Begleiter auf dem Weg zum Job

Ausbilderkurse werden in Österreich von mehreren Bildungseinrichtungen angeboten
Ausbilder bringen ihren Schützlingen mehr bei: sie lehren Verantwortung zu übernehmen, sich in ein Team zu integrieren und den richtigen Umgangston zu treffen. Ausbilder von Miba und Doppelmayr erklären, wie sie das machen.

Jeder Betrieb benötigt qualifizierte Fachkräfte. Viele Unternehmen bilden deshalb Lehrlinge aus und sorgen so selbst für den fachlich qualifizierten Nachwuchs. Doch nicht jede Person im Betrieb darf Lehrlinge auch ausbilden – in jedem Unternehmen muss es zumindest einen dazu befähigten Ausbilder geben. Dieser muss neben fachlichen Fähigkeiten auch pädagogisch-methodische und rechtliche Kenntnisse nachweisen können.

Ausbildung

Ausbilderkurse werden in Österreich von mehreren Bildungseinrichtungen (wie WIFI und BFI) berufsbegleitend angeboten. In rund 40 Unterrichtseinheiten werden Themenschwerpunkte wie die Festlegung von Ausbildungszielen, die Ausbildungsplanung, kommunikative Fähigkeiten, pädagogische Ansätze und rechtliche Grundlagen behandelt. In Wien wird die Ausbildung auch finanziell unterstützt: Der waff fördert einen Teil der Kosten des Ausbilderkurses sowie der Prüfungsgebühren.

Lehrlingsausbilder haben es schließlich mit jungen Menschen zu tun, die neben den fachlichen Kompetenzen auch das erforderlichen Benehmen lernen müssen. "Vielen von ihnen mangelt es an einem normalen Umgangston, Kollegen, Kunden und Vorgesetzten gegenüber", sagt Christian Danzer, Ausbildungsleiter bei der Miba Sinter Austria in Vorchdorf, einem Zulieferer für die Autoindustrie. "Sie müssen erst lernen, zu grüßen und nicht in Kürzeln zu sprechen wie auf WhatsApp." Aus diesem Grund absolvieren die Miba-Lehrlinge Seminare bei externen Trainern. Hier werden sie in Soft Skills geschult, etwa Kommunikation, Konfliktmanagement und Mobbing. "Wir machen auch viele Outdoor-Trainings, zum Beispiel auf einer Selbstversorgerhütte am Berg, oder die Lehrlinge gehen mit Führungskräften bergsteigen und lernen sie dabei kennen", nennt Danzer Beispiele.

"Wir haben diese Probleme nicht", sagt Udo Messner, Ausbildungsleiter beim Seilbahnunternehmen Doppelmayr in Wolfurt. "Denn wir legen bereits bei der Auswahl sehr viel Wert auf Disziplin, Durchsetzungskraft, Begeisterungsfähigkeit, gepflegtes Äußeres und Teamfähigkeit. Das ist uns wichtiger als die Noten der Jugendlichen." In Seminaren wird bei Doppelmayr die Persönlichkeitsentwicklung gefördert.

Ausbilder als Erzieher

Da sich viele Jugendliche in einer schwierigen Lebensphase befinden, übernimmt der Ausbilder auch automatisch die Rolle des Erziehers oder eines Ersatzelternteils. "Ein Lehrling ist zu mir gekommen und hat mich nach meiner Meinung gefragt, weil er sich ein Piercing machen will", erzählt Messner. "Ich habe ihm gesagt, alles was nicht sichtbar ist, geht aus meiner Sicht in Ordnung, alles andere muss er mit seinen Eltern besprechen." Gefragt sind Ausbilder, die auf der emotionalen, pädagogischen und sozialen Ebene auf die Jugendlichen eingehen, sie führen und anleiten. Die Betriebe müssen Augenmerk darauf legen, dass die Ausbilder für diese Aufgaben sensibilisiert und geschult werden. Denn die Jugendlichen müssen sich in ihrer neue Rolle wohlfühlen, mit der Hierarchie am Arbeitsplatz zurechtkommen, sich in ein Team integrieren und Verantwortung für sich selbst übernehmen. "Viele sind heute schwieriger zu motivieren als früher", sagt der Miba-Ausbilder. "Das Motto: ,Genügend ist genug‘ lernen sie bereits in der Berufsschule." Daher wurden Prämien- und Belohnungssysteme ins Leben gerufen. "Wir halten nichts von finanziellen Anreizen, aber es gibt zum Beispiel Ausflüge für jene, die eine Auszeichnung erhalten haben", sagt Danzer.

Nicht immer einfach ist es auch, den Lehrlingen beizubringen, Verantwortung zu übernehmen. "Denn das ist kein Grundwert mehr, wie es früher war", sagt Danzer. "Konkrete Ziele werden daher schriftlich vereinbart und die Jugendlichen müssen sich selbstverantwortlich darum kümmern, wie sie diese auch erreichen." Die Verantwortung Kunden gegenüber wird in Projekten geübt. Im letzten Lehrjahr verlassen die Jugendlichen dann den geschützten Bereich und werden in Unternehmensbereiche für die Spezialausbildung eingegliedert.

"Belohnt wird die Arbeit der Ausbilder mit extrem schönen Entwicklungsgeschichten", sagt Danzer. "Ein Lehrling hat gleichzeitig zur Lehre an der KTLA den Ingenieur mitgemacht und leitet nun auch noch den Redaktionsblog der Lehrlinge."

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