden innerhalb Österreichs. Dazu seien in Wien offenbar immer weniger junge Menschen bereit. Auch die viel diskutierten flexibleren Arbeitszeiten, etwa bei technischen Notfällen, würden dem Firmenchef sehr helfen.

Forschungs- und Testlabor für Firmen

Seit einem halben Jahr läuft die erste Pilotfabrik zu Industrie 4.0 in Wien-Aspern auf Hochtouren. In der vom Staat geförderten Modell- und Forschungsfabrik testet die Technische Universität (TU) Wien gemeinsam mit 20 Unternehmen – darunter GGW Gruber – neue Produktionsverfahren, die später von Industriebetrieben verwirklicht werden könnten. Dabei geht es um durchgängige, digitalisierte Prozessketten vom Endkonsumenten bis hin zur Werkstück.

Unter anderem wird an einer „variantenreichen Serienfertigung“ getüftelt, um individuelle Einzelstücke vom Fließband zu erhalten. Prothesen könnten dadurch ebenso „maßgeschneidert“ werden wie Kleidung oder Autos. Der Wissens- und Technologietransfer zwischen Produzenten und ihren Zulieferbetrieben steht dabei im Mittelpunkt der Pilotfabrik.

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