Billa tauscht den Hausverstand aus

Billa tauscht den Hausverstand aus
Neue Werbelinie ab sofort mit einer Frau. Neue Strategie hin zum "Rundumversorger"

Richtig beliebt war er wohl nie, der "Hausverstand" von Billa. Als der Mann ohne Namen mit Rollkragenpulli und Tweedsakko vor zehn Jahren erstmals im Werbespot der Supermarkt-Kette auftauchte, gab es zum Teil hämische Kommentare über Aussehen und Auftreten. Ein Mann, der den Konsumenten sagt, was sie einkaufen sollen, gab es bisher nicht in der Werbebranche.

Jetzt unterzieht Billa den Hausverstand einer Geschlechtsumwandlung. Ab sofort tritt nämlich eine Frau als Billa-Hausverstand auf. Vom Outfit her unterscheidet sie sich kaum von ihrem männlichen Vorgänger. Die Botschaft soll aber eine andere sein: "Mit einer Frau treffen wir den Zeitgeist der Menschen. Mit ihr werden Attribute wie Nähe, Intuition und Aufmerksamkeit weiter in den Mittelpunkt gerückt", begründet Billa-Vorstand Josef Siess den Schritt. Nachsatz: "Zwei Drittel unserer Kunden sind weiblich, daher wollten wir die Botschaft mit einer Frau verknüpfen".

Der Slogan "Billa, sagt der Hausverstand" wurde in "Billa, sagt mein Hausverstand" umgetextet. Die Werbeagentur blieb dieselbe.

Vom Supermarkt zum Rundumversorger

Am Mittwoch stellte Billa auch seine neue Strategie für die nächsten Jahre vor. Im Fokus steht dabei der Wandel hin zum "Rundumversorger" für Haushalte, wie es Siess ausdrückte. "Als werden künftig sämtliche Bereiche der Haushaltsversorgung bedienen. Dabei wird es über die Grenzen des Lebensmittelhandels hinausgehen", kündigte Siess an. Konkret will Billa diverse Dienstleistungen vom Paketservice über Bankdienstleistungen und Stromversorgung bis hin zum Partyservice anbieten.

Schon jetzt können Billa-Kunden in 135 Filialen ihre DHL-Pakete abholen. Bis zum Jahresende soll das in bis zu 500 der insgesamt 1050 Filialen möglich sein. "Amazon und Google dringen vor in die Haushalte, da wollen wir dabei sein", sagte Billa-Vorstand Robert Nagele. Auch über eine Partnerschaft mit der Post wird verhandelt.

Ausgeweitet werden soll auch das Bankangebot. Schon jetzt kann mit "Bargeld-to-go" an der Kassa Bargeld behoben werden, Nagele kann sich auch Einzahlungsautomaten vorstellen, längerfristig könnten sogar Versicherungsprodukte vertrieben werden. Auch als Energieversorger will sich die Supermarktkette im kommenden Jahr engagieren und Strom-Pakete für Kunden schnüren. Ähnliche Angebote hat es bei anderen Händlern, etwa Hofer und Tchibo, schon gegeben. Beim Partyservice will Billa Internet-Angeboten wie kochabo.at Paroli bieten und ganze Kochboxen offerieren.

Individuelle Preise

Die 4,2 Millionen Billa-Kundenkarten ermöglichen dem Händler jetzt schon individuelle Preisangebote wie etwa bestimmte Aktionen für Vorteilskunden, die nur am Smartphone angezeigt werden. "Wir haben extrem viele Infos aus den Kundenkarten wie etwa Einkaufsverhalten oder Kaufkraft, ohne diese Daten wäre eine individuelle Ansprache gar nicht möglich", erläutert Siess. Die Devise "One size fits all" sei Vergangenheit.

Die Ausstattung der Filialen mit elektronischen Preisschildern - derzeit gibt es zwei Testfilialen - soll weiter ausgebaut werden. Eine flächendeckende Digitalisierung sei derzeit aber zu kostspielig.

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