Brasilien: Politbeben lässt Börse einbrechen

Der Politskandal beherrscht die Schlagzeilen in Brasilien.
Präsident Temer wegen Korruptionsaffäre möglicherweise vor dem Aus. Aktienhandel nach Absturz um über zehn Prozent zeitweilig ausgesetzt.

Brisante Enthüllungen und Spekulationen über einen Rücktritt von Brasiliens Präsident Michel Temer haben die Börse des fünftgrößten Landes am Donnerstag zu Handelsbeginn abstürzen lassen. Der Leitindex Ibovespa mit den Werten von rund 70 Unternehmen fiel an der Börse in São Paulo um 10,46 Prozent, der Handel musste zeitweilig ausgesetzt werden.

Wichtige Aktien stürzten ab

Der Dollar wurde so stark wie seit Wochen nicht mehr im Vergleich zur Landeswährung Real notiert, der Kurs lag bei einem Dollar zu 3,3150 Real. Aktien des Petrobras-Konzerns fielen um 20 Prozent, die Papiere der Banco do Brasil um fast 25 Prozent.

Worum es im Polit-Skandal geht

Brasilien: Politbeben lässt Börse einbrechen
FILE PHOTO - Brazil's President Michel Temer looks on during a ceremony at the Planalto Palace, in Brasilia, Brazil April 12, 2017. REUTERS/Ueslei Marcelino/File Photo
Temer soll aktiv geholfen haben, mit Hilfe von Geldzahlungen einen Mitwisser in einem Korruptionsskandal zum Schweigen zu bringen. In Brasilia war nach dem Bekanntwerden von angeblich stark belastenden Tonaufnahmen von einer "Bombe" die Rede. Temer sagte alle Termine ab und kündigte eine Erklärung an. Der konservative Politiker hatte erst vor einem Jahr die suspendierte und später des Amtes enthobene linke Präsidentin Dilma Rousseff abgelöst. An den Märkten war der Wechsel positiv aufgenommen worden.

Brasilien, bis 2015 noch siebtgrößte Volkswirtschaft der Welt, befindet sich in einer tiefen Rezession.

Mehr als 13 Millionen Arbeitslose

2015 sank das Bruttoinlandsprodukt um 3,8 Prozent, 2016 um 3,6 Prozent. 13,5 Millionen Menschen sind arbeitslos. Zuletzt gab es aber Anzeichen einer leichten Besserung, die Märkte begrüßten Temers Privatisierungspläne etwa bei großen Flughäfen und einschneidende Arbeitsmarktreformen, die Unternehmen mehr Freiheiten geben sollen.

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