Bundesbankchef kritisiert EZB-Hilfe

Bundesbankchef kritisiert EZB-Hilfe
Jens Weidmann kritisiert die Geldflut der Zentralbank und fordert eine andere Taktik.

In seiner ersten Bilanzpressekonferenz zeigte sich der neue Bundesbankchef Jens Weidmann besorgt über die extreme Flutung der Märkte mit Geld durch die EZB. Die Risken daraus und aus gigantischen Ankäufen wertgeminderter Anleihen der Euro-Sorgenländer machten mehr Vorsorge für Ausfälle erforderlich.

Diese Rückstellungen seien der Grund für den scharfen Gewinneinbruch der Bank von 70 Prozent auf nur noch 600 Millionen Euro. Der entgangene Gewinn war im Budget von Finanzminister Wolfgang Schäuble eingeplant: Er ist somit eine direkte Folge der deutschen Hilfe für überschuldete Euro-Länder.

Vorwand

Noch härtere Kritik an der EZB übte Weidmann in einem zeitgleichen Gastbeitrag für die FAZ: Die von EZB-Chef Mario Draghi entschiedene Geldvermehrung von einer zusätzlichen Billiarde Euro innerhalb von drei Monaten müsse „begrenzt und befristet sein und keinesfalls der Vorwand für die Schuldenländer, dringend notwendige Reformen weiter aufzuschieben“. Die EZB-Milliarden waren überwiegend von den Banken der Schuldenländer genutzt worden, um für sich gewinnbringend deren Defizite über neue Anleihekäufe zu finanzieren.

Weidmann verlangt ein „zügiges Konzept“ für das Zurückfahren der Geldschwemme: Nur das vermeide den Eindruck, dass sich die EZB in den Dienst der Defizitfinanzierung undisziplinierter Schuldenländer stelle. „Die Risiken, die das Eurosystem übernimmt, sind zu einem gewissen Grad unvermeidlich, aber wir setzen uns mit Nachdruck ein, dass sie in vertretbaren Grenzen bleiben“, so Weidmann.

Er hatte schon zuvor in einem Brief an Draghi diese Risken kritisiert und gegen weitere Käufe von Anleihen der Südländer argumentiert. Die EZB setzte sie vergangene Woche trotzdem fort. Obwohl größter Zahler und Gläubiger, ist die Bundesbank im EZB-Rat weitgehend isoliert. Auch Österreichs Vertreter befürwortete bisher die Geldschwemme.

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