Kirche kritisiert "Melden Sie uns Arbeitsunwillige"-Kampagne

Laut Pensionsexperte Bernd Marin existieren solche Verträge auch bei anderen Insitutionen – wie etwa der Wirtschaftskammer…
Die Wirtschaftskammer appelliert an Unternehmen, Arbeitsunwillige zu melden. Die Arbeitslosenstiftung der Diözese Linz sieht darin einen "Aufruf zur Unmenschlichkeit".

Die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung der Diözese Linz kritisiert die Kampagne der Wirtschaftskammer, in der an Unternehmen appelliert wird, Arbeitsunwillige zu melden, scharf. Es sei "ein Aufruf zur Unmenschlichkeit", jene an den Pranger zu stellen, die sich um einen Job bewerben, ihn aber "scheinbar" nicht wollen, zitierte Kathpress am Dienstag den Leiter der Stiftung, Christian Winkler.

Die genauen Kriterien der Arbeitsunwilligkeit würden seitens der Wirtschaftskammer nicht näher erläutert, bemängelte Winkler. Die Interessenvertretung vertraue nur auf das Gefühl der Personalverantwortlichen. Kämen diese zum Urteil, ein Bewerber wolle den Job gar nicht wirklich, sondern sei nur gekommen, "um den Stempel abzuholen", könne eine Meldung für den Betroffenen gravierende Folgen haben: Als Sanktion werde das Arbeitslosengeld für mindestens vier Wochen gestrichen und der Druck dadurch massiv erhöht.

"Nicht wollen" in vielen Fällen "nicht können"

Das vermeintliche "nicht wollen" sei in vielen Fällen aber ein "nicht können", so Winkler. Die Hintergründe - beispielsweise gesundheitliche Einschränkungen etc. - seinen in den Personalbüros von Unternehmen meist nicht ersichtlich. Diözesanbischof Manfred Scheuer betonte, die Kirche müsse zu einem Klima beitragen, "in dem die Schuld nicht bei den arbeitslosen Menschen selbst gesucht wird".

Wie der KURIER berichtete, hat ein Newsletter, den Bezirksstellen der Wirtschaftskammer (WK) Tirol Newsletter an ihre Mitglieder verschickt haben, bei einigen Empfängern für Stirnrunzeln gesorgt. Sie werteten den Text als Aufruf zur Spitzelei. Die WK-Mitglieder wurden aufgefordert, Arbeitslose an die Kammer zu melden, "die sich nur den berühmten 'Stempel' abholen bzw. von vornherein gar nicht an einer Arbeitsaufnahme interessiert sind".

Die Namen will die Kammer dann über den jeweiligen Regionalbeirat ans AMS weiterleiten, damit es zu Prüfverfahren kommt, die in der Streichung des Arbeitslosengeldes münden können. Die Möglichkeit einer Meldung direkt ans AMS hatten Unternehmer freilich schon bisher. Die Jobagentur ist sogar darauf angewiesen.

Doch Tirol steht damit nicht alleine da. Auch Bezirksstellen der Wirtschaftskammer Oberösterreich haben derartige Aufrufe zum Anschwärzen gestartet: "Wir machen das seit Anfang Juni. Wir rufen Betriebe dazu auf, offenkundig Arbeitsunwillige zu melden", sagte Walter Bremberger, Direktor der Wirtschaftskammer Oberösterreich. Kritik an der Aktion kann er nicht verstehen.

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