Die Käsemacherinnen aus dem Waldviertel

Geschäftsführerinnen Doris Ploner (re.) und Tanja Hahnl
Rund drei Viertel der 150-köpfigen Belegschaft sind beim Milchveredler "Die Käsemacher" weiblich.

Das Firmenlogo deutet an, dass kernige Typen hinter der Marke "Die Käsemacher" stecken. Seit der Gründung im Jahr 1991 hält darauf ein kraftvoll wirkender Senner einen Leib Käse in der Hand. Wer sich im Hauptquartier der Waldviertler Milchveredler in Vitis, Bezirk Waidhofen an der Thaya (NÖ), umsieht, bemerkt recht bald, dass die männlichen Mitarbeiter überraschenderweise eine kleine Randgruppe darstellen.

Drei Viertel der 150-köpfigen Belegschaft sind weiblich. Neben den beiden Geschäftsführerinnen Doris Ploner und Tanja Hahnl befinden sich auch viele andere Führungspositionen – von Vertrieb über Einkauf und Marketing bis zur Produktion – in weiblicher Hand.

Was sich wie eine ausgemachte Sache anhört, hat sich jedoch im Laufe der Jahre entwickelt. "Wir haben nicht bewusst darauf geachtet. Der hohe Frauenanteil hat sich ergeben", sagt Firmenchefin Doris Ploner, die seit rund drei Jahren den Betrieb führt. Von den 150 Mitarbeitern sind 112 Frauen.

Gerade die Tätigkeit in der Fertigung ist für Mütter attraktiv, weil sie von 6 bis 12 Uhr Teilzeit arbeiten können, um am Nachmittag bei ihren Kindern zu Hause zu sein. "Mir ist wichtig, dass es flexible Arbeitszeiten gibt. So landet keiner in der Karriere-Sackgasse", erklärt die erst 28-jährige Geschäftsführerin.

Geschäftsführung

Schneller als gedacht kletterte Doris Ploner die Karriereleiter hinauf. Den Einstieg in die Firma ihres Vaters Hermann, 58, erlebte sie wie einen Sprung ins eiskalte Wasser. "Noch dazu war es einer mit viel Anlauf", scherzt sie. Im Sommer 2013, nur zwei Wochen nach dem Abschluss ihres Wirtschaftsstudiums, übernahm sie schon die Geschäftsführung.

Für eine Einarbeitungsphase blieb überhaupt keine Zeit. Es ging darum, das Unternehmen, das nach einem schweren Verkehrsunfall ihres Vaters in finanzielle Turbulenzen geraten war und sich während dieser schwierigen Phase im Umbau befand, aus der Insolvenz zu führen. "Ich habe schnell realisiert, dass das, was man im Studium lernt, sehr theoretisch ist und nur wenig mit der Praxis zu tun hat. Zum Glück standen alle Kollegen hinter mir und haben mitgeholfen, den Betrieb auf neue Beine zu stellen", schildert Ploner heute stolz.

Nur um Haaresbreite gelang ein Neustart. Und das mit fünf neuen Investoren aus dem Waldviertel, die nach wie vor öffentlich nicht genannt werden wollen, aber als regional verwurzelte Idealisten beschrieben werden. Obwohl davor treibende, finanzpotente Kräfte hartnäckig versucht hatten, die Käsemacher zu übernehmen und vermutlich nur lukrative Geschäftsbereiche weiterzuführen, konnte Firmenchefin Doris Ploner kühlen Kopf bewahren und gemeinsam mit dem Masseverwalter ein Konzept für den Weg aus der Krise entwickeln. "Ich bin immer ruhig geblieben und habe keine Panik bekommen", schildert Ploner.

Sanierungsplan

Nachdem der Sanierungsplan in der Gläubigerversammlung akzeptiert wurde, mussten mehrere firmeninterne Strukturen gestrafft werden. "Wir haben die Produktion effizienter gestaltet und Erzeugnisse aus dem Sortiment entfernt, die nur wenig Umsatz erzielten", sagt Ploner.

Auch wenn in den vergangenen drei Jahren der Umsatz von 21 auf 18,5 Millionen Euro pro Jahr zurückgegangen ist, sehen sich die Käsemacher gut für die Zukunft aufgestellt. In den kommenden Jahren wird mit einem Zuwachs gerechnet, weil neue Entwicklungen umgesetzt wurden. "Dazu zählt beispielsweise die neue vegane Linie, die wir mit Humus produzieren", sagt Ploner.

Seit dem vergangenen Herbst gibt es Antipasti-Klassiker wie Peppersweat, Yellobell, Oliven und Pfefferoni als vegane Variante. Damit hat Käsemacher den Trend zur mediterranen Küche aufgegriffen und Verkaufsschlager mit einer orientalischen Note auf den Markt gebracht. Die Produktinnovation sieht Ploner nach wie vor als Steckenpferd, weil das Waldviertler Familienunternehmen damit groß geworden ist.

Exporte

Der Fokus liegt dabei nicht nur auf dem österreichischen Käsemarkt, der mehr als die Hälfte der jährlichen Produktionsmenge ausmacht, sondern auch auf Europa. Die Exportquote beträgt aktuell 45 Prozent. "In Deutschland ist noch Luft nach oben. Dort ist der Markt sehr stark umkämpft", weiß Ploner. Indessen ist man mit den jüngsten Umsätzen in Norwegen und Finnland sehr zufrieden. Mit einem Relaunch der Etiketten und neuer Webseite wollen die Käsemacher ihre Marke und Produkte in diesem Jahr noch besser positionieren.

Insgesamt werden pro Jahr etwa fünf Millionen Liter Milch verarbeitet. Die Lieferanten sind 50 Schaf- und Ziegenbauern, die im Wald-, Most- und Mühlviertel Betriebe mit 30 bis 250 Muttertieren führen. Das Gemüse für das Antipasti-Sortiment wird von Landwirten aus Österreich und Griechenland angebaut und geerntet.

Kommentare