Billig-Airlines und Langstrecken beflügeln den Flughafen Wien

Billig-Airlines und Langstrecken beflügeln den Flughafen Wien
Rund 1,6 Milliarden Euro werden in den nächsten zehn Jahren in den Wiener Airport investiert. Und der Kampf um die dritte Piste geht weiter.

Der Flughafen Wien nimmt in den nächsten zehn Jahren 1,6 Milliarden Euro in die Hand, um seine Kernfunktion als Drehkreuz von West- nach Osteuropa, als Langstrecken-Hub und als Business-City weiter auszubauen. Die Kosten für eine etwaige dritte Piste sind dabei noch nicht eingerechnet.

"Im Wettbewerb um die Passagiere behaupten wir uns gut", sagt Flughafen-Wien-Vorstand Julian Jäger. Von Jänner bis Ende Mai 2017 konnte das Passagier-aufkommen in Schwechat um 6,7 Prozent gesteigert werden, auch die Zahl der Transfer-Passagiere legte im Mai um sechs Prozent zu. Mit der Tochter Flughafen Malta beträgt der Zuwachs mehr als neun Prozent.

Treiber dieses Wachstums sind Billig-Airlines wie Eurowings und Easyjet und die Langstrecken-Flüge. Die Low-Cost-Carriers werden heuer an die vier Millionen Personen von Wien aus in alle Windrichtungen verfrachten, das ist eine Million Passagiere mehr als im Vorjahr. Einen Boom gibt es bei Flügen nach Russland und China.

Dünne Luft für Air Berlin

Doch nicht alles ist eitel Wonne. Die wirtschaftlichen Probleme bei der deutschen Fluglinie Air Berlin sorgen auch in Wien für Turbulenzen. "Es ist höchst unklar, wie es bei der Air Berlin-Gruppe und ihrer Tochter Niki weitergeht" sagt Jäger. "Ich rechne damit, dass Air Berlin zwei Millionen Passagiere weniger in Wien abfertigen wird. Wir freuen uns aber, dass dieses Minus von Eurowings und AUA kompensiert wird." Den größten Passagier- und Marktanteil hat die AUA mit 40 bis 45 Prozent.

Billig-Airlines und Langstrecken beflügeln den Flughafen Wien
ABD0051_20170323 - WIEN - ÖSTERREICH: (v.l.), Günther Ofner und Julian Jäger, Vorstände der Flughafen Wien AG, im Rahmen einer PK "Österreich braucht die 3. Piste - Flughafen Wien bringt Rechtsmittel ein" am Donnerstag, 23. März 2017 in Wien. - FOTO: APA/HANS PUNZ
"Heuer wird die AUA in die Nähe der 50 Prozent wachsen", weiß der Manager. "Und wir hoffen, dass dieser Anteil in den nächsten Jahren stabil bleibt." Das hänge aber auch von den Investitionen in Langstrecken-Flugzeuge ab. So wird die AUA im Frühjahr 2018 eine sechste Boeing 777 in Wien stationieren.Was den Ausbau der Terminals, des Office Parks und des Cargo Centers betrifft, hat das Vorstandsduo Julian Jäger und Günther Ofner ambitionierte Pläne. Rund 500 Millionen Euro werden in den nächsten Jahren dafür investiert. So wird im nicht optimal ausgestatteten Terminal 3 die Gastronomie ausgebaut – zum Teil mit mobiler Gastronomie. Auch wird der britische Star-Koch Jamie Oliver nach dem Take-away-Lokal "Jamie’s Deli" ein "Jamie’s Italian"-Restaurant im Terminal 3 eröffnen. Die Deutsche Post/DHL errichtet bis Ende dieses Jahres ein Logistikcenter (60.000 Quadratmeter) und schafft vorerst 250 neue Jobs. Zugleich soll ein britischer Logistiker angesiedelt werden. Diese Verhandlungen sind aber noch im Gang.

Ausbau der Airport-City

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Bildunterschrift
Außerdem wird das Air Cargo Center um 15.000 Quadratmeter und der Office Park 4 um 26.000 Quadratmeter ausgebaut. Dazu kommen noch Instandhaltungs-Investitionen. "Aus dem Flughafen ist in den vergangenen 20 Jahren eine Stadt geworden", sagt Ofner. Heute werden 20.000 Personen auf dem Flughafen-Areal beschäftigt, davon 5800 direkt beim Airport. Um die wirtschaftliche Zukunft des Airports zu sichern, werde aber eine dritte Piste benötigt.

"Wir hätten damit einen strategischen Vorteil vor anderen Flughäfen", sagt Ofner. 17 Jahre hat das Verwaltungsverfahren in erster Instanz gedauert, zehn Tonnen Unterlagen wurden eingereicht. Bisher kostete das Projekt den Airport mehr als 30 Millionen Euro. Doch das Bundesverwaltungsgericht hat die dritte Piste abgelehnt. Mit der Begründung, sagt Ofner, dass die Verbauung von 600 Hektar die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung gefährde. Nun ist der Verfassungsgerichtshof am Zug. Ofner: "Das Absurde daran ist, dass alle Umweltgutachten das Projekt positiv beurteilten."

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