Börsen klagen über neue EU-Finanzmarkt-Richtlinie

Wiener-Börse-Chef Christoph Boschan ist mit MiFID II nicht glücklich
MiFID II. "Großer Aufwand für wenig Nutzen".

Mit der Finanzmarktrichtlinie MiFID II hat die EU den Börsen einen Bärendienst erwiesen, so zumindest die Sicht der Handelsplatzbetreiber. „Wir setzen die Richtlinien konsequent um, empfinden es aber als große Tragik, dass auch die Börsen diese Regulierung der Märkte zu durchleiden haben“, sagt Christoph Boschan, Vorstandsvorsitzender der Wiener Börse.Denn gerade die Börsen seien immer transparent und funktional gewesen, auch während der Finanzkrise.

Mit MiFID II muss die Börse ihre IT-Systeme, das Berichtwesen und die Handelsabläufe genau dokumentieren und öffentlich zugänglich machen. Die EU will damit die Transparenz für die Kunden verbessern. Boschan stellt sich die Frage, warum der Aufwand nötig gewesen sei, man hätte sich stattdessen auf eine Vorwärtsentwicklung der Börsen konzentrieren können. „Es ist ein marginaler Marktfortschritt für einen großen Aufwand“, klagt Boschan.

Heike Arbter, Vorsitzende des Zertifikate Forums Austria, schließt sich Boschan an. „Die Transparenz ist in Österreich immer sehr groß gewesen.“ Die Regularien hätten die Branche wie eine Revolution getroffen, sie sei seit 1990 im Geschäft und habe noch nichts Ähnliches erlebt. „Wir konnten uns 2017 nicht um die Investoren und die Weltmärkte kümmern, sondern waren mit uns selbst beschäftigt“, so Arbter.

Nicht ausgestanden

Mit dem Start von MiFID II mit Anfang dieses Jahres sei die Arbeit noch nicht erledigt. Man werde sich auch in den kommenden Monaten mit den Regularien intensiv beschäftigen, um sie investoren- und marktfreundlich hinaustragen zu können.

MiFID ist eine Richtlinie der EU, die die Finanzmärkte im europäischen Binnenmarkt harmonisieren soll. Der Anlegerschutz soll verbessert und der Wettbewerb verstärkt werden. Die Richtlinie ist Anfang Jänner in Kraft getreten.

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