Fasching: Der gut verkleidete Wirtschaftsfaktor

Krapfen.
Von der prachtvollen Ballrobe bis zum Schampus für die Party – viele Branchen profitieren in der närrischen Zeit von zusätzlichen Umsätzen. Denn auch für Krisenzeiten gilt: Gefeiert wird immer.

Das Weihnachtsgeschäft ist längst gelaufen, Ostern ist noch weit weg. "Da bringt der Fasching ein willkommenes Zusatzgeschäft", sagt Alexander Pallendorf. Er ist Obmann des Spielwarengroß- und Einzelhandel der Wirtschaftskammer Wien und ist ganz froh, dass er in seinem Geschäft in der Thaliastraße in Wien 16 Platz genug hat, um jetzt im Fasching 40 Quadratmeter diesem Thema widmen zu können. Andere Kollegen hätten weniger Platz und müssten sich mit ein, zwei Laufmeter für Kostüme & Co. begnügen.

Natürlich spürt auch der Spielwarenhandel die Konkurrenz durch Supermärkte, Diskonter und Ramschläden. Da ist der "Partyspaß" um ein paar Euro zu bekommen. "Aber Billigware ist auch nicht umsonst billig", warnt Pallendorf. Besonders bei Kinderkostümen sollte man auf die Qualität achten. Ein kleiner Spider- oder Batman koste im Original 30 bis 40 Euro. "Da kommen auch die Lizenzgebühren zum Tragen." Fake-Kostüme kosten die Hälfte, schauen aber auch etwas anders aus als das Original. Außerdem sei Fasching im Diskont nur der halbe Fasching, wirbt Pallendorf für den Fachhandel. Denn nur hier könne man, etwa bei Superhelden, auswählen, ob die Maske aus Kunststoff oder Stoff sein soll.

Faschingsparty, Umzug, Kostümfest für Kinder, Gschnas im Gemeindesaal, Maskenball im Gasthaus, Ball der Freiwilligen Feuerwehr, nobler Ball mit edlen Roben – Anlässe, die "fünfte Jahreszeit" zu feiern, gibt es viele. Wirklich erforscht ist der Wirtschaftsfaktor Fasching in Österreich allerdings nicht. In Deutschland ist das etwas anders: Dort schätzt der Bund Deutscher Karneval den jährlichen Umsatz mit dem organisierten Frohsinn auf rund zwei Milliarden Euro.

200 Millionen

In vielen Umsatzbereichen macht Österreich ein Zehntel von Österreich aus – das wären dann 200 Millionen Euro. Das deckt sich in etwa mit einer Umfrage aus dem Jahr 2015. Für Kostüme, Dekomaterial, Krapfen und Eintritte geben Frauen im Durchschnitt 44 Euro und Männer 61 Euro aus, hieß es damals. Das ergab in Summe 186 Millionen Euro. Wiener zählen eher zu den Faschingsmuffeln. In Tirol und Vorarlberg nimmt dagegen jeder Dritte an einem Umzug teil.

Umso unglaublicher ist das Ergebnis einer IMAS-Umfrage aus dem Frühling 2016. Da gaben "nur" 77 Prozent an, den Fasching zu kennen. Österreichweit feierten aber immerhin 2,12 Millionen im Familien- und Freundeskreis.

-Christine Klafl

Bis zum Aschermittwoch ist in den Backstuben Hochsaison. In Österreich werden jährlich rund 100 Millionen Krapfen gegessen – der Großteil davon in der Faschingszeit. Größter Krapfen-Produzent des Landes ist der in den 1960er Jahren gegründete niederösterreichische Familienbetrieb Kuchen-Peter, der für etwa ein Drittel der gesamten Produktion verantwortlich ist. „Derzeit machen wir bis zu 500.000 Stück pro Tag“, sagt Firmenchef Peter Györgyfalvay. Mehr als 400 Mitarbeiter sorgen am Standort Hagenbrunn für Nachschub. Geliefert wird an so gut wie alle Handelsketten in verschiedenen Größen und mit diversen Füllungen.

Manche Supermärkte haben aber auch ihre eigenen Bäckereien, so wie Interspar. Die firmeneigenen Bäckereien in Dornbirn, Wörgl, Salzburg, Linz, St. Veit, St. Pölten, Graz und Kottingbrunn liefern drei Millionen Krapfen im Jahr – „genug, um das Spielfeld im Ernst-Happel-Stadion sechs Mal auszulegen“, teilt der Salzburger Konzern mit.
Der Rest des Marktes teilt sich auf eine große Zahl von Filialisten – von der Wiener Ströck-Gruppe bis zum steirischen Familienbetrieb Sorger – auf, die teils nicht nur für die eigenen Filialen, sondern auch für die großen Handelsketten Krapfen backen.

Die beliebtesten Geschmacksrichtungen sind übrigens unverändert Marille, gefolgt von Vanille und Nougat.

-Simone Hoepke

Der allgemeine Retrotrend; sich wieder einmal jung fühlen; einen Abend bei Motto-Parties den Alltag hinter sich lassen. Diese Gründe nennt Barabara Strohal, Verkäuferin im Kostümgeschäft K + K Domgasse ums Eck vom Wiener Stephansdom, warum Erwachsene jeden Alters bei ihr vorbeischauen, um Kostüme zu kaufen. Besonders beliebt sind derzeit Kostüme aus aktuellen Heldenfilmen wie Batman oder Superman sowie Klassiker wir Piraten, Ritter, Cowboys und Indianer. Frauen wiederum verwandeln sich gerne in Prinzessinnen. Die Kostüme mit allem drum und dran sind ab 30 Euro aufwärts zu haben.

Einen Rückgang an Faschingsbällen ortet hingegen Lambert Hofer vom gleichnamigen Kostüm- und Frackverleih in der Wiener Simmeringer Hauptstraße. Mottoparties wie die 20er-Jahre oder Rokoko seien hingegen im Trend.

Bei den klassischen Bällen sind Frack oder Smoking Pflicht, die Ausleihungen würden „auf Rekordniveau super“ laufen. „Vielleicht ist der allgemeine Trend zum Leihen auch bei uns angekommen“, mutmaßt Hofer. Etliche Kunden würden sich jedes Jahr den selben Frack leihen (240 Euro samt Reinigung und Anpassung). „Wenn die Größe nach einem Jahr und einigen Bieren nicht mehr ganz passt, ändern wir das natürlich“, so Hofer schmunzelnd.

-Robert Kleedorfer

Bis zu 50.000 Besucher werden am 26. Februar wieder nach Mödling strömen, zum großen jährlichen Faschingsumzug. Es ist der Höhepunkt der Faschingszeit in der Kleinstadt, nur eine Viertelstunde Fahrzeit südlich von Wien. Schon am Tag zuvor werden auf Bällen und Gschnas die letzten Tage des Faschings gefeiert und am Dienstag durchzieht dann eine Partymeile die Stadt.

Bei den Gastronomen in Mödling klingeln an diesen Tagen die Kassen. „300.000 Euro Umsatz, vorsichtig geschätzt“, sagt Bürgermeister Hans Stefan Hintner. Er rechnet mit zumindest zehn Euro Ausgaben pro Person beim Faschingsumzug und 20 Euro auf der Partymeile. Dazu kämen noch 20.000 Euro, die Veranstalter, Vereine und Kostümverleihe über das Wochenende einnehmen. „Wir als Gemeinde unterstützen das. Denn viele Besucher kommen zum Fasching zum ersten Mal nach Mödling und sehen, dass wir eine schöne Altstadt, Heurigen und Wanderwege haben“, betont Hintner. Für die Stadt selbst allerdings bringe der Fasching vor allem eines: Kosten. Sechs bis sieben Tonnen Müll allein auf der Partymeile müssen weggeräumt werden. Dazu kämen Ausgaben für Sicherheit.

-Irmgard Kischko

Eines ist unbestritten: Noch mehr Sekt als in der Ballzeit wird nur zu Silvester getrunken. Wie viele Flaschen in den Ballnächten geköpft werden, können aber nicht einmal die Kellereien seriös beantworten. Schließlich decken sich viele Gastronomen und Caterer schon im Herbst mit genügend Kisten ein. Ob die Flaschen dann zu Silvester oder erst in den Wochen danach geleert werden, ist aus Winzer-Sicht eigentlich egal.

„Der Fasching beginnt ja eigentlich schon im Herbst, so gesehen fällt er mit dem Silvestergeschäft zusammen“, sagt Markus Graser von der Schlumberger Wein- und Sektkellerei in Wien. Österreich hat beim Sektkonsum jedenfalls Nachholbedarf: Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei rund 30 Gläsern im Jahr. Unsere deutschen Nachbarn schaffen rund zehn Gläser mehr.

Im Sektmarkt mischen übrigens immer mehr Anbieter mit. Vor zehn Jahren haben 70 österreichische Winzer und Kellereien Sekt hergestellt, mittlerweile sind es fast doppelt so viele. Eine Flasche zum Aktionspreis gibt es so gut wie immer – jede zweite Flasche wird nicht zum regulären Preis verkauft.

2014 brachte die Wiedereinführung der Schaumweinsteuer die Sekt-Macher zum Schäumen. Da die Konkurrenten aus der Prosecco- und Frizzante-Herstellung von der Steuer nicht betroffen sind, haben diese einen Konkurrenzvorteil.

-Simone Hoepke

Einer der großen Wiener Ball-Caterer ist die Firma Gerstner, die neben dem Wiener Opernball 21 Bälle in der Wiener Hofburg betreut, unter anderem den Silvesterball, den Hofburgball der Wiener Wirtschaft, den Jägerball, den Juristenball, den Ball der Wiener Kaffeesieder oder den Zuckerbäckerball. Besonders aufwendig ist das Catering beim Opernball, da die Wiener Oper logistisch nicht für solche Events ausgerichtet ist. „Enge Wege, wenig Platz für Manipulation und Gäste auf mehreren Etagen machen den Nachschub zur größten Herausforderung“, sagt Gerstner-Geschäftsführer Oliver Braun.

Gerstner ist einer von mehreren Caterern beim Opernball. Laut eigenen Angaben karrt er mit drei Sattelschleppern 27 Tonnen Speisen, Getränke und Equipmentan. Darunter 40.000 Gläser, 5000 Besteckteile, 600 Sektkübel. Es muss immer genügend Nachschub vorhanden sein – schließlich verbrauchen die Besucher einer einzigen Loge bis zu 400 Gläser. Würstel kosten beim Opernball heuer übrigens 10,50 Euro.

-Simone Hoepke

Am 23. Februar ist nicht nur der Höhepunkt der Ballsaison, sondern auch der Höhepunkt der Hochsteckfrisur: Heuer hat der Wiener Opernball mit Bundy Bundy erstmals einen eigenen Hairstyling-Partner. Bundy-Creative-Director Gerhard Kopfer kreierte eine „Opernball-Frisur des Jahres“, die an Hollywood-Diva Grace Kelly erinnern soll. „Unfrisiert mit offenen Haaren am Ball zu erscheinen ist ein No-Go“, verrät Bundy-Bundy-Geschäftsführer Georg Bundy. Die Ballsaison sei für das Unternehmen „immens wichtig“, weil sie in den zwei Monaten die Kundenfrequenz wesentlich erhöhe.

Besonders freut Bundy, dass die heurige Ballsaison länger läuft als im Vorjahr, mit dem Geschäft ist er schon jetzt zufrieden. Abhängig von Haarlänge und Aufwand beträgt die Preisspanne einer Hochsteckfrisur zwischen 70 und 130 Euro. Für das Make-up fallen zusätzliche Kosten von rund 50 Euro an. Für eine Ballfrisur muss ein Zeitaufwand zwischen 45 Minuten und zwei Stunden einkalkuliert werden. Es machen sich auch immer mehr Männer für den Ball fein, bestätigt Bundy. „Herren sind eine wichtige Zielgruppe.“ Sie kommen zumeist früher, schon ein bis zwei Tage vor dem Ball für ein Styling-Service.

-Anita Staudacher

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