BAWAG sagt signifikante Dividenden zu

BAWAG sagt signifikante Dividenden zu
Der Börseneuling prüft erneut ein Handvoll Zukäufe, der Vertrag mit der Post AG könnte früher enden.

Fünf Zukäufe hat die BAWAG in den letzten drei Jahren getätigt, darunter die deutsche Südwestbank. Dieser Deal wird noch heuer, im Dezember, finalisiert. Mindestens fünf Kaufziele hat die Wiener Bank auch jetzt im Visier. Die Bank notiert seit 25. Oktober an der Wiener Börse, Mehrheitsaktionäre sind weiterhin die US-Fonds Cerberus und Golden Tree.

"Wir haben eine gute Handvoll von Targets, die wir derzeit analysieren", sagte BAWAG-Finanzvorstand Enver Sirucic am Donnerstag zur APA. Bei einigen befinde man sich in einem relativ fortgeschrittenen Stadium. Wann die nächste Akquisition anstehen könnte, wurde nicht gesagt.

Die Bank plant bis 2020, rund eine Milliarde an Überschusskapital aufzubauen. Dieses Kapital, das über die Mindest-Kernkapitalanforderungen hinausgeht, soll in organisches Wachstum und in Übernahmen und Fusionen fließen. Sollte solches Überschusskapital nicht für Einkäufe verwendet werden, dann könnte die Bank Geld an die Aktionäre zurückgeben, also "Zusatzausschüttungen oder Aktienrückkäufe tätigen", sagte Sirucic heute. "Wir werden das jedes Jahr neu bewerten."

BAWAG sagt signifikante Dividenden zu
ABD0012_20171025 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA0118 VOM 25.10.2017 - BAWAG-Chef Anas Abuzaakouk und Börsechef Christoph Boschan am Mittwoch, 25. Oktober 2017, anl. eines Fototermins zum Börsengang der BAWAG in Wien. Die Papiere sind bei 47,30 Euro gestartet. - FOTO: APA/APA-FOTOSERVICE - ++ WIR WEISEN AUSDRÜCKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GRÜNDEN AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ANGEFÜHRTEN ZWECK UND REDAKTIONELL ERFOLGEN DARF - VOLLSTÄNDIGE COPYRIGHTNENNUNG VERPFLICHTEND ++
Den Aktionären winkt heuer jedenfalls eine Dividende. Zur genauen Ausschüttungshöhe gab es heute noch keine Angaben. Es wurde aber auf das Ziel verwiesen, heuer mehr als 500 Mio. Euro Vorsteuergewinn einzufahren. Künftig will die Bank 50 Prozent vom Nettogewinn an die Aktionäre ausschütten. Diese Ausschüttungspolitik wurde zum Börsengang verkündet.

Mit dieser Dividendenpolitik werde die Bank 2017 schon beginnen, sagte der Vorstand heute, allerdings gilt das Dividendenauszahlungsziel von 50 Prozent so nur für das laufende 4. Quartal. In Summe wird für diese Ausschüttungsquote für das laufende Jahr noch der Durchschnitt der Quartalsergebnisse als Basis herangezogen.

Vor dem Börsengang gab es schon eine Zwischendividende für die Altaktionäre: An die Eigentümerholding "Promontoria Sacher Holding" wurden Anfang September 51,6 Mio. Euro ausgeschüttet, der Dividendenbetrag pro Aktie betrug 52 Cent.

Mit "Qlick" nach Deutschland

Die BAWAG-Direktbanktochter easybank hat seit einigen Monaten die Aufsichtsgenehmigung für eine Zweigniederlassung und Entwicklung digitaler Vertriebssysteme auch in Deutschland in der Tasche. Auf den deutschen Markt kommen wird die österreichische Direktbank unter der neuen Marke "Qlick".

Diese Direktbankmarke gilt nur für den Einsatz im deutschen Geschäft, heißt es von der Bank. Der Start unter dieser Marke in Deutschland soll noch heuer erfolgen, im aktuellen Quartalsbericht ist vom 4. Quartal 2017 die Rede.

Trennung von der Post

Zum Börsengang hat die BAWAG angekündigt, die langjährige Vertriebspartnerschaft mit der Österreichischen Post aufzukündigen. Am 9. November hat die BAWAG die Post nun offiziell über die Vertragskündigung informiert. "Unsere Zusammenarbeit endet somit am 31. Dezember 2020, sofern sich beide Parteien nicht auf eine frühere Beendigung einigen sollten", heißt es im Zwischenbericht. Der BAWAG-Vorstand sprach heute von mehreren Optionen, darunter auch einer früheren Beendigung - abhängig davon, was sich auf der Seite der Post tut, wie Sirucic heute sagte.

Die Post sucht wie berichtet neue Bankpartner. U.a. wurde dazu zuletzt die deutsche Commerzbank kolportiert, die sich der Postfilialen künftig bedienen könnte. Dazu gab es bisher aber keine Bestätigungen. BAWAG und Post lagen seit längerem auch wegen der Entgelte im Clinch, die die Bank an die Post für die Nutzung der Postämter zahlt.

Zur Zeit betreibt die BAWAG noch 433 Filialen mit der Post. Die BAWAG hat 74 eigene Filialen, vor allem in städtischen Regionen. Sie will diese Zahl nur mehr auf rund 100 aufstocken - zumal es bei der Kundenfrequenz im Schaltergeschäft schon in den vergangenen Jahren zweistellige Rückgänge gab - und dort mehr aufs Beratungsgeschäft sowie mobilen Vertrieb und digitale Plattformen setzen. Das soll weiter sparen helfen.

Vertrag mit der Republik

Einen aufrechten Vertrag hat die BAWAG mit der Republik Österreich, die zu den größten und wichtigsten Zahlungsverkehrskunden der Bank gehört. Zu den "Staatskonten" war die BAWAG mit der Übernahme der Postsparkasse gekommen. "Wir glauben, dass die Republik Österreich mit unserem Service zufrieden ist", sagte der BAWAG-Vorstand heute.

In der Zwischenbilanz per Ende September meldete die BAWAG heute einen Rekord beim Vorsteuergewinn im 3. Quartal in Höhe von 131,8 Mio. Euro (plus 7,9 Prozent) und einen Nettoquartalsgewinn von 100,5 Mio. Euro (plus 4,4 Prozent). Nach neun Monaten lag das Ergebnis vor Steuern bei 382 Mio. Euro, ein Plus von 4,3 Prozent. Deutliche Zuwächse werden im Zinsgeschäft ausgewiesen. Unterm Strich lag der Neunmonatsgewinn mit 304 Mio. Euro allerdings 20 Prozent unter dem Vorjahreswert, weil voriges Jahr ein einmaliger Steuereffekt half.

Die Aktie der BAWAG wurde am Vormittag mit 43,4 Euro um 0,6 Prozent höher gehandelt. Der Start an der Börse Ende Oktober verlief holprig, die Aktie blieb bisher unter dem Ausgabekurs von 48 Euro. Über die Börse haben die großen US-Fonds Aktienpakete abgegeben, mit bis zu 1,93 Mrd. Euro war der BAWAG-Aktienverkauf der bisher größte Börsengang in Österreich. Bankchef Anas Abuzaakouk sprach von einem neuen Kapitel in der 130-jährigen Geschichte der Bank.

Cerberus hatte die damals von einem Spekulationsskandal erschütterte einstige Gewerkschaftsbank vor zehn Jahren gekauft, mit Golden Tree kam im Verlauf ein weiterer US-Kernaktionär dazu.

Kommentare